Nach dem Hurrikan "Dorian" werden auf den Bahamas immer mehr Tote entdeckt. Einige deutsche Marinesoldaten sollen Hilfsmaßnahmen unterstützen - werden allerdings wohl nicht lange bleiben.
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Der verheerende Hurrikan "Dorian" hat auf den Bahamas mindestens 50 Menschen getötet. Dies teilte die Polizei des Karibikstaates mit. Es werde davon ausgegangen, dass bei den Such- und Bergungseinsätzen weitere Tote entdeckt würden. Zahlreiche Menschen würden auch mehr als eine Woche nach Ankunft des Hurrikans noch vermisst.
Tausende Bewohner der betroffenen Inseln im Norden des Karibikstaates wurden mittlerweile auf die bevölkerungsreichste Insel, New Providence, sowie auch in die USA gebracht. Allerdings mussten am Sonntag 119 Menschen eine Fähre in den US-Bundesstaat Florida wegen fehlender US-Visa in der bahamaischen Stadt Freeport wieder verlassen. Bürger der Bahamas dürfen ohne Visum in die USA einreisen, wenn sie einen Reisepass und ein polizeiliches Führungszeugnis vorzeigen. Freeport, die größte Stadt der Insel Grand Bahama, liegt nur etwa 90 Kilometer von der Küste Floridas entfernt.
US-Präsident Donald Trump sagte, jeder müsse absolut korrekte Ausweispapiere haben. Er wolle keine Personen ins Land lassen, die sich illegal auf den Bahamas aufhielten - darunter seien "sehr schlechte Menschen".
"Dorian" hatte am 1. September die Abaco-Inseln als Hurrikan der höchsten Kategorie getroffen und war später über Grand Bahama beinahe zum Stillstand gekommen. Erst am Mittwoch war der Wirbelsturm komplett über die Inselgruppe hinweggezogen. Der bahamaische Gesundheitsminister Duane Sands sagte im Rundfunk, er glaube, die endgültige Zahl der Todesopfer werde "überwältigend" sein. Angesichts der Zerstörung konnten Helfer nur nach und nach in die betroffenen Gebiete vorrücken.
An diesem Dienstag sollen niederländische und deutsche Marinesoldaten ihren Hilfseinsatz auf den Bahamas beginnen. Das niederländische Docklandungsschiff "Johan de Witt", ein Hubschrauberträger, fahre seit Sonntag mit Kurs auf das Katastrophengebiet, hieß es aus dem Verteidigungsministerium. An Bord des Schiffes sind auch 66 deutsche Marinesoldaten.
Zerstörtes Paradies: Dorian verwüstet Bahamas
Mit Windgeschwindigkeiten bis zu 300 Stundenkilometern hat Tropensturm "Dorian" weite Teile der als Urlaubsziel beliebten Karibikinseln Bahamas zerstört. Mindestens 30 Menschen starben, Zehntausende verloren ihr Zuhause.
Bild: Reuters/D. Carrer
Was "Dorian" übrig ließ
Seit Beginn der Aufzeichnungen war er der schlimmste Hurrikan, der die Bahamas je getroffen hat: "Dorian". Nun ist der Wirbelsturm vom 700-Insel-Staat in der Karibik abgezogen und hat verwüstete Landstriche und Ortschaften zurück gelassen. Mindestens 30 Menschen starben, die Regierung geht aber von deutlich mehr Toten aus.
Bild: Reuters/D. Carrer
Verwüstete Heimat
Drei Tage lang wütete "Dorian", bis er schließlich Richtung USA weiter zog. Vor allem der Norden des Karibikstaates wurde vom peitschenden Wind und den braunen Fluten schwer getroffen. Nach Schätzungen des Roten Kreuzes wurden etwa 13.000 Wohnhäuser stark beschädigt oder komplett zerstört.
Bild: AFP/A. DelGiudice
Der Katastrophe entkommen
Zusammentreffen nach der Evakuierung: Nicht jeder hat das Glück, seine Familie nach der Katastrophe wieder in die Arme schließen zu können. Auf sozialen Medien suchen die Einwohner der Bahamas weiter nach Vermissten oder geben an, wo sich Hilfsbedürftige befinden.
Bild: Reuters/J. M. Nutt
Katzenwäsche auf der Wiese
Wie oft bei Naturkatastrophen, hat es die Schwächsten der Gesellschaft am schwersten getroffen: Das Armenviertel von Marsh Harbour auf den Abaco-Inseln, genannt "The Mudd", wurde komplett zerstört. Hier lebten vor allem Einwanderer aus Haiti. Viele hatten zuvor Notunterkünfte aufgesucht, wie diese Menschen, die sich nun auf einem Regierungsgrundstück mit Wasser aus einem Kaffeebecher säubern.
