Entwickler haben viel getan, damit wir uns frei im Internet bewegen können. Nun brauchen die Programmierer unsere Hilfe: Wenn möglichst viele Nutzer die App "OONI" installieren, kommt ans Licht, wer wo Zensur ausübt.
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Freies Internet ist keine Selbstverständlichkeit. Viele undemokratische Regierungen blockieren unliebsame Webseiten oder kontrollieren, was ihre Bürger online so treiben. Die Angst davor, entdeckt zu werden, bremst wiederum die Kreativität der Internet-Nutzer und den Willen, sich frei zu äußern.
Damit die Entdeckung den Behörden schwerer fällt, haben findige Hacker Systeme wie das Tor-Netzwerk entwickelt, oder Suchmaschinen, mit denen Nutzer weitgehend anonym unterwegs sein können.
Damit Nutzer in zensierten Medienmärkten auch freien Zugang zu gesperrten Informationen bekommen, gibt es Dienste wie etwa Psihphon oder VPN-Verbindungen.
Doch der Kampf gegen Internet-Zensur ist ein ständiges Versteckspiel. Und da brauchen die Software-Entwickler manchmal auch die Hilfe von uns Nutzern, für die sie die Software ja programmieren.
Am 21. April ging das Open Observatory of Network Interference (OONI) deshalb mit der OONI Probe App an den Start.
Die App ermöglicht es Nutzern, verschiedene Formen von Internet-Zensur zu entdecken, und nebenbei auch gleich die Netzwerkgeschwindigkeit und Leistung sowie die Leistung von Videostreaming zu kontrollieren.
"Das Ziel ist es, weltweit Webseiten-Blocking festzustellen", sagt der DW-Experte für Zensurumgehung Oliver Linow.
"Bisher gab es das schon als Android-App. Neu ist es nun als Desktop-App für Windows und Mac OS."
Die Ergebnisse macht OONI automatisch öffentlich, es sei denn der Nutzer möchte das nicht, und ändert seine Einstellungen entsprechend.
Mehr dazu: Pressefreiheit: Informationsangebot zu COVID-19 für Iran
Öffentlichkeit schafft Druck
Die Macher von OONI wollen möglichst umfangreiche Daten zur Internetzensur sammeln und veröffentlichen, in der Hoffnung, so auch politischen Druck entwickeln zu können.
Konkret überprüft die App, ob jemand Webseiten oder den Zugang zu Kommunikationsmedien wie WhatsApp, Facebook Messenger oder Telegram blockiert. Das gleiche tut OONI für das Tor-Netzwerk und Psiphon.
Darüber hinaus erkennt die App, ob Telekommunikationsanbieter oder Regierungen sogenannte Middleboxes installiert haben. Das sind Mechanismen, die den Internetverkehr kontrollieren. Middleboxes sind also ein wichtiges Werkzeug für Internet-Zensoren, um herauszufinden, welche Webseiten geblockt werden sollten.
Neben Englisch gibt es die OONI-App auch in Chinesisch, Russisch, Spanisch, Französisch, Türkisch, Thai, Italienisch, Griechisch Katalanisch, Slowakisch, Portugiesisch und Deutsch.
"Jeder kann sich die App herunterladen und damit Scans laufen lassen. Dann prüft die App, ob von dem jeweiligen Rechner die Dienste erreichbar sind", sagt DW-IT-Experte Linow. OONI braucht also möglichst viele Freiwillige, die mitmachen. "Die Daten werden dann von OONI gesammelt und aufbereitet."
Wer selbst eine Webseite betreibt und den Verdacht hat, von irgendwem geblockt zu werden, kann seine Seite bei OONI registrieren lassen. Dann wird die App auch prüfen, ob dieser Verdacht zutrifft. "Das ist eine ganz lange Liste, die von der App abgearbeitet wird. Da taucht man dann irgendwo drin auf mit seiner Wunsch-URL, und dann wird die auch kontrolliert", sagt Linow.
Allerdings sollten die Nutzer grundsätzlich auch vorsichtig sein. Ganz risikofrei ist die Nutzung der App nicht. Möglicherweise könnten diktatorische Regime auch mit Strafen und Verfolgung darauf reagieren.
Smarte Entwicklung - Designgeschichte des Computers
Vor 75 Jahren läutete eine Erfindung das digitale Zeitalter ein: die Z3 des deutschen Erfinders Konrad Zuse war der erste programmgesteuerte Rechner - in Schrankgröße. Heute trägt man Mini-Computer am Handgelenk.
Bild: picture-alliance/dpa/A. Cowie
Museumsreifes Design
Die Wunderwerke der frühen Computertechnik - wie dieser Commodore PET 2001 aus dem Jahr 1977 - sind in ihrem Retro-Design heute schon wieder chic. Und in den meisten Fällen noch voll funktionsfähig. In Dortmund soll 2016 das Deutsche Museum der digitalen Kultur entstehen. Die alten Schätzchen werden dort einen Ehrenplatz erhalten.
