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Politik

Trumps Infektion stört seine Wähler nicht

9. Oktober 2020

In einigen US-Bundesstaaten öffnen die ersten Wahllokale für die Präsidentschaftswahl - im Swing State Ohio kamen die Wähler in Scharen. Trumps COVID-19-Erkrankung stört seine Anhänger nicht - es bestärkt sie eher.

USA I Wahlen in Ohio
Bild: Aaron Doster/AP/picture-alliance

Auf dem Gelände um das Gebäude der Wahlkommission im Hamilton County wimmelt es von Menschen. Aus allen Richtungen versuchen Autos auf den Parkplatz zu fahren. Sheriffs lenken den Verkehr, damit Fußgänger nicht überfahren werden. Es ist der erste Tag, an dem im Bundesstaat Ohio die Bürger persönlich im Wahllokal ihre Stimme für die US-Präsidentschaftswahl abgeben können. Und die Menschen nutzen das Angebot - nicht nur an diesem Wahllokal am Rande der Großstadt Cincinnati.

Frühes Wählen boomt

Landesweite Statistiken zeigen, dass das frühzeitige Abstimmen, das "early voting", dieses Jahr äußerst populär ist. Noch sind es fast vier Wochen bis zum Wahltag am 3. November, doch mehr als vier Millionen Amerikaner in 31 Bundesstaaten haben ihre Stimme bereits per Briefwahl oder persönlich abgegeben. Nach Angaben des United States Election Project, das Daten zum frühen Wählen sammelt, waren es zu einem ähnlichen Zeitpunkt vor vier Jahren gerade einmal 75.000. Das entspricht knapp zwei Prozent der aktuellen Zahlen.

Ohio ist einer der Schlüsselstaaten bei der US-Präsidentschaftswahl, ein sogenannter Swing State. Mal wählt die Mehrheit hier republikanisch, mal demokratisch. Swing States für sich zu gewinnen, ist die einzige Möglichkeit, die Wahl zu gewinnen. Ohio hat sich für den Ausgang der Wahl als guter Prognosestaat erwiesen. Seit 1944 haben sich die Menschen hier nur einmal für den unterlegenen Kandidaten entschieden, nämlich als sie 1960 mehrheitlich für Richard Nixon abstimmten, aber John F. Kennedy die Wahl gewann.

Marjorie Moseley wirbt vor dem Wahllokal für die DemokratenBild: Carla Bleiker/DW

Laut Marjorie Moseley, die mit einer Gruppe Freiwilliger für die Demokraten auf der Straßenseite gegenüber des Wahllokals steht, haben sich viele Leute darauf gefreut, an dem Tag zu wählen, an dem in Ohio die Wahllokale öffnen. "Einige haben vergangene Nacht hier draußen campiert, andere kamen um 6.30 Uhr morgens", sagt sie. Die Wahllokale öffneten um 8 Uhr.

Wahlentscheidung stand oft schon lange fest

Der Enthusiasmus im Hamilton County spiegelt sich im ganzen Land wieder. "Niemals zuvor haben so viele Menschen so weit im Voraus gewählt", sagt Michael McDonald, der das United States Election Project leitet, der Nachrichtenagentur Reuters. "Die Menschen stimmen ab, wenn sie sich entschieden haben, und wir wissen, dass sie viele Leute bereits vor langer Zeit entschieden haben."

Für die Wähler, die an diesem Morgen zur Wahlkommission im Hamilton County gekommen sind, scheint das zu stimmen. Viele sagen, die aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Infektion des US-Präsidenten Donald Trump habe ihre Entscheidung nicht beeinflusst.

"Ich hätte niemals für Trump gestimmt", sagt Bonnie, eine ältere Frau auf dem Weg zum Wahllokal. "Ich hoffe, dass es die Meinung einiger Leute in Ohio ändert, wenn sie sehen, dass er erntet, was er sät. Aber für seine hartgesottenen Anhänger ist es egal, was er tut."