Bild: Reuters/D. Carrer
Recht im Chaos
In sozialen Netzwerken kursierten schnell Gerüchte darüber, dass Unbekannte sich nach Hurrikan "Dorian" in den Geschäften selbst bedienten. Für den Premierminister der Bahamas, Hubert Minnis, kein Kavaliersdelikt. "Ich warne ausdrücklich: Wir werden Plünderern mit der ganzen Härte unserer Gesetze begegnen. Wir sind ein Rechtsstaat", betonte Minnis.
Bild: Reuters/M. Bello
Wasser nach dem Wasser
Hilfskräfte verladen Trinkwasser an die Küste: Mehr als 70.000 Menschen bräuchten nun dringend Hilfe zum Überleben, erklärte UN-Nothilfekoordinator Marc Lowcock. Vor allem Trinkwasser, Nahrungsmittel und Notunterkünfte fehlen derzeit. Seit Montag ist die US-Küstenwache im Einsatz, Kanada hat Hilfe zugesagt. Auch die Vereinten Nationen sind vor Ort.
Bild: Reuters/Royal Navy
Hier war mal das Paradies
Zwei Frauen laufen am Strand von Mash Harbour entlang, vorbei an umgestürzten Booten, zerstörten Häusern und Möbelstücken. Auf jeden Einwohner des Karibikstaats kamen im Jahr 2017 fast vier Touristen. Die sollen nach dem Willen des Staatschefs auch weiterhin auf die Bahamas kommen.
Bild: Reuters/D. Carrer
Zerborstene Erholung
Ein zerstörtes Hotel auf den Abaco-Inseln: Rund eine Million Gäste kommen jährlich auf die karibische Inselgruppe, etwa 60 Prozent der Bevölkerung arbeiten für den Tourismus. Ein Einbruch in diesem Sektor hätte katastrophale Folgen für die dortige Wirtschaft.
Bild: Reuters/M. Bello
Ein ungewöhnliches Angebot
Ein Bild aus der Zeit vor "Dorian": Vor allem für Kreuzfahrt-Urlauber aus den USA sind die Bahamas ein beliebtes Ziel. Von Miami aus steuern die schwimmenden Kleinstädte die Inseln an. Nun haben die Kreuzfahrt-Anbieter Carnival Cruises und Disney Cruise Line Hilfe für den Wiederaufbau angeboten.
Bild: picture-alliance/dpa/J. Burbank
Eine Hand wäscht die andere
"Kommen Sie per Flugzeug oder Kreuzfahrtschiff zu uns!," erklärte Premierminister Hubert Minnis dafür im Gegenzug. Eine zweischneidige Aufforderung: Denn Umweltschützer machen vor allem die Kreuzfahrtschiffe mit ihrem hohem CO2-Ausstoß für den Klimawandel - und damit indirekt auch für Naturkatastrophen wie "Dorian" - verantwortlich.
Bild: Reuters/M. Bello
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"Es ist uns ein Anliegen, die Menschen vor Ort bei der Bewältigung der Hurrikanschäden bestmöglich zu unterstützen. Deshalb versorgen die Einsatzkräfte die Bevölkerung mit dringend benötigten Nahrungsmitteln und Trinkwasser", erklärte der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Henning Otte. "Sie erstellen auch ein Lagebild von den entstandenen Schäden."
Der Einsatz werde in enger Zusammenarbeit mit den niederländischen Streitkräften durchgeführt. Er soll nach Angaben des Verteidigungsministeriums bis zum 18. September dauern. Das Schiff hatte im Hafen von Philipsburg der Karibikinsel St. Martin gelegen und hatte dort Ladung und Material erhalten. Schiff und Mannschaft waren eigentlich für eine Zertifizierungsübung in dem Gebiet. Die "Jan de Witt" ist ein Multifunktionsschiff, das auch als Transporter und mobile Arbeitsplattform dienen kann.
Am Wochenende richtete "Dorian" auch im Osten Kanadas schwere Schäden an. In der Hafenstadt Halifax wurden Windgeschwindigkeiten von 140 Stundenkilometern gemessen, in der Provinz Nova Scotia waren nach Angaben der Behörden 500.000 Haushalte ohne Stromversorgung. Die kanadische Regierung schickte rund 700 Soldaten in die betroffenen Provinzen. Sie sollen bei der Wiederherstellung der Stromversorgung, der Beseitigung von Straßenschäden und anderen Rettungsmaßnahmen behilflich sein.
Der Wirbelsturm, der über den Bahamas noch zur höchsten Hurrikan-Kategorie 5 gehörte, wurde vom kanadischen Hurrikan-Zentrum auf die Stärke eines "sehr intensiven post-tropischen Zyklons" herabgestuft.