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Olympia 2024: Fußball-Turnier startet mit Skandalen

26. Juli 2024

Die Partie Argentinien gegen Marokko wird durch lange Nachspielzeit, Fan-Tumulte und eine stundenlange Unterbrechung zur Farce. Bei den Frauen wird Kanadas Video-Analyst wegen Spionage zu einer Haftstrafe verurteilt.

Ordner im Stadion von Saint-Etienne fängt einen marokkanischen Fan ab und zerrt ihn am Trikot zu Boden
Nach dem vermeintlichen späten Ausgleichstreffer für Argentinien, stürmen einige Fans aus Marokko den PlatzBild: Silvia Izquierdo/dpa/picture alliance

Länger hat ein Fußballspiel wohl noch nie gedauert: Die Vorrundenpartie des Fußball-Turniers bei den Olympischen Spielen in Paris zwischen Argentinien und Marokko in Saint-Etienne wurde pünktlich um 15 Uhr MESZ angepfiffen - beendet war sie aber erst mehr als vier Stunden später. Zunächst waren die Marokkaner durch zwei Treffer von Soufiane Rahimi mit 2:0 in Führung gegangen (45. Minute/51.), Argentinien schaffte Mitte der zweiten Halbzeit durch Guiliano Simeone den 1:2 Anschlusstreffer (68.).

Dann überraschte der schwedische Schiedsrichter Glenn Nyberg alle Beteiligten damit, dass er 15 Minuten lang nachspielen ließ. Einen Anlass für eine so umfangreiche Nachspielzeit hatte es eigentlich nicht gegeben. Und tatsächlich schafften die Argentinier in der 16. Minute der Nachspielzeit den Ausgleich. Es war eine turbulente Szene: Nachdem zuvor zwei Versuche nur an der Latte gelandet waren, köpfte Cristian Medina den Ball ins marokkanische Tor.

Im Anschluss kam es zu Tumulten: Zuschauer warfen Plastikflaschen, Becher und andere Gegenstände in Richtung der feiernden Argentinier. Nach dem vermeintlichen Schlusspfiff stürmten zahlreiche Fans auf den Platz. Allerdings war die Partie noch gar nicht regulär beendet worden. 

Das Stadion in Saint-Etienne musste geräumt werden - erst danach ging es nach langer Unterbrechung weiterBild: Silvia Izquierdo/dpa/picture alliance

Erst als sich die Lage im Stadion beruhigt und alle Zuschauer die Arena verlassen hatten, schaute sich der Schiedsrichter die Szene zum 2:2 auf dem Videobildschirm noch einmal an. Das war rund zwei Stunden, nachdem der Treffer gefallen war. Die Tribünen waren leer, die Spieler hatten sich neu aufgewärmt. Weil die Fußspitze eines Argentiniers einige Zentimeter zu weit vorne war, entschied der Unparteiische mit Hilfe des Videobeweises auf Abseits. Der Treffer wurde zurückgenommen.

Danach ging es beim Stand von 2:1 für Marokko mit einem Freistoß weiter. Vor leeren Rängen wurden weitere drei Minuten gespielt, in denen aber keine weiteren Tore fielen. So war die Partie nach 90 regulären Minuten, 19 Minuten Nachspielzeit und über zwei Stunden Unterbrechung schließlich beendet.

Die Argentinier forderten die Disziplinarkommission des Weltverbands FIFA auf, Maßnahmen wegen der Vorkommnisse zu ergreifen. Es handle sich um ein "ernstes Ereignis". Die Verantwortlichen müssten bestraft werden.

Haftstrafe für Kanadas Videoanalysten nach Drohnen-Spionage

Bei den Frauen gab es den ersten Skandal bereits bevor am Donnerstag erstmals der Ball rollt: Bei zwei Trainings der neuseeländischen Fußballerinnen vor dem olympischen Turnier war eine Drohne über den Platz geflogen. Die Neuseeländerinnen, die im ersten Vorrundenspiel gegen Kanada antreten, meldeten den Vorfall der Polizei und beschwerten sich beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC). 

Kanadas Video-Analyst Joseph Lombardi wurde festgenommen. Er bekannte sich schuldig und wurde am Donnerstag von einem Gericht in Saint-Etienne zu einer Haftstrafe von acht Monaten verurteilt worden, die allerdings zur Bewährung ausgesetzt wurde. Der 43-Jährige hatte Aufnahmen vom Training der Neuseeländerinnen gemacht und Kanadas Assistenztrainerin Jasmine Mander über das Gesehene Bericht erstattet. Mander wurde genau wie Lombardi suspendiert. Beide müssen die Olympischen Spiele verlassen.

Das Kanadische Olympische Komitee (COC) teilte zudem mit, man habe inzwischen von einem zweiten Vorfall rund um das Auftaktspiel gegen Neuseeland erfahren. Das COC werde "diese Angelegenheit weiter prüfen und gegebenenfalls weitere Maßnahmen ergreifen", heißt es in einem Statement ohne weitere Details.

Kanadas Cheftrainerin Bev Priestman blieb dem Auftaktmatch am Donnerstag, das Kanada mit 2:1 gewann, freiwillig fern, wurde in der Nacht zum Freitag vom kanadischen Fußball-Verband aber ebenfalls suspendiert und musste die Olympischen Spiele verlassen. 

Der Text wurde am 25. und 26. Juli aktualisiert.