Bild: picture-alliance/dpa/B. Thissen
Der Erfinder
Den ersten Rechner, der mit einem binärem Zahlensystem aus Nullen und Einsen arbeitete, baute der Deutsche Konrad Zuse. Als Maschinenbauer diente er sich dem NS-Regime an. Seine ausgetüftelten Rechenmaschinen konstruierte er aus Altmaterial, die Lochkarten aus alten Filmstreifen. Als er 1982 die Computermesse in Nürnberg besuchte, konnte er nur staunen, was aus seiner Erfindung geworden war.
Bild: picture-alliance/dpa/K. Staedele
Die legendäre Z3
Die erste programmierbare Rechenmaschine stellte der Tüftler Konrad Zuse schon 1938 fertig. Drei Jahre später baute er mit der Z3 den ersten Computer der Welt - drei Schränke groß und eine Tonne schwer. Je nach Rechenvorgang brauchte die Maschine eine knappe Sekunde oder länger. Die Z3 wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Ein Nachbau ist heute im Deutschen Museum in München zu sehen.
Bild: picture-alliance/dpa/T.. Brakemeier
Der erste PC: Altair 8800
1974 kam ein Bausatz für einen handlichen Heim-Computer, heute kurz PC genannt, auf den amerikanischen Markt. Schnell bildeten sich Computerclubs und Altair-Zirkel, in denen sich die Bastler trafen. Auch Apple-Gründer Steve Jobs und Steve Wozniak tauchten dort häufig auf und ließen sich von den technischen Neuerungen inspirieren. Der Altair 8800 traf den Nerv der Zeit.
Bild: picture-alliance/AP Photo/A. Harnik
Erfolgsstory für Apple
Der Apple I ist 1976 noch in der legendären Garage von Apple-Mitgründer Wozniak entstanden. Was aussieht wie ein umgebauter Fernseher für Hobbybastler, kostete damals 666,66 US-Dollar. Tastatur und Gehäuse mussten die Computerfreaks allerdings noch dazu kaufen. Heute sind die Apple-I-Computer begehrte und vor allem teure Sammlerstücke, die für mehrere hunderttausend Dollar versteigert werden.
Bild: picture-alliance/AP Photo/Ben Margot
Großrechner wie Skulpturen
Die US-amerikanische Computerfirma IBM stellte 1981 ihren ersten Personal Computer vor. Doch erfolgreicher als die teuren IBM-PCs waren die Großrechner der Firma, die schon länger erhältlich waren. 1964 kam das IBM System/360 auf den Markt. Es beinhaltete verschiedene Großcomputer für die Wissenschaft, die Wirtschaft, die Industrie und die Verwaltung, die sich je nach Bedarf kombinieren ließen.
Bild: picture-alliance/dpa/IBM
Museumsstück: Apple II
Nach der Firmengründung von Apple gewann der Ästhet Steve Jobs schnell maßgeblichen Einfluss auf die Produktpalette der innovativen Computerfirma im kalifornischen Silicon Valley. Die neuen Apple-Modelle zeichneten sich durch eine klare, puristische Formensprache aus. Der Apple II, der ab 1977 zu kaufen war, steht als legendäres Designobjekt im Museum of the Moving Image in New York.
Bild: cc-by-2.0 Marcin Wichary
Neue Formen und Farben
Während Konkurrent Microsoft auf die innovative Entwicklung von Software und Betriebssystemen setzte und bei kastenförmigen, grauen Bürorechnern blieb, konzentrierte sich Apple auch auf die Ästhetik der Produkte. Der erste iMac, erschienen 1998, war nicht nur Türkis und hatte abgerundete Kanten, sondern war auch leicht durchsichtig und gab so die Sicht frei auf das Innenleben des Computers.
Bild: picture-alliance/dpa/C. Charisius
Computerchip als Schmuckstück
Wunderwelt der Computer-Technik: Nachdem die Firma Intel 1971 die ersten Mikroprozessoren auf den Markt gebracht hatte, entwickeln sich die Computer in rasanter Geschwindigkeit zu immer kleineren Modellen. Inzwischen werden solche winzigen Steuerungschips auch von Schmuckdesignern verarbeitet. Im Inneren von PCs und Laptops vollbringen sie wahre Wunder an Rechenleistung.
Bild: picture-alliance/dpa/Intel
Flach und handlich
Die Zukunft gehört den lautlosen Tablets. Gerade Menschen, die viel unterwegs sind, schätzen die Mini-Computer, da sie in jede Tasche passen und auch im Zug oder im Flugzeug den Sitznachbar nicht stören - vorausgesetzt der Ton ist stummgeschaltet. Im Gegensatz zur raschelnden Zeitung, die umzublättern eine Herausforderung sein kann, surft der Tablet-User still und leise durchs Internet.
Bild: Colourbox
Computer am Handgelenk
Die Smartwatch, mit der man nicht nur E-Mail lesen, seine Gesundheit überwachen oder die Uhrzeit checken kann, kam schon vor einigen Jahren auf den Markt. Einer breiten Masse bekannt, wurde sie aber erst mit der Apple Watch, die 2015 in den Handel kam. Sie ist bislang vor allem ein Statussymbol. In Gold ist sie übrigens ab 11.000 Euro zu haben.