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Politik

Olaf Scholz verleiht der SPD Flügel

2. September 2021

Je näher die Bundestagswahl rückt, umso höher steigen die Umfragewerte der SPD. Ein Blick auf den aktuellen Deutschlandtrend zeigt: Das ist vor allem ein Verdienst von Kanzlerkandidat Olaf Scholz.

Weltspiegel 10.05.2021 | SPD-Bundesparteitag | Olaf Scholz, Kanzlerkandidat
Bild: Axel Schmidt/AFP/Getty Images

Erstmals seit 2017 sind die Sozialdemokraten in den Umfragen stärkste Partei in Deutschland - so auch im ARD-Deutschlandtrend: Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, käme die SPD auf 25 Prozent der Stimmen. Das sind sieben Prozentpunkte mehr als im August. Die SPD erreicht damit ihr bestes Umfrageergebnis seit Mai 2017.

CDU und CSU hingegen sind weiter im Abwärtstrend. Nur 20 Prozent der vom Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap befragten wahlberechtigten Deutschen würden der Union, wie die gemeinsam antretenden Schwesterparteien genannt werden, derzeit ihre Stimme geben.

Weiter bergab geht es in der vom Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap durchgeführten Befragung auch für die Grünen. Sie kommen auf nur noch 16 Prozent (-3) und sind damit so schwach wie seit September 2018 nicht mehr. Viertstärkste Kraft wäre derzeit die FDP mit 13 Prozent (+1), allerdings dicht gefolgt von der AfD mit zwölf Prozent (+2). Die Linke läge unverändert bei sechs Prozent.

Für eine Koalition wären drei Parteien nötig

Mit einem solchen Wahlausgang wäre die unionsgeführte große Koalition Geschichte. Eine Regierung unter Führung der SPD, dafür sprechen sich im ARD-Deutschlandtrend 35 Prozent der Befragten aus. Das sind fünf Punkte mehr als im August. Nur noch 24 Prozent - und damit sechs Punkte weniger als bei der letzten Umfrage - favorisieren eine Regierung unter Führung der Union.

Rein rechnerisch hätte die SPD mehrere Optionen, um ein Regierungsbündnis zu schmieden: mit den Grünen und der FDP, mit der Union und der FDP, mit der Union und den Grünen, sowie mit den Grünen und der Linkspartei. Die Union hätte nur eine Möglichkeit: Sie könnte mit den Grünen und der FDP koalieren.

Armin Laschet fehlt der Rückhalt sogar in den eigenen Reihen

Wenn die Deutschen den Bundeskanzler oder die Bundeskanzlerin direkt wählen könnten, dann würden sich 43 Prozent der Befragten für den SPD-Kandidaten Olaf Scholz entscheiden. Das sind zwei Prozentpunkte mehr als im August. Für Armin Laschet, den Spitzenkandidaten der Union, würden 16 Prozent stimmen. Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock käme auf zwölf Prozent.

Interessant ist ein Blick auf die jeweiligen Parteianhänger. Könnte der Kanzler oder die Kanzlerin direkt gewählt werden, würden sich 87 Prozent der SPD-Anhänger für ihren eigenen Kandidaten Olaf Scholz entscheiden. Bei den Anhängern der Union würden hingegen nur 47 Prozent den eigenen Kandidaten, den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten und CDU-Vorsitzenden Armin Laschet wählen.

Die SPD punktet nur bedingt wegen ihrer Inhalte

Ein Blick auf die verschiedenen Altersgruppen zeigt: Olaf Scholz, der seit 2018 als Bundesfinanzminister und Vizekanzler der Regierung von Angela Merkel angehört, ist nicht nur der Wunschkandidat der Älteren (46 Prozent) und der mittleren Altersgruppen (49 Prozent). Bei den Präferenzen der unter 40-jährigen Bundesbürger liegt der SPD-Politiker ebenfalls vorn (31 Prozent). Scholz führt zudem, wenn es um Sympathiewerte, Glaubwürdigkeit, Führungsstärke und Kompetenz geht.

Ihr Kanzlerkandidat verleiht der SPD kurz vor der Bundestagswahl sprichwörtlich Flügel. Tatsächlich verdankt die Partei ihre guten Umfragewerte zu einem überdurchschnittlichen Teil der Person Olaf Scholz. 26 Prozent der SPD-Anhänger geben an, dass für ihre aktuelle Parteipräferenz überwiegend der Kandidat ausschlaggebend ist. Politische Inhalte und Positionen spielen eine deutlich geringere Rolle als bei anderen Parteien.

CDU und CSU nicht mehr überzeugend

Lag die SPD bei den Parteikompetenzen lange hinten, so holt sie hier inzwischen deutlich auf: Bei der Lösung der wichtigsten Aufgaben in Deutschland setzt inzwischen jeweils ein Viertel der Befragten auf die SPD und auf die Union. Bei der letzten Bundestagswahl kam die SPD in diesem Punkt auf 19 Prozent, die Union hingegen auf 49 Prozent.

Die Sozialdemokraten punkten aktuell vor allem in sozialpolitisch gelagerten Fragen. Beim Einsatz für angemessene Löhne (43 Prozent; +13 zu Mai), für eine langfristige Sicherung der Altersversorgung (32 Prozent) und eine gute Familienpolitik und Kinderbetreuung (31 Prozent; +9) setzen die Wahlberechtigten am ehesten auf die SPD.

Klimawandel und Zuwanderung größte Herausforderungen

Die Union überzeugt auf dem Feld der Wirtschaftspolitik nach wie vor die meisten Wahlberechtigten (34 Prozent; -3 zu Mai) sowie bei der Bewältigung der Corona-Krise (27 Prozent; -3). Den Grünen wiederum wird in der Umwelt- und Klimapolitik (43 Prozent; -15) trotz großer Verluste immer noch die größte Kompetenz attestiert.

AfD und FDP schneiden im Kompetenzurteil der Bundesbürger ähnlich ab wie im Mai. Jeweils jeder achte Wahlberechtigte setzt auf die AfD in der Zuwanderungspolitik (13 Prozent; +1) und auf die FDP in der Wirtschaftspolitik (13 Prozent; -2). Der Linkspartei wird vorrangig in der Familienpolitik (8 Prozent; +/-0) und in Lohnfragen (9 Prozent; -3) Vertrauen entgegengebracht.

In Fragen der Außenpolitik, die mit Ende des Afghanistan-Einsatzes die Nachrichten der letzten Tage stark bestimmt haben, setzt aktuell jeweils ein Viertel auf Union (27 Prozent) beziehungsweise SPD (24 Prozent). Mehr als verdoppelt hat sich gegenüber 2017 der Anteil derer, der keiner Partei eine gute Außenpolitik zutraut (23 Prozent; +14).

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