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Olympioniken in der Identitätskrise

5. Dezember 2015

Den Blick auf die Zukunft zu richten, ist ein probates Mittel nach Pleiten. Dies will auch der DOSB tun. Ein Vorschlag des Bundesinstituts für Sportwissenschaft ärgert die Funktionäre.

DOSB-Präsident Alfons Hörmann während des Verbandstages in Hannover (Foto: dpa)
Bild: picture alliance/dpa/P. Steffen

Der Stachel der Niederlage des Hamburger Olympia-Referendum saß bei allen Sportfunktionären tief. Nun galt es an diesem Wochenende auf der 12. Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in Hannover nicht nur die Wunden zu lecken, sondern sich angriffslustig und gut aufgestellt für die Zukunft zu präsentieren. Präsident Alfons Hörmann (Artikelbild)ging vor den 456 Delegierten mit gutem Beispiel voran. So verteidigte er noch einmal das Vorgehen bei der Olympiabewerbung. "Ich würde es wieder tun, und ich würde es gleich tun", sagte Hörmann und verwies auf "eine einzige, entscheidende" Ausnahme, dass der Zeitrahmen zwischen der DOSB-Entscheidung für Hamburg bis zum Referendum zu knapp bemessen war: "Das wurde zur verhängnisvollen Stolperfalle." Man müsse sich nun "auf ein Jahrzehnt ohne Olympiabewerbung" einstellen und die "frei gewordenen Kräfte nach Hamburg nutzen", so Hörmann.

Dass der DOSB sich auf neue Wege einstellen muss, ist Hörmann klar. So geht er von Veränderungen für die den kommenden Jahren aus. "Wir stehen 25 Jahre nach der Wiedervereinigung und zehn Jahre nach der Gründung des DOSB vor einer neuen Epoche des deutschen Sports", sagte Hörmann: "Wir werden diese Herausforderung offensiv angehen. Wir haben hier die notwendige Kampfkraft entwickeln können. Wir werden mit großer Entschlossenheit daran arbeiten, dass die gesamte Gesellschaft in Deutschland die liebenswürdige Seite des Sports erkennt."

Studie im Ministerium offenbar nicht bekannt

Probleme scheinen nun aber aus den Reihen des Bundesinstituts für Sportwissenschaften (BISp) zu kommen. Das Institut wird vom Bundesinnenministerium finanziert. Eine umstrittene Studie sieht vor ein "Bundesamt für Sport" zu gründen. Dies wurde kurz vor der DOSB-Versammlung bekannt. Sportfunktionäre befürchten dadurch, ihre Autonomie bei der Steuerung des Spitzensports einzubüßen. "Ein Bundesamt für Sport ist nicht unsere Vision. Herr de Maizière, ersparen Sie uns diesen Rückschritt", sagte Hörmann. Dabei ist diese Studie im Bundesinnenministerium offenbar gar nicht bekannt. "Wir haben nicht im Ansatz davon gewusst", versicherte Gerhard Böhm, Abteilungsleiter Sport im Innenministerium. Auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière zeigte sich am Freitagabend überrascht. Während seiner Rede vor den Delegierten bezeichnete er die Idee eines neuen Bundesamtes als "dämlich".

Bundesinnenminister Thomas de Maiziere und Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz in Hannover. (picture alliance/dpa/)Bild: picture alliance/dpa/P. Steffen

Dem auf der BISp-Homepage veröffentlichten Papier zufolge soll es "die Haushalt-Verantwortlichkeit für die gesamte Sportförderung des Bundes" erhalten. Interessant ist auch der Zeitpunkt der Veröffentlichung. Die Überlegungen wurden am Vorabend der DOSB-Mitgliederversammlung am Samstag in Hannover und sechs Tage nach dem Aus der Hamburger Olympia-Bewerbung für 2024 bekannt.

153 Millionen Euro jährlich für Spitzensport

Die Kritik am DOSB ist nicht neu. Seit rund einem Jahr ist die Arbeit der Sportfuntionäre auf dem Prüfstand. Es darum, überkommene Strukturen in der Spitzenförderung anzupassen, um damit die Medaillen-Ausbeute bei Wettkämpfen zu steigern. Pro Jahr schüttet das BMI gegenwärtig mehr als 153 Millionen Euro für den Spitzensport aus. In dem Papier mit der Überschrift "Das BISp positioniert sich!" wird zudem harsche Kritik an den sportwissenschaftlichen Einrichtungen Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT) in Leipzig und dem Forschungsinstitut für die Entwicklung von Sportgerät (FES) in Berlin geübt. Ihnen wird vorgeworfen, träge geworden zu sein. Außerdem verhindere die Monopolstellung der Institute laut BISp "die Förderung beziehungsweise Einbeziehung innovativer kreativer Wettbewerber und limitiert dadurch die Möglichkeiten eines potenziellen Wissensvorsprungs für den deutschen Spitzensport".

cgn/rb (dpa, sid)

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