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Gesellschaft

Opiumproduktion in Afghanistan auf Rekordhöhe

15. November 2017

Schwerer Rückschlag für den Anti-Drogenkampf. In Afghanistan werden dieses Jahr etwa 9000 Tonnen Opium hergestellt. Das sind laut UN 87 Prozent mehr als im Vorjahr. Ein Grund ist die prekäre Sicherheitslage.

Afghanistan Opiumanbau
Ein afghanischer Bauer in seinem Mohnfeld in der Provinz NangarharBild: picture-alliance/NurPhoto/W. Sabawoon

Die Anbaufläche für Schlafmohn, das die Basis für Rohopium und andere Rauschgifte wie Heroin darstellt, wuchs im vergangenen Jahr in Afghanistan um 63 Prozent auf 328.000 Hektar. Das teilte das Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) in Kabul mit. "Dieses Ausmaß an Schlafmohn-Anbau ist ein neuer Rekord und übertrifft die vorherigen Höchstwerte aus dem Jahr 2014 - 224.000 Hektar - um 46 Prozent", schreiben die Autoren des Jahresberichts. Die Zahl der Provinzen mit Schlafmohnanbau kletterte um drei auf 24. Inzwischen pflanzen Bauern auch in den Provinzen Ghazni, Samangan und Nuristan Mohn an.

In diesem Jahr ließen die Provinzgouverneure 750 Hektar mit Mohnfeldern zerstören, das ist nach UN-Angaben mehr als doppelt so viel als 2016. Diese Anstrengungen änderten aber nichts an der enormen Ausweitung der Mohnpflanzungen. Den größten Zuwachs des Mohnanbaus registrierte die UN-Experten im Süden und Nordosten des Landes. Doch nicht nur die Anbaufläche wuchs beträchtlich, auch der Ertrag dieses Anbaus legte kräftig zu. Laut UNODC-Bericht stieg die durchschnittliche Ernte seit vergangenem Jahr um 15 Prozent.

Der Experte David Mansfield vom afghanischen Rechercheinstitut AREU hat bereits im August bei der Auswertung komplexer Serien von geografischen Daten festgestellt, dass in der südafghanischen Provinz Helmand, die mit Abstand das meiste Opium hervorbringt, die Mohnfelder in ehemalige Wüstengebiete expandieren. Ein afghanischer Experte erklärte: "Auf Satellitenbildern von Helmand sehen wir kaum noch Weizenfelder. Alles ist Mohn." In einigen Arealen der Provinz wie in Samin Dawar gebe es dank neuer Pflanzensorten mittlerweile drei Ernten pro Jahr, sagt Haschim Alokosai, ein Senator aus Helmand.

Wertsteigerung um gut 50 Prozent

Nach den aktuellen Angaben des UNODC stieg der Marktwert der aktuellen Opiumproduktion um mehr als 50 Prozent auf umgerechnet 1,4 Milliarden US-Dollar. Das entspricht sieben Prozent des Bruttosozialprodukts in Afghanistan. Afghanistan ist schon lange berüchtigt als das Herz der globalen Drogenproduktion. 70 bis 90 Prozent allen Opiums in der Welt kamen in den vergangenen Jahren schätzungsweise von dort.

Ein Grund für die explosionsartige Expansion des Schlafmohns ist die wachsende Unsicherheit im Land, vor allem wegen des Konflikts mit den Taliban, der sich seit Ende der NATO-Kampfmission im Dezember 2014 in einen Krieg ausgewachsen hat. Die Taliban kontrollieren oder beeinflussen nach Angaben des US-Militärs heute wieder rund 13 Prozent des Landes. Etwa 30 Prozent gelten als umkämpft. Die Taliban gehören auch zu den Hauptverdienern am Geschäft mit dem Opium, da sie die wachsenden Anbauflächen in ihren Gebieten besteuern und für den Schmuggel Schutzgelder nehmen. Nach Angaben des UN-Sicherheitsrats haben sie 2016 etwa die Hälfte ihrer Einnahmen aus Drogen bezogen - bis zu 400 Millionen US-Dollar.

kle/sti (dpa, ape, rtre)

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