Krise bei Opel
14. November 2008Nun also Opel: Die Krise ist in der Autoindustrie angekommen. Nach verschiedenen Banken will nun auch der Rüsselsheimer Autobauer eine Staatsbürgschaft in Milliardenhöhe. Opel habe sich an die Bundesregierung gewandt sowie an alle Bundesländer, in denen Opel-Werke stehen, sagte Opel-Chef Hans Demant am Freitag (14.11.2008) in Rüsselsheim. "Wir wollen die Wettbewerbsfähigkeit von Opel auch in dieser global schwierigen Situation sichern."
Demant dementierte zwar, dass Opel akute Zahlungsschwierigkeiten hätte. Ohne Staatshilfe sei aber die Zukunft des Unternehmens gefährdet, wenn sich die Lage beim US-Mutterkonzern General Motors verschärfe. Vergangene Woche hatte General Motors erklärt, dem Unternehmen drohe im ersten Halbjahr 2009 das Geld auszugehen. "Falls es zu Problemen bei GM in den USA käme, hängen wir an den Finanzströmen und dann könnte es passieren, dass wir irgendwann im nächsten Jahr Probleme bekämen. Nur in diesem unwahrscheinlichen Fall müssten wir Kredite aufnehmen", sagte Demant.
Bund und Länder verhandlungsbereit
Bund und Länder sind offenbar gewillt, der Bitte nachzukommen: Er habe bereits Kontakt zur Bundesregierung und den Landesregierungen aufgenommen, sagte Opel-Chef Demant. "Wir haben bei der Politik offene Ohren vorgefunden." Der geschäftsführende hessische Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU) bestätigte, dass Opel ihn vor drei Tagen informiert habe, in welchen Schwierigkeiten das Unternehmen stecke. Koch schlug einen "Autoschirm" für Opel wie für die hessische Zuliefererindustrie vor.
Nach Angaben von Koch geht es um eine Bürgschaft von einer Milliarde Euro. Zwei Drittel werde voraussichtlich der Bund übernehmen. Es werden nun Garantieermächtigungen von bis zu einer halben Milliarde Euro beim Parlament beantragt, sagte Koch. Auch Rheinland-Pfalz will Opel notfalls unter die Arme greifen. "Wir werden alles tun, um die deutschen Standorte zu sichern", erklärte der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD). Sein Land werde gemeinsam mit dem Bund und den betroffenen Ländern eine Bürgschaft mittragen.
Wirtschaftsministerium kündigt Gespräche an
Die thüringische Landesregierung will den Antrag von Opel "wohlwollend" prüfen, teilte sie mit. Am Mittwoch soll auf einem "Auto-Gipfel" mit Herstellern und Zulieferern nach Wegen aus der Krise gesucht werden. Das nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerium bestätigte, dass sich die NRW-Landesregierung in Gesprächen mit Opel befinde. SPD-Oppositionsführerin Hannelore Kraft forderte die Landesregierung auf, Opel zu helfen: "Auch NRW muss seinen Beitrag zur Rettung von Opel leisten", sagte sie der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung".
"Opel muss nun konkrete belastbare Zahlen auf den Tisch legen, damit wir die Situation analysieren können", teilte das Bundeswirtschaftsministerium in Berlin mit. Die Bundesregierung werde dann kommende Woche Gespräche mit allen Betroffenen führen.
25.700 Arbeitsplätze wären bedroht
Opel hat neben seinem Stammsitz in Rüsselsheim in Hessen Werke in Kaiserslautern (Rheinland-Pfalz), Bochum (NRW) und Eisenach (Thüringen). Insgesamt arbeiten bei Opel in Deutschland 25.700 Mitarbeiter. Die Arbeitnehmervertreter signalisierten der Unternehmensführung Unterstützung. "Wir werden als Arbeitnehmer einen Beitrag leisten, um die Zukunft des Unternehmens zu sichern", sagte Opel-Betriebsratschef Klaus Franz. (det)