Wer wählen will, muss das Gebäude der Wahlkommission im Hamilton County mit Maske betretenBild: Carla Bleiker/DW

Zwei Freiwillige der Republikaner stehen neben der Gruppe der Demokraten. Sie hätten jedoch "keinen Kommentar" abzugeben und wollen nicht über Trumps COVID-19-Erkrankung sprechen. John, ein Wähler der Republikaner, sagt, Trumps Diagnose habe seine Unterstützung für den Präsidenten nicht geschwächt - im Gegenteil. Er habe "all die nötigen Vorsichtsmaßnahmen getroffen und es trotzdem bekommen", sagt John. "Aber das Gute ist, mit allem, was gerade im Bereich der Therapiemöglichkeiten passiert, ist er der lebende Beweis, dass man es überleben kann und es kein Todesurteil ist, wie die Demokraten es dir weismachen wollen."

Der Fakt, dass Trump an COVID-19 erkrankte, nachdem er so gut wie nie eine Maske trug, und dass er die Pandemie herunterspielt, die bisher mehr als 210.000 Menschen in den USA getötet hat, beunruhigt seine Basis nicht.

Bild: Carla Bleiker/DW

Viele demokratische Wähler dagegen sind wütend wegen der Leichtsinnigkeit des Präsidenten und seines Verhaltens, das er an den Tag legte, nachdem er krank wurde - wie das Spazierenfahren vor seinen Anhängern, obwohl er noch im Krankenhaus war. "Wenn ich das Virus hätte und mit meiner Frau im Auto herumkutschieren würde, Leuten zuwinken würde, würde ich wahrscheinlich ins Gefängnis kommen", sagt Greg Brown. "Er gibt seinen Anhängern ein schlechtes Beispiel."

Brown sagt, er habe für den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden abgestimmt, weil er jemanden im Weißen Haus haben möchte, der "smart" ist und die Amerikaner zusammenbringen kann.

Angela ist sauer über die deutlichen Unterschiede zwischen der Behandlung von Trump im Walter-Reed-Militärkrankenhaus und derjenigen anderer Menschen, die an COVID-19 erkrankt sind. "Er tut so, als wäre es nicht real, als wäre es okay, weil er all diese speziellen und tollen Behandlungen bekommt", sagt sie. "Die arbeitende Bevölkerung, die Leute, die ihm per Wahl den Posten verschafft haben, bekommen nichts."

Misstrauisch wegen "fehlender" Infektionen bei Demokraten

Colleen steht mit ihren Freundinnen Eileen und Terri in der Nähe der Parkplatzeinfahrt. Die drei Frauen sind nicht nur gekommen, um zu wählen, sondern auch um ihre Unterstützung für den Präsidenten zu zeigen. Eileen verteilt Muster-Wahlscheine, die alle republikanischen Kandidaten zeigen, für die in Hamilton County abgestimmt werden kann.

Eileen, Colleen und Terri (v.l.n.r.) sind klare Unterstützerinnen für Trump und verteilen Flyer für die RepublikanerBild: Carla Bleiker/DW

Colleen hält ein Schild mit der Aufschrift "Trump-Pence". COVID-19 habe "nichts daran geändert", dass sie für Trump stimmen wird. "Ist es nicht verdächtig, dass all diese Republikaner es bekommen haben, aber keine Demokraten?", fragt sie. "Das ist seltsam. Werden sie nicht getestet?"

Die drei Freundinnen sind begeistert von der Möglichkeit, dass Trump vier weitere Jahre Präsident sein könnte, weil sie sagen, er habe bisher einen großartigen Job gemacht. "Trump hat unermüdlich für die Amerikaner gearbeitet", sagt Eileen. "Biden hat 47 Jahre lang nichts gemacht."

Adaption: Uta Steinwehr

Ohio: In Treue fest zu Trump?

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Carla Bleiker Redakteurin, Channel Managerin und Reporterin mit Blick auf Wissenschaft und US-Politik.@cbleiker
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