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Oscar Pistorius im Kreuzverhör

9. April 2014

"Ich hielt sie in meinen Armen." Im Mordprozess gegen ihn schilderte der südafrikanische Paralympics-Star Oscar Pistorius die letzten Minuten im Leben von Reeva Steenkamp. Doch an seiner Version gibt es Zweifel.

Oscar Pistorius auf dem Weg zum Prozess (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Am dritten Tag der Aussage von Südafrikas Leichtathletik-Star Oscar Pistorius beschreibt der Angeklagte detailliert die Umstände des Todes seiner Freundin in der Nacht zum 14. Februar 2013.

Nachdem er im Glauben, ein Einbrecher befinde sich im Badezimmer, Schüsse durch die Badezimmertür abgegeben habe, sei ihm klargeworden, dass es auch Reeva Steenkamp sein könne, die sich im Bad aufhielt. Er habe dann die Tür mit einem Kricket-Schläger eingeschlagen.

"Ihr Kopf an meiner Schulter"

Er habe seine Freundin dann zusammengesunken auf der Toilette gefunden. Mit zitternder Stimme sagte Pistorius: "Ich schaute nach, ob sie atmete. Das tat sie nicht. Ich legte meine Arme unter ihre Schultern und setzte mich für einige Zeit weinend neben sie. Ich hatte ihren Kopf an meiner Schulter und konnte fühlen, wie ihr Blut auf mich fließt."

Als er dann doch Atemgeräusche wahrnahm, habe er sofort um Hilfe telefoniert. "Ich versuchte, die Blutungen zu stoppen, ich versuchte wirklich, Reeva atmen zu helfen", sagte er. Aber seine Freundin sei bereits tot gewesen, fügte Pistorius hinzu. "Ich konnte nichts mehr für sie tun." Er habe weder die Absicht gehabt, seine Freundin zu töten noch sonst jemanden.

Pistorius sagt aus und bricht zusammen

01:38

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Ein "Fehler"? Ein Mord?

Anschließend begann Staatsanwalt Gerrie Nel mit seinem Kreuzverhör. Als Pistorius von einem "Fehler" in Bezug auf Steenkamp sprach, wurde Nel laut und fragte ihn: "Sie haben einen Fehler gemacht? Sie haben einen Menschen getötet, das haben Sie getan! Sie haben auf sie geschossen und sie getötet, wollen Sie nicht die Verantwortung dafür übernehmen?" Pistorius räumte ein: " Ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht."

Gegen den Einspruch der Verteidigung wurde vor Gericht auf Verlangen Nels ein Video präsentiert, das Pistorius bei Schießübungen mit anderen zeigt. Die im März im britischen Sender Sky News veröffentlichten Aufnahmen zeigen den Paralympics-Star, wie er mit sichtlichem Spaß mit einem Gewehr auf eine Wassermelone schießt.

Video mit Schießübung

Im Hintergrund sind Lachen und Scherzen zu hören, dann die Stimme eines Mannes, der beim Anblick der platzenden Wassermelone sagt: "Sie ist viel weicher als ein Gehirn (...) - das ist ein Zombiekiller." Pistorius gab zu, dass es seine Stimme war. Nel sagte, mit Steenkamps Kopf sei ähnliches geschehen wie mit der Wassermelone. Daraufhin wurde auf den Gerichts-Bildschirmen ein Foto der toten, schwer verletzten Freundin von Pistorius gezeigt. Der Angeklagte weigerte sich, das Bild anzuschauen, und brach in Tränen aus. Die Verhandlung musste unterbrochen werden.

Im Prozessverlauf hatten bereits mehrere Zeugen Zweifel an der Darstellung von Pistorius aufkommen lassen. So sagte die erste Zeugin aus, sie habe in der Tatnacht zunächst Schreie eines Mannes, dann einer Frau und danach vier Schüsse gehört. Demnach müsste Pistorius gewusst haben, dass sich seine Freundin im Badezimmer aufhält.

Im Falle eines Schuldspruchs droht dem Sprintstar, der an beiden Unterschenkeln amputiert ist, eine Haftstrafe von bis zu 25 Jahren.

mm/kis (dpa, afp, rtr)

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