Lieder, Plakate, modische Verirrungen: Die Ausstellung "Oh Yeah!" lässt neun Jahrzehnte deutsche Popmusik Revue passieren. In Berlin ist unter den 200 Exponaten auch der Seesack von Elvis Presley zu sehen.
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Von Swing bis Rap und Eurodance - "Oh Yeah!" in Frankfurt
Mit Sounds, Videos und ulkigen Gewändern präsentiert "Oh Yeah!" in Frankfurt am Main einen Querschnitt aus 90 Jahren Popmusik in Deutschland und zeigt, dass es hier mehr gibt als Schlager, Wagner und Beethoven.
Bild: Martin Luther
Ein Stück Freiheit: der Walkman
Die Ausstellung "Oh Yeah!" zeigt rund 200 Objekte und präsentiert Songs von 140 Interpreten: von Swing über Rock 'n' Roll bis Rap. Mit solch einem Gerät, namentlich Walkman, haben die Menschen früher unterwegs Musik gehört. Sie war auf Bändern in Kassetten gebannt und somit die Dauer der Musik begrenzt. Dafür hatten manche Geräte eine Auto-Reverse-Funktion, die eine Endlosschleife erzeugte.
Bild: Martin Luther
Wer den Pop-ECHO bekommt
Viele haben ihn schon, andere hätten ihn gerne und der Rest sieht ihn kritisch: Der ECHO gilt als Deutschlands wichtigster Musikpreis. Die Vergabe-Kriterien sind indes nicht ganz schlüssig: Es gibt zwar eine Jury, ausgezeichnet werden allerdings die nach Verkaufszahlen und Chart-Platzierungen erfolgreichsten Künstler. Kritiker sehen dadurch nicht die Qualität, sondern allein den Kommerz gewürdigt.
Bild: Martin Luther
Eine Frage des Geschmacks
Über Geschmack lässt sich nicht streiten. Und wer sonst als Martin Krumbiegel, Sänger der Popgruppe "Die Prinzen", könnte so einen Anzug tragen, ohne darin lächerlich zu wirken? Ob dieses Kleidungsstück zu Krumbiegels Lieblingsstücken zählt, bleibt offen, immerhin hat er es "Oh Yeah!" als Ausstellungsstück zur Verfügung gestellt.
Bild: Martin Luther
Porträt mit gespitzten Ohren
Obwohl dieser Hund weltberühmt ist, kann man ihn ohne sein Abspielgerät kaum zuordnen. Nipper hieß er und irgendwann setzte er sich vor die Muschel des Grammophons seines Herrchens, der die Szene porträtierte. Das Bild wurde zum Logo des Labels "His Master's Voice" und prangte durch Lizenzverträge bald weltweit auf Platten verschiedener Firmen - in Deutschland bei der EMI.
Bild: Martin Luther
Ein König im Taunus
Er ist und bleibt der King: Elvis Presley, anlässlich seines 40. Todestags soeben global geehrt, hat ein deutsch gefärbtes Kapitel in seiner Vita: Selbst als Weltstar mit mehr als 50 Millionen verkauften Platten musste Presley zum Wehrdienst antreten. Die US-Armee stationierte den damals 23-Jährigen ab 1958 in Bad Nauheim.
Bild: Martin Luther
Schrammeln wie die Beatles
Nach Elvis und dem Rock 'n' Roll schwappte die Beat-Welle nach Deutschland. In beiden Teilen Deutschlands nahmen Musiker den Einfluss der Beatles dankend auf. In der DDR waren es Bands wie die Sputniks, im Westen vor allem The Lords, deren Mitglied Leo Lietz seine Gitarre als Exponat zur Verfügung gestellt hat.
Bild: Martin Luther
Höher als High Heels
Wie gesagt, in der Musik ist vieles eine Frage des Geschmacks. Gleiches gilt für die Mode der verschiedenen Kulturen, hier der des Techno. Mit diesem Schuh gewann Miss Loveparade anno 1999 an Größe, ohne sich die Füße zu ruinieren. Das Fußbett dieses Modells ist empfehlenswerter als das von High Heels, außerdem passt die Optik besser zu Staubsaugern, die manche damals auf dem Rücken trugen.
