Alle bis auf zwei Sitze: Die Regierungspartei hat das Parlament von Äquatorialguinea bisher fest im Griff. Der Anführer einer neuen hoffnungsreichen Oppositionsgruppierung wurde von der Parlamentswahl ausgeschlossen.
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Im zentralafrikanischen Äquatorialguinea haben die Wahllokale geschlossen. In dem Ölstaat waren rund 300.000 Wahlberechtigte aufgerufen, die beiden Kammern des Parlaments neu zu bestimmen.
Das Parlament besteht aus der Kammer der Volksvertreter mit 100 Sitzen und dem Senat mit 75 Sitzen, für den der Präsident Teodoro Obiang Nguema 15 Posten vergibt. Die PDGE-Partei des Präsidenten stellt aktuell 99 Prozent der Abgeordneten. Bei den vorigen Wahlen 2013 gewann sie in jeder der beiden Kammern alle bis auf einen Sitz.
Die frühere spanische Kolonie wird seit 37 Jahren autoritär regiert. Nguema kam 1979 per Staatsstreich an die Macht. Er ist Afrikas dienstältestes Staatsoberhaupt.
Verbreitete Internetzensur
Die Opposition sieht sich staatlichen Drangsalierungen ausgesetzt, hofft aber wegen der schwächelnden Wirtschaft auf einen Achtungserfolg. Die neugegründete Oppositionsgruppierung Bürger für Innovation (CI) hatte zuletzt deutlichen Zulauf, ihre Veranstaltungen in der Hauptstadt Malabo wurden von tausenden Menschen besucht. In den staatlich kontrollierten Medien durfte die Partei nicht für sich werben, die Webseiten der Opposition sind blockiert, auch Facebook ist seit dem Beginn des offiziellen Wahlkampfs Ende Oktober nicht mehr zugänglich. Am Wahltag gibt es überhaupt keinen Zugang zum Internet.
Der CI-Chef und frühere Armeeleutnant Gabriel Nse Obiang kehrte nach 13 Jahren Exil aus Spanien zurück. Vergangenes Jahr war er nicht als Kandidat zur Präsidentschaftswahl zugelassen worden, da er fünf Jahre in Folge nicht im Land gelebt hätte. Auch von dieser Parlamentswahl wurde er ausgeschlossen, nachdem er zu sechs Monaten Haft wegen "schwerer Beleidigung" der Regierungspartei verurteilt worden war. Ihm wurde jegliche politische Aktivität untersagt.
Äquatorialguinea ist einer der wichtigsten Ölproduzenten in Afrika. Die enormen Einnahmen kommen aber nur einer kleinen Elite zugute. Der Großteil der 1,2 Millionen Einwohner lebt in Armut.
Diese Familien haben Afrika fest im Griff
In Afrika ist Politik nicht selten Familiensache: Der Sohn beerbt den Vater im Präsidentenamt, die Tochter leitet Staatskonzerne, die Ehefrau wird Ministerin. Beispiele dafür gibt es genug.
Bild: DW/E. Lubega
Mein Sohn, der Bodyguard
Muhoozi Kainerugaba ist der älteste Sohn von Ugandas Langzeitpräsident Yoweri Museveni. Er ist Generalmajor in der ugandischen Armee und kommandiert die Spezialeinheit, die für den Schutz des Präsidenten zuständig ist. Musevenis Frau Janet sitzt als Ministerin für Bildung und Sport im Kabinett. Sein Schwager, Sam Kutesa, ist Außenminister.
Bild: DW/E. Lubega
Milliardenschwere Präsidententochter
Isabel dos Santos, die älteste Tochter von Angolas Präsident, zählt zu den zehn reichsten Afrikanern. Zum Imperium der Geschäftsfrau gehören die größte Mobilfunkfirma des Landes und eine Supermarkt-Kette. Zudem ist sie Chefin der staatlichen Ölgesellschaft Sonangol. Ihr Bruder José Filomeno leitet den angolanischen Staatsfonds FSDEA, der mehr als fünf Milliarden US-Dollar verwaltet.
