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Politik

Khan erklärt sich zum Wahlsieger

26. Juli 2018

Trotz Gewalt im Wahlkampf und massiver Manipulationsvorwürfe: Pakistans Wähler haben offenbar so sehr die Nase voll vom Sharif-Clan, dass sie sich von einem ehemaligen Cricket-Star eine bessere Zukunft erhoffen.

Pakistan Islamabad PK Wahlsieg Politiker Imran Khan
Bild: picture-alliance/AP Photo/TIP

Bei der Parlamentswahl in Pakistan zeichnet sich ein Sieg des Oppositionsführers Imran Khan ab. Nach Auszählung der Stimmen in etwa der Hälfte der Wahllokale liegt der 65-jährige Ex-Cricketspieler weit vorne, wie die Zeitung "Dawn" berichtete. Nach bisherigen Ergebnissen erhält Khans Anti-Korruptions-Partei Tehreek-e Insaf (PTI) 120 der 272 allgemein zu wählenden Parlamentssitze. Die bisher regierende Muslim-Liga von Ex-Ministerpräsident Nawaz Sharif, der wegen Korruption in Haft ist, ist abgeschlagen und kommt nur noch auf 64 Mandate. Ihr folgt mit 42 Sitzen die Pakistanische Volkspartei (PPP), an deren Spitze Bilawal Bhutto Zardari steht, der Sohn der ermordeten früheren Ministerpräsidentin Benazir Bhutto.

"Wir haben ein Mandat erhalten"

Die Nationalversammlung hat zudem 60 reservierte Sitze für Frauen und zehn für religiöse Minderheiten. Besonders in der bevölkerungsreichen Punjab-Provinz, in der die Sharif-Partei traditionell ihre Wählerbasis hat, legte Khan kräftig zu. Die Wahlbeteiligung lag nach einer Schätzung des Umfrageinstitutes Gallup bei 50 bis 55 Prozent. Inzwischen erklärte sich Khan zum Sieger der Parlamentswahl. "Wir waren erfolgreich, und wir haben ein Mandat erhalten", betonte er in einer Fersehansprache. "Gott hat mir die Chance gegeben, meinen Traum wahr werden zu lassen". Er habe 22 Jahre dafür gekämpft und danke Allah für die Möglichkeit, der Nation zu dienen. Die Wahlen bezeichnete er als "historisch".

In seiner halbstündigen Rede stellte Khan auch schon eine Vision für die Zukunft Pakistans vor. "Wir werden dieses Land zu einem Wohlfahrtsstaat machen", so Khan weiter. Er strebe gute Beziehungen zu den Nachbarstaaten an, denn Frieden in Afghanistan bedeute Frieden in Pakistan. Sollte Indien einen Schritt auf Pakistan zugehen, werde Pakistan zwei Schritte machen.

Khan dürfte die Mehrheit in der Nationalversammlung zwar verfehlen, aber keine Schwierigkeiten haben, einen Koalitionspartner zu finden. Seine Anhänger hatten bereits in der Nacht zuvor den Triumph der PTI gefeiert. Der frühere Sportstar soll auch die Unterstützung des Militärs haben. Khan bestreitet allerdings, dass seine Partei von der Armeeführung favorisiert wird.

Der Chef der Muslim-Liga, Shahbaz Sharif, muss wohl auf den harten Oppositionsbänken Platz nehmen Bild: Reuters/M. Raza

Muslim-Liga will Ergebnis nicht anerkennen 

Der Chef und Spitzenkandidat der Muslim-Liga, Shahbaz Sharif, beklagte Manipulationen. "Wegen massiver und offensichtlicher Unregelmäßigkeiten weisen wir die Resultate der Wahl 2018 vollständig zurück", schrieb Sharif auf Twitter. Besonders das schleppende Tempo der Auszählung erregt Aufsehen. Shahbaz Sharif ist der Bruder von Ex-Regierungschef Sharif. Die Wahlkommission bestreitet Manipulationsvorwürfe. "Es ist keine Verschwörung, und es gibt keinen Druck auf uns, die Ergebnisse zu verzögern", erklärte Babar Yaqoon, Sekretär der Kommission. Grund der Verzögerung sei eine technische Panne bei der Übermittlung der Resultate.

Bereits vor der Abstimmung hatten Angehörige der Muslim-Liga über Einschüchterung und Repressalien geklagt. Auch Pakistans unabhängige Menschenrechtskommission hatte massive Manipulation beklagt. Die Wahlbeobachter der Europäischen Union hatten sich über eine Behinderung ihrer Arbeit beschwert. Der Wahlkampf war von Gewalt überschattet. Am Wahltag selbst starben bei einem Anschlag auf ein Stimmlokal in der Stadt Quetta mindestens 31 Menschen.

Es ist erst das zweite Mal seit der Unabhängigkeit Pakistans vor sieben Jahrzehnten, dass eine zivile Regierung durch eine Wahl abgelöst wird. Das islamische Land stand jahrzehntelang unter Militärherrschaft. Die Abstimmung am Mittwoch erfolgte unter einer massiven Militärpräsenz. Insgesamt waren 800.000 Sicherheitskräfte im Einsatz - darunter rund 370.000 Soldaten.

Das Foto zeigt Imran Khan bei einem Cricket-Spiel Pakistans gegen Indien im Jahr 1990 Bild: picture-alliance/Dinodia Photo Library

Cricket-Star, Lebemann, Politiker 

In Pakistans bisherige Geschichte ging Imran Khan als Kapitän der Cricket-Nationalmannschaft ein, die er 1992 zur Weltmeisterschaft führte. Viele Jahre hatte er das Image eines Playboys und Lebemannes. 1996 dann ging Khan in die Politik und gründete die PTI. Lange war er ein Fliegengewicht, konnte aber bei den Wahlen 2013 stark zulegen. Seine PTI wurde die zweitstärkste Kraft im Parlament. Sie ging auf nationaler Ebene in die Opposition. In der nordwestlichen Provinz Khyber Pakhtunkhwa stellte sie die Regierung. Khans Hauptthema ist der gnadenlose Kampf gegen die Korruption. Es war auch Khans PTI, die nach den Enthüllungen der "Panama-Papers" den Obersten Gerichtshof dazu aufforderte, Untersuchungen gegen Nawaz Sharif aufzunehmen. Bei den "Panama Papers" handelt es sich um vertrauliche Unterlagen einer Beratungsfirma. Sie beinhalteten Strategien zur Steuervermeidung, aber auch Hinweise auf Geldwäsche. 

sti/gri (ap, rtr, epd)

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