Bild: Axel Thünker
Eine halbe Stunde im Monat
Es gab Zeiten, da musste man warten, um seine Lieblingssendung sehen zu können. Für den Beat-Club mussten die jungen Zuschauer besonders viel Geduld aufbringen: Die erste Musiksendung für Jugendliche im deutschen Fernsehen lief nur einmal im Monat eine halbe Stunde in der ARD. Dafür traten Künstler wie Jimi Hendrix und The Who auf. Fazit: Pop in Deutschland ist wirklich mehr als Schlager.
Bild: Martin Luther
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Spaß und Protest, Hedonismus und Politik: Der Bandbreite von Musik sind nahezu keine Grenzen gesetzt. Entsprechend präsentieren sich seit Donnerstag (15. März) Exponate von Marlene Dietrich über Pur und Ton Steine Scherben bis hin zu den Fantastischen Vier im Museum für Kommunikation in Berlin.
Die Schau beginnt in den 1920er Jahren. Das ist zum einen auf die damals beginnende Verbreitung des neuen Mediums Radio zurückzuführen. "Außerdem hielten das Grammophon und die Schellack-Platte Einzug in die Wohnzimmer", sagte Jan Christoph Greim im Gespräch mit der DW. Dadurch sei es zum ersten Mal möglich gewesen, Musik individuell zu hören und zu sammeln. Greim hat die Ausstellung mit rund 200 Objekten und mehr als acht Stunden Sound- und Videomaterial kuratiert.
Hören und sehen
Dabei sei es auch darum gegangen, die fünf geplanten Standorte der Wanderausstellung besonders zu würdigen. In Frankfurt, wo die Ausstellung bereits zu sehen war, gelang das über die Präsentation des Soldatensenders AFN, der in der Besatzungszone den American Way of Life transportierte. In die Werke von 140 Interpreten können die Besucher über Kopfhörer eintauchen, dazu präsentiert die Ausstellung Plakate und Plattencover, das Subversive ebenso wie den Mainstream. Zu den weiteren Exponaten zählen ein Bühnenanzug von James Last und ein Seesack von Elvis Presley, in dem die Fanpost des "King" ins deutsche Bad Nauheim geschickt wurde, wo Presley als GI stationiert war.
Kurator Greim schwärmt von den 1920er Jahren ebenso wie von der Entwicklung der Popmusik im Nachkriegsdeutschland. "In den 20er Jahren ging es auch um die Revolution der Frau, die plötzlich ausging und öffentlich rauchte und trank. Mit Kokain gab es außerdem die erste Modedroge." Am Beispiel der Gesangsgruppe Comedian Harmonists zeigt die Schau, wie die Nationalsozialisten mit "arischen und "nichtarischen" Künstlern umsprangen.
Tiefe Einblicke
"Spannend ist auch die Nachkriegszeit", sagt Greim. Damals schwappten Elvis und der Rock 'n' Roll nach Deutschland, später die Beatles, die deutschen Bands wie den Lords in der Bundesrepublik und den Sputniks in der DDR als Vorbild dienten. 1965 kam mit dem Beat-Club die erste Jugendmusik-Sendung ins deutsche Fernsehen. Auch der deutsche Komponist und musikalische Vordenker Karlheinz Stockhausen erhält in der Ausstellung eine Würdigung. Stockhausen gilt als einer der Pioniere der Elektronischen Musik. Sein Werk hat Ikonen des Pop wie Frank Zappa oder Kraftwerk sehr beeinflusst. Von manchen seiner Bewunderer wird er sogar als Vater des Techno gesehen.
"Oh Yeah!" zeigt aber auch, wie Musikstile, die ihren Ursprung in Protest- und Jugendkulturen haben, an Kraft verlieren, wenn der kommerzielle Erfolg sie einholt. "Die Neue Deutsche Welle ging an ihrer eigenen Popularität zugrunde", sagt Kurator Jan Christoph Greim. Als die Plattenfirmen merkten, dass hier Geld zu verdienen war, schufen sie Retorten-Bands. "Diese inflationäre Entwicklung hat die NDW nicht überlebt."
Die Schau, die ihren Ursprung in Bern hat, wo das dortige Museum für Kommunikation die Popmusik in der Schweiz thematisiert hat, ist noch bis zum 16. September 2018 in Berlin zu sehen. Anschließend gastiert sie in Leipzig und Stuttgart.