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Offene Grenzen für reiche Chinesen

Matthias von Hein18. Februar 2014

Rechtsunsicherheit und extreme Umweltverschmutzung treiben Chinas Superreiche ins Ausland. Dort richtet man sich auf die wohlhabende Klientel ein - und bietet Aufenthaltsgenehmigungen im Gegenzug zu Investitionen.

Chinesinnen auf einer Yacht, bei einer Bootsausstellung (Foto: picture alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Im "Sozialismus mit chinesischen Charakteristiken" kann man durchaus zu beträchtlichem Wohlstand kommen - legal und illegal. Die Unternehmensberatung Boston Consulting Group schätzte im vergangenen Jahr die Anzahl chinesischer Dollar-Millionäre auf weit über eine Million. Damit landete China auf der Rangliste der Staaten mit den meisten Millionären auf Platz drei.

Jetzt brachte eine Umfrage unter knapp 400 dieser Millionäre an den Tag, dass nicht weniger als 65% das Land verlassen möchten, in dem sie ihren Wohlstand erworben haben - zumindest streben sie eine Aufenthaltsgenehmigung in einem Drittstaat an und schicken gerne schon mal ihre Familie voraus ins Ausland. Der Umfrage des Shanghaier Unternehmens Hurun zufolge besitzen sogar bereits über 30 Prozent der Befragten eine solche Aufenthaltsgenehmigung. Was treibt die Millionäre in die Flucht? Kristin Kupfer vom Mercator Institute of China Studies in Berlin nennt im Gespräch mit der Deutschen Welle drei Hauptgründe: "Rechtsunsicherheit ist das eine. Dann die Frage nach einem anderen Bildungsumfeld für die eigenen Kinder und die sehr schlechten Umweltbedingungen in China."

Wettbewerb um Kapitalflüchtlinge

Weltweit hat man sich auf die Wohlstands-Flüchtlinge aus China eingestellt: Mit Sonderprogrammen, die Aufenthaltsgenehmigungen im Gegenzug für Investitionen anbieten. Australien, die USA, aber auch zahlreiche Staaten der Europäischen Union sind in einen regelrechten Wettbewerb um die zahlungskräftige Klientel aus China eingetreten. Schon 2012 startete das Euro-Krisenland Portugal sein "Goldenes Visum" Programm: Der Kauf einer Immobilie für mindestens 500.000 Euro wird seither mit einer permanenten Aufenthaltsgenehmigung belohnt. Im letzten Jahr kamen über 90 Prozent der Antragsteller aus China oder Hongkong.

Zahlreiche EU- Staaten sind in einen Wettbewerb um die zahlungskräftige Klientel aus China eingetretenBild: picture alliance / dpa

Im vergangenen September hat das Nachbarland Spanien ein fast identisches Programm eingeführt. Die Krisenstaaten Griechenland und Zypern vergeben Aufenthaltsrechte bereits für Immobilienkäufe ab 250.000 Euro. Und Ungarn lockt Investoren mit einem Programm, dass Aufenthaltstitel gegen Investitionen von mindestens 250.000 Euro in einen fünf Jahre laufenden Staatsfonds anbietet. Selbst die wohlhabenden Niederlande sind auf diesen Zug aufgesprungen: Hier ist die Aufenthaltsgenehmigung für eine Investition von 1,25 Millionen Euro in die lokale Wirtschaft zu haben.

Brückenkopf Hongkong

Dabei spielt offensichtlich keine Rolle, dass chinesische Gesetze die Ausfuhr von mehr als 50.000 US-Dollar pro Jahr verbieten. Die Chinawissenschaftlerin Kupfer verweist auf Enthüllungen im Zusammenhang mit den sogenannten "Offshore Leaks": Demnach gibt es in den kaum regulierten Steueroasen der Karibik mindestens 21.000 Briefkastenfirmen mit chinesischen Besitzern. Viel Geld fließt Kupfer zu Folge auch über Hongkong: "Die Stadt ist ein Brückenkopf für weiteren Geldtransfer ins Ausland."

In China selbst verfolgt man den Trend der Superreichen ins Ausland kritisch. Das liegt vor allem an der weit verbreiteten Korruption. Professor Zhou Xiaozheng von der Pekinger Volksuniversität fasst diese Haltung im DW Interview so zusammen. "Deng Xiaoping hat gesagt, ein Teil der Menschen darf zuerst reich werden. Aber dieser Reichtum sollte durch ehrliche Arbeit geschaffen werden. Von den Superreichen sind aber viele nur durch Vetternwirtschaft, Veruntreuung von staatlichem Kapital, oder Spekulation zu ihrem Reichtum gekommen. Jetzt wollen sie ihr Geld im Ausland in Sicherheit bringen."

Huang Guangyu gilt als reichster Mann ChinasBild: AP

Die mangelnde Rechtsicherheit in China treibt allerdings auch jene in die Kapitalflucht, die ihr Geld auf legale Weise erworben haben - so wie etwa die Unternehmerin Zhang Lan. Die hatte mit der Restaurantkette "South Beauty" ein Vermögen gemacht und war sogar Abgeordnete der Politischen Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes in Peking. Im letzten Jahr kam heraus, dass sie neben dem chinesischen auch einen kanadischen Pass besitzt. Im Internet wurde sie zur Zielscheibe des Zorns. Die Berliner Sinologin Kupfer hat allerdings auch verständnisvolle Reaktionen beobachtet: Von Usern, die selbst gerne den schlechten Lebensbedingungen den Rücken kehren würden - wenn sie es denn nur könnten.

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