1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

OIC-Staaten macht Islamfeindlichkeit Sorgen

22. März 2019

Nach dem blutigen Anschlag auf zwei neuseeländische Moscheen haben die islamischen Staaten zunehmend Angst vor Nachahmern und einer Zunahme der Islamfeindlichkeit. Sie fordern "konkrete Maßnahmen" gegen Islamophobie.

Türkei Rede von Erdogan beimTreffen der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) in Istanbul
Bild: Reuters/M. Sezer

Bei ihrer Konferenz in Istanbul haben die Mitglieder der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) den Anschlag in Neuseeland vergangene Woche als eine "brutale, unmenschliche und furchtbare" Konsequenz des Islamhasses gewertet. Bei dem Attentat hatte ein australischer Rechtsextremist während des Freitagsgebets 50 Menschen getötet.

Holocaustvergleich

Allen voran bemühte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (Artikelbild) einen gewagten Vergleich. So forderte er die Ablehnung des Islams so zu bekämpfen wie "den Antisemitismus nach dem Holocaust". Dabei seien die Sicherheitskräfte, die Politiker und die einfachen Bürger gleichermaßen gefragt. Neonazi-Gruppen müssten genauso behandelt werden wie die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) und andere Terrorgruppen. Den westlichen Medien warf er vor, "die Glut des Hasses auf den Islam anzufachen".

In der Abschlusserklärung des Treffens in Istanbul forderten die Außenminister der OIC-Mitglieder alle Länder mit muslimischen Minderheiten auf, auf "Erklärungen und Praktiken zu verzichten, die den Islam in Verbindung mit Terror, Extremismus und Bedrohungen" der Gesellschaft bringen. Es brauche "konkrete, umfassende und systematische Maßnahmen gegen die Plage" der Islamfeindlichkeit, erklärten die OIC-Mitglieder.

Neuseelands Außenminister Winston Peters versicherte zum Auftakt des Treffens am Bosporus, dass sich die muslimische Gemeinde in seinem Land "sicher fühlen" könne. "Die Polizei gewährleistet die Sicherheit jeder Moschee, damit die Leute in Frieden beten können", sagte Peters.

Der türkische Außenminister Mevlut Cavusoglu (l.) begrüßt seinen neuseeländischen Kollegen Winston PetersBild: Reuters/M. Sezer

Erdogan lobte die Solidarität, die Neuseeland nach den Anschlägen mit den Muslimen gezeigt habe. Diese sollte "ein Beispiel für politische Führer in aller Welt sein", forderte er.

Zuvor hatte Erdogan scharfe Kritik auf sich gezogen, als er nach den Anschlägen von Christchurch auf Kundgebungen vor den türkischen Kommunalwahlen am 31. März wiederholt das Video gezeigt hatte, das der rechtsextreme Attentäter bei der Tat aufgenommen hatte.

Peters kritisierte, eine solche Politisierung des Massakers gefährde "die Sicherheit der neuseeländischen Bevölkerung". Auch die türkische Opposition warf Erdogan vor, die Mordtat für den Wahlkampf zu instrumentalisieren, um Stimmen zu gewinnen. Trotz der Kritik ließ Erdogan die Sequenz am Donnerstag erneut bei live im Fernsehen übertragenen Kundgebungen auf einer Großleinwand zeigen.

Nach einem Treffen mit Erdogan am Freitag sagte Peters, er habe die Verwendung des Videos nicht angesprochen, da er darauf vertraue, dass es nicht wieder gezeigt werde. Sein türkischer Kollege Mevlüt Cavusoglu habe ihm versichert, dass Neuseeländer weiterhin willkommen seien, wenn sie zum sogenannten Anzac-Tag am 25. April in die Türkei kämen, um der Schlacht von Gallipoli im Ersten Weltkrieg zu gedenken.

Erdogans Drohgebärden

Zum Jahrestag der Schlacht, in der 1915 auch tausende Australier und Neuseeländer gekämpft hatten, reisen jedes Jahr tausende ihrer Nachfahren auf die Schlachtfelder. Erdogan hatte am Montag bei einer Feier in Gallipoli gedroht, sollten Australier oder Neuseeländer die Türkei noch einmal angreifen, werde die Türkei sie wie ihre Großväter "in Särgen zurückschicken". Australien hatte daraufhin den türkischen Botschafter einbestellt.

cgn/hk (afp, rtre)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen