Honduras vor dem Machtwechsel
29. November 2021Bei der Präsidentenwahl in Honduras liegt die Kandidatin der Linken, Xiomara Castro, nach ersten Stimmauszählungen in Führung. Nach Angaben des Nationalen Wahlrats hat Castro bisher gut 53 Prozent der Stimmen erhalten, während der Kandidat der rechtsgerichteten Regierungspartei Partido Nacional (PN), Nasry Asfura, auf 34 Prozent kommt.
Die 62 Jahre alte Castro von der Partei Libre ist die Ehefrau des Ex-Präsidenten Manuel Zelaya, der 2009 aus dem Amt geputscht wurde. Asfura ist Bürgermeister der Hauptstadt Tegucigalpa.
"Guten Abend, wir haben gewonnen", feierte Castro am Sonntagabend schon bei einem öffentlichen Auftritt vor ihren Anhängern. Die Regierungspartei PN erklärte sich auf Twitter allerdings ebenfalls zum Sieger. Bevor nicht der letzte Wahlzettel bearbeitet sei, werde kein Sieger erklärt, sagte der Chef der Wahlbehörde, Kelvin Aguirre. Er zeigte sich erfreut über die "historische" Wahlbeteiligung von 62 Prozent.
Vorgänger Hernández trat nicht mehr an
Bei einem Sieg würde Castro die erste Frau an der Staatsspitze von Honduras und die erste Präsidentin seit der Rückkehr zur Demokratie im Jahr 1982, die nicht einer der beiden etablierten Parteien angehört. Für die regierende Nationalpartei wäre nach zwölf Jahren an der Macht Schluss. Der amtierende Präsident Juan Orlando Hernández konnte nach zwei Amtszeiten in Folge nicht erneut antreten.
Vier Jahre zuvor, nach der Wiederwahl von Hernández im Jahr 2017, hatte die Opposition der Regierung Wahlfälschung vorgeworfen. Auch internationale Beobachter stellten Unregelmäßigkeiten fest. Es kam zu Protesten mit mehr als 20 Toten. Der damalige Zweitplatzierte, der TV-Moderator Salvador Nasralla, ging diesmal eine Allianz mit Castro ein und bewarb sich an ihrer Seite um das Amt das Vizepräsidenten.
Korruption und Drogenhandel prägen das Land
Honduras leidet unter Armut, Korruption und Bandengewalt. In den vergangenen Jahren kam es zu einer massiven Auswanderungswelle in Richtung USA. Hernández' Bruder wurde vor wenigen Monaten in den USA wegen großangelegten Drogenhandels von etwa 185 Tonnen Kokain zu lebenslanger Haft verurteilt. Dem Präsidenten wird vorgeworfen, ebenfalls darin verwickelt gewesen zu sein - auch ihn könnte nach Ende seiner Amtszeit im Januar eine Anklage in den USA erwarten.
as/sti (afp, dpa, kna)