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Olympia 2036 in Katar? Hohe Ambitionen, viele Hürden

Jonathan Harding
31. Juli 2025

Gegen Katar als Gastgeber der Fußball-WM 2022 gab es Kritik von allen Seiten. Nun bewirbt sich das Emirat um die Olympischen Spiele. Welche Chancen hat Katar? Und welche Herausforderungen wären zu meistern?

3000-Meter-Hindernislauf der Frauen beim Diamond League Doha Meeting 2025
Katar ist regelmäßig Veranstalter großer Sportevents - wie der Diamond League in der LeichtathletikBild: Noushad/IMAGO

Gerade einmal drei Jahre ist es her, dass in Katar die Fußball-Weltmeisterschaft stattgefunden hat. Seitdem mischt der Golfstaat die Sportwelt auf. Alleine in diesem Jahr fanden dort acht große internationale Meisterschaften statt, 2030 werden im Wüstenstaat nun auch die Asienspiele veranstaltet - ein Multi-Sportarten-Event mit 40 verschiedenen Sportarten. Da erscheint die Austragung der Olympischen Spiele 2036 als nächster logischer Schritt - kürzlich hat das Emirat seine offizielle Bewerbung um die Spiele beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) eingereicht.

Jean-Loup Chappelet, Professor für öffentliche Verwaltung an der Universität Lausanne, glaubt, dass Katar aufgrund der Erfahrung als Gastgeberland sehr gut in der Lage wäre, auch Olympische Sommerspiele auszurichten. "Heutzutage sind die Veranstaltungsorte nicht mehr das Wichtigste für die Olympischen Spiele", sagt der Olympia-Experte gegenüber der DW. Stattdessen gebe es zwei wichtige Kriterien, nach denen das IOC in den letzten Jahren bei der Auswahl eines Gastgeberlandes entschieden hat.

Katars Bewerbung verweist auf die Erfolgsbilanz bei der Ausrichtung bedeutender internationaler SportveranstaltungenBild: Matthias Koch/picture alliance

"Das eine ist die politische Unterstützung, das andere die Unterstützung durch die Bevölkerung. Tatsächlich können Wettkampfstätten geändert werden, wie wir es kürzlich in L.A. [Los Angeles] und auch in Brisbane gesehen haben. Niemand zweifelt daran, dass die Wettkampfstätten verfügbar sind", sagt Chappelet und betont: "Wichtig ist die politische Unterstützung durch die Behörden."

Image-Probleme und ein ambitionierter Nachbar

Angesichts der hohen Temperaturen in den Sommermonaten kommt eine Austragung der Olympischen Spiele in dieser Jahreszeit allerdings nicht in Frage. "Es müsste im November stattfinden, genauso wie die Weltmeisterschaft 2022", sagt der Franzose. "Es wäre wahrscheinlich möglich, aber es ist ein großes Problem, da der gesamte Sportkalender um Olympia herum organisiert werden müsste."

Zudem müsste sich Katar wohl - wie bereits im Vorfeld der Fußball-WM - erneut der internationalen Kritik an der Menschenrechtslage im Land stellen. "Menschenrechte sind sehr wichtig", sagt auch Chappelet. "Insbesondere für den Bau der Anlagen, den Staat und die Arbeiter. Und da gab es große Probleme. Katar hat einige Anstrengungen unternommen, aber das Image ist nach wie vor nicht so gut wie das anderer Länder."

Mit Saudi-Arabien - hier Kronprinz Mohammed bin Salman - hat Katar einen Nachbarn, der ebenfalls gerne die Olympischen Spiele ausrichten würdeBild: Johanna Geron/REUTERS

Setzt man voraus, dass die vom IOC geforderten Voraussetzungen erfüllt sind - Unterstützung durch Politik und Bevölkerung - ergibt sich zudem ein weiteres Problem: das Nachbarland Saudi-Arabien. Das Königreich ist ebenfalls seit Jahren sehr aktiv dabei, große Sportveranstaltungen ins Land zu holen.

2034 findet die Fußball-Weltmeisterschaft dort statt - dass sich die politische Führung um Kronprinz Mohammed bin Salman auch für Olympische Sommerspiele interessiert, ist ein offenes Geheimnis. Sollte jedoch Katar für 2036 den Zuschlag erhalten, würde das Saudi-Arabiens Chancen auf die Spiele wohl für viele Jahre schmälern.

Haben Indien, Korea und Indonesien eine Chance?

Die Olympischen Spiele 2036 wecken aber nicht nur auf der arabischen Halbinsel Begehrlichkeiten. Neben Deutschland, wo Berlin, München, Hamburg und die Rhein-Ruhr-Region mögliche Gastgeberstädte wären, haben auch mehrere andere Nationen ihr Interesse an der Austragung bekundet. 

Indonesien erwägt die neue Hauptstadt Nusantara als Kandidaten, während Istanbul für die Türkei im Gespräch ist. Ägypten prüft für seine künftige Hauptstadt ebenfalls die Möglichkeit einer Bewerbung. Auch Südafrika hat Gespräche mit dem IOC geführt, insbesondere mit Blick auf Kapstadt. Dazu ziehen Chile mit Santiago de Chile sowie Ungarn mit Budapest eine Bewerbung in Betracht.

Chappelet geht davon aus, dass die offizielle Bewerbung Katars nun auch die anderen Nationen zum Handeln zwingt und bald weitere Bewerbungen beim IOC eingehen werden. Die Spiele sollen regelmäßig den Kontinent wechseln. 2024 waren sie in Europa. Die nächsten beiden Ausgaben finden 2028 in Nordamerika und 2032 in Australien statt. 

Olympische Spiele in der muslimischen Welt?

Als asiatische Staaten hätten demzufolge Katar und Indonesien eine gute Position, obwohl Chappelet glaubt, dass auch Istanbul Chancen hätte. "Die Türkei ist ein bedeutendes Land und hat sich bereits mehrfach beworben. Sie hat eine boomende Wirtschaft. Aber natürlich haben sie wie viele andere Länder auch Probleme im Bereich der Menschenrechte", erklärt er. Die Türkei sei "auch ein muslimisches Land, was meiner Meinung nach ein Argument ist. Die muslimische Welt sollte eines Tages die Spiele bekommen."

Die neue IOC-Präsidentin Kirsty Coventry will das Vergabeverfahren der Olympischen Spiele überprüfen lassenBild: FABRICE COFFRINI/AFP/Getty Images

Die endgültige Entscheidung wird voraussichtlich erst 2027 fallen. Die neu gewählte IOC-Präsidentin Kirsty Coventry hatte kürzlich berichtet, dass die IOC-Mitglieder stärker in den Auswahlprozess eingebunden werden möchten.

"Die IOC-Mitglieder sprachen sich mit überwältigender Mehrheit für eine Pause und eine Überprüfung des zukünftigen Auswahlverfahrens für den Gastgeber aus", sagte Coventry. "Die Mitglieder möchten stärker in den Prozess eingebunden werden. Zudem gab es eine sehr intensive Diskussion darüber, wann der nächste Gastgeber ausgewählt werden soll."

Dieser Artikel wurde aus dem englischen Original "2036 Olympics: The possible impact of Qatar's bid" adaptiert.

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