Bild: picture-alliance/dpa
Mein Vater lässt ausrichten…
Teodoro Nguema Obiang Mangue ist der zweite Vize-Präsident von Äquatorialguinea - und gleichzeitig Präsidentensohn. Sein Vater, Teodoro Obiang Nguema Mbasogo, regiert das Land seit 1979. Dessen Stiefsohn, Gabriel Mbega Obiang Lima, ist Ölminister. Dem staatlichen Ölkonzern GEPetrol stand bis 2015 der Schwager des Präsidenten, Candido Nsue Okomo, vor, ehe dieser zum Sportminister ernannt wurde.
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Einflussreiche Zwillingsschwester
Jaynet Désirée Kabila Kyungu ist die Tochter von Kongos Ex-Präsidenten Laurent Kabila. Inzwischen regiert ihr Bruder, Joseph Kabila, das Land. Jaynet sitzt im kongolesischen Parlament; außerdem gehört ihr ein Medienunternehmen. Das Daten-Leak "Panama Papers" deckte auf, dass sie Co-Vorsitzende einer Offshore-Firma war, die Anteile an einem der größten Mobilfunkanbieter im Kongo gehabt haben soll.
Bild: Getty Images/AFP/J. D. Kannah
Von der Sekretärin zur First Lady
Grace Mugabe ist die zweite Ehefrau von Simbabwes Langzeitherrscher Robert Mugabe. Die beiden begannen ein Verhältnis, als sie noch seine Sekretärin war. Inzwischen hat Grace als Vorsitzende der "Frauen-Liga" in der Regierungspartei viel Einfluss. Auch wenn die 51-Jährige abwiegelt: sie wird als Nachfolgerin für ihren 92-jährigen Ehemann gehandelt.
Bild: picture-alliance/AP Photo/T. Mukwazhi
Die ambitionierte Ex-Frau
Nkosazana Dlamini-Zuma ist die erste Frau, die zur Vorsitzenden der Afrikanischen Union gewählt wurde. Sie hat bereits eine lange Politik-Karriere in Südafrika hinter sich: erst als Gesundheitsministerin unter Nelson Mandela, dann als Außenministerin Thabo Mbeki und schließlich als Innenministerin in der Regierung von ihrem Ex-Mann, Jacob Zuma. Nun hofft Nkosazana, selbst Staatschefin zu werden.
Bild: picture-alliance/dpa/J. Prinsloo
Der Staat als Familienunternehmen
Zahlreiche wichtige Firmen und hohe Posten in der Politik sind fest in der Hand der Familie von Denis Sassou-Nguesso, dem Präsidenten der Republik Kongo. Seine Tochter Claudia (Bild) leitet die Kommunikationsabteilung ihres Vaters, seinem Bruder Maurice gehören zahlreiche Unternehmen und Präsidentensohn Denis Christel soll angeblich bereits auf die Thronfolge vorbereitet werden.
Bild: Getty Images/AFP/G. Gervais
Gestatten: Präsident Bongo, der Zweite
41 Jahre lang herrschte Omar Bongo Ondimba in Gabun - bis der Autokrat 2009 im Amt verstarb. In einer umstrittenen Wahl, in der erstmals die einfache Mehrheit im ersten Wahldurchgang reichte, setzte sich sein Sohn, Ali Bongo, klar gegen 17 Gegenkandidaten durch. 2016 wurde er im Amt bestätigt. Damit regiert die Bongo-Familie das Land seit einem halben Jahrhundert.
Bild: Getty Images/AFP/M. Longari
Wie der Vater, so der Sohn
Faure Gnassingbé ist eines von etwa 50 Kindern des ehemaligen togolesischen Langzeitpräsidenten Gnassingbé Eyadéma. Faure war zunächst Minister; nach dem Tod seines Vaters beerbte er diesen im Präsidentenamt. Auch in Kenia und in Botswana sind aktuell Präsidenten an der Macht, deren Väter bereits den Posten inne hatten.