Österreichische Mutter, Schweizer Vater, Filme in Deutschland, Oscar in Hollywood. In Frankfurt ist der Nachlass des deutschsprachigen Stars zu sehen. Ein Rückblick auf die erstaunliche Karriere des Maximilian Schell.
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Ein deutschsprachiger Weltstar: Maximilian Schell
Österreichische Mutter, Schweizer Vater, viele Filme in Deutschland, ein Oscar in Hollywood: In Frankfurt ist jetzt der Nachlass des Weltstars Maximilian Schell zu bestaunen. Ein Rückblick auf eine erstaunliche Karriere.
Bild: DFF/Nachlass Maximilian Schell
Oscar für "Das Urteil von Nürnberg"
1955 stand der junge Maximilian Schell erstmals vor Kameras. Zwei Jahre später drehte er seinen ersten Film in Hollywood. 1962 gewann er den Oscar als bester Hauptdarsteller - für seinen Auftritt als rhetorisch brillanter Verteidiger im Film "Das Urteil von Nürnberg" (unser Bild). Der am 8. Dezember 1930 in Wien geborene Maximilian Schell wurde von den Musen geküsst.
Bild: DFF/Nachlass Maximilian Schell
Mit Marlon Brando: "Die jungen Löwen"
Es war US-Regisseur Edward Dmytryk, der den jungen österreichisch-schweizerischen Darsteller nach Hollywood geholt hatte. Er gab dem deutschsprachigen Schauspieler - typisch für die damalige Zeit - die Rolle eines Nazis. In dem während des Zweiten Weltkriegs spielenden Antikriegsfilm "Die jungen Löwen" hatte der junge Schell direkt eine Schauspiel-Legende an seiner Seite: Marlon Brando.
Bild: DFF/Nachlass Maximilian Schell
Zwischen Bühne und Film: Maximilian Schell
Wie so viele Schauspieler in jenen Jahren begann auch Schell beim Theater. Es sollte eine Liebe fürs ganze Leben bleiben. Auch als Schell schon weltberühmt als Filmschauspieler war - die Theaterbretter verließ er nie. Eine seiner Paraderollen war Shakespeares Hamlet. Den Dänenkönig spielte er mehrfach. Auch wieder vor den Fernsehkameras - wie hier in einer TV-Version von 1961.
Bild: DFF/Nachlass Maximilian Schell
Europäisches Nachkriegskino: "Die Eingeschlossenen"
Nach seinem Oscar-Erfolg konnte sich Maximilian Schell seine Filmrollen natürlich aussuchen. Er zählte zu den Top-Stars des Kinos. Dem europäischen Kino der Zeit blieb er treu. So arbeitete er zum Beispiel 1962 mit dem italienischen Regisseur Vittorio de Sica in der Verfilmung des Sartre-Stücks "Die Eingeschlossenen" zusammen. Auch hier wieder Prominenz an seiner Seite: Sophia Loren.
Bild: DFF/Nachlass Maximilian Schell
Agentenfilm: "Anruf für einen Toten"
Natürlich war Maximilian Schell in den 1960er Jahren auch ein gefragter Darsteller im Genre der Zeit: dem Agentenfilm. James Bond ließ grüßen. "Anruf für einen Toten" war ein britischer Film aus dem Jahre 1967, inszeniert vom Amerikaner Sidney Lumet und starbesetzt: neben Schell agierten Simone Signoret (unser Bild), die Bergman-Schauspielerin Harriet Andersson und James Mason.
Bild: DFF/Nachlass Maximilian Schell
Literaturbegeistert: "Das Schloss"
Maximilian Schell war ein Mann der Künste und des Geistes. Er liebte das Theater, übersetzte Shakespeare, spielte berühmte Bühnenrollen - und holte die Literatur auch ins Kino. So war er 1968 auch Produzent der ersten Kinoverfilmung von Franz Kafkas Romanfragment "Das Schloß". Und als männlicher Hauptdarsteller kam natürlich auch nur einer in Frage: Maximilian Schell.
Bild: DFF/Nachlass Maximilian Schell, Foto: Roger Corbeau.
Hinter der Kamera: der Regisseur Maximilian Schell
Es war nur eine Frage der Zeit, bis dieser literaturbesessene Darsteller sich selbst hinter die Kamera stellen sollte. Die 1970er Jahre waren das Jahrzehnt des Spielfilmregisseurs Maximilian Schell. 1974 gewann er für "Der Fußgänger" den Golden Globe, war für einen Oscar nominiert. Der Film blickt auf die Bundesrepublik der Nachkriegszeit und ist auch ein Stück Vergangenheitsbewältigung.
Bild: DFF/Nachlass Maximilian Schell
Die vielen Altersrollen
Schell hatte so viele Talente, dass sich in der späten Filmkarriere nicht mehr viele Kino-Meisterwerke fanden. Wohl auch, weil sich der Vielfachbegabte stets auf mehreren Bühnen tummelte. Er schrieb und übersetzte, spielte vor TV- und Filmkameras, trat in Talkshows auf, inszenierte Opern und drehte noch einen legendären Dokumentarfilm: "Marlene". Maximilian Schell füllte viele künstlerische Leben.
Bild: DFF / Foto: Uwe Dettmar
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"Wer war Maximilian Schell?" fragt das Frankfurter Filmmuseum - und gibt in den kommenden Monaten gleich mehrere Antworten. Den Nachlass des berühmten Mimen haben sich die Frankfurter vor drei Jahren gesichert und vieles von dem, was in diesem Nachlass enthalten war, kann man sich nun in der Stadt am Main anschauen.
Maximilian Schell war vielfach begabt - Frankfurt zeigt das jetzt
Ausstellungen über Filme und Filmgrößen können natürlich nie das vermitteln, was bewegte Bilder zeigen. Doch Maximilian Schell verfügte über derartig vielfältige künstlerische Talente, dass eine Ausstellung über Schell doch irgendwie passend erscheint. Es ist ein guter Rahmen für eine Karriere, die viel umfasste: Erfolg auf der Bühne und vor der Kamera als Schauspieler, Erfolge hinter der Kamera als Regisseur, schriftstellerische Arbeit, Großtaten als Übersetzer. Darüberhinaus war der gebürtige Wiener auch Moderator, Opern- und Operetten-Regisseur, in jungen Jahren auch ein guter Fußballer und Pianist, in der zweiten Lebenshälfte ein behutsamer Dokumentarist mit der Kamera. Schell hatte viele Facetten.
Das Frankfurter Filmmuseum konzentriert sich natürlich auf Schell als Mann des Kinos und des Fernsehens. In Zeiten, in denen die US-amerikanischen Filmpreise Oscar und Golden Globe eine übermächtige Strahlkraft entwickelt haben, müssten eigentlich auch nachwachsende Generationen angesichts seiner Erfolge vor Neid erblassen. Schell war der erste deutschsprachige Schauspieler, der nach dem Zweiten Weltkrieg einen Oscar erhielt.
Noch heute sehenswert und hochaktuell: "Das Urteil von Nürnberg"
Den bekam er für seinen Auftritt als scharfkantiger Verteidiger in "Das Urteil von Nürnberg", ein Film, der auch heute noch hochspannend anzuschauen ist, schneidet er doch aktuelle Fragen nach Moral, Schuld und Verantwortung an. Dabei sollte es in Sachen Preise für Schell nicht bleiben. Der Mime verdiente sich im Laufe seiner Karriere weitere fünf Oscar-Nominierungen, drei Golden Globes sowie drei Globe-Nominierungen. Zwei weitere Emmy-Nominierungen gab's als Zugabe. Und das waren nur die wichtigsten amerikanischen Auszeichnungen.
Doch was sind schon Preise in Los Angeles, wird sich Schell irgendwann gefragt haben. Der vielfach Talