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KonflikteTschad

Oppositionspolitiker Dillo im Tschad erschossen

29. Februar 2024

Wenige Monate vor der geplanten Präsidentschaftswahl im Tschad ist der führende Oppositionspolitiker Yaya Dillo bei einem Schusswechsel mit Sicherheitskräften getötet worden. Das teilte ein Regierungssprecher mit.

Der Oppositionspolitiker Yaya Dillo bei einer Pressekonferenz in N'Djamena (Archivbild)
Der Oppositionspolitiker Yaya Dillo bei einer Pressekonferenz in N'Djamena (Archivbild) Bild: Issouf Sanogo/AFP/Getty Images

Yaya Dillo kam demnach am Mittwoch bei einem Angriff der Armee auf das Hauptquartier von Dillos Sozialistischer Partei ohne Grenzen (PSF)  in der Hauptstadt N'Djamena zu Tode. Der Oppositionspolitiker habe sich dorthin zurückgezogen, sagte ein Regierungssprecher der Nachrichtenagentur AFP. "Er wollte sich nicht ergeben und hat auf die Ordnungskräfte geschossen", sagte Abderaman Koulamallah, der auch Kommunikationsminister ist. Der Staatsanwalt Oumar Mahamat Kedelaye bestätigte den Tod Dillos. Der Sender Radio France Internationale berichtet, bei den Schusswechseln seien insgesamt 26 Personen verletzt oder getötet worden.

Nach Berichten von Augenzeugen beruhigte sich die Lage in der Hauptstadt des Tschad am Donnerstag wieder. Demnach gingen die Einwohner wieder ihrer Arbeit nach. Internet-Zugänge seien aber immer noch gesperrt.

Militärfahrzeuge blockieren eine Straße in der Hauptstadt in der Nähe der PSF-ZentraleBild: AFP/Getty Images

Angriff auf Geheimdienstzentrale

Zuvor hatten tschadische Behörden "Elemente" der PSF beschuldigt, für den Anschlag auf die Geheimdienstzentrale ANSE in der Nacht zu Mittwoch verantwortlich zu sein. Diese hätten unter Anleitung des Parteivorsitzenden Dillo gehandelt. Nach Informationen des Magazins "Jeune Afrique" waren dabei zwei Menschen getötet worden.

Vor dem Angriff auf die Geheimdienstzentrale war ein PSF-Mitglied wegen des Vorwurfs festgenommen worden, einen fehlgeschlagenen Mordanschlag auf den Präsidenten des Obersten Gerichtshofs verübt zu haben. Die Situation sei "inzwischen vollständig unter Kontrolle", hieß es später in einer Regierungserklärung. Die Täter seien zur Fahndung ausgeschrieben oder festgenommen worden.

Dillo weist Vorwürfe zurück

Oppositionspolitiker Dillo war ein entschiedener Gegner des tschadischen Übergangspräsidenten Mahamat Idriss Déby Itno, dessen Cousin er war. Der Vorwurf eines Mordversuchs gegen den Gerichtshofspräsidenten sei "inszeniert", hatte Dillo am Mittwoch erklärt. Er sagte AFP, er habe nichts mit dem Vorfall am Geheimdienstsitz zu tun. Ziel sei es vielmehr, ihn von einer Kandidatur bei der anstehenden Präsidentschaftswahl abzuhalten, "mich physisch zu eliminieren" und "mir Angst einzujagen".

Erst am Dienstagabend hatte die Wahlkommission das Datum für die Präsidentenwahl bekanntgegeben - drei Jahre nach der Machtübernahme durch eine Militärregierung. Die erste Wahlrunde soll am 6. Mai stattfinden, neben Staatschef Déby Itno hatte auch Dillo seine Absicht zu kandidieren angekündigt.

Déby Itno war im April 2021 im Alter von 37 Jahren von der Armee zum Übergangspräsidenten an der Spitze einer Militärregierung ernannt worden, nachdem sein Vater Idriss Déby Itno von Rebellen getötet worden war. Dieser hatte den Tschad 30 Jahre lang mit harter Hand regiert. Nach Angaben der Vereinten Nationen gehört das Land zu den am wenigsten entwickelten Länder der Welt.

kle/jj (rtr, kna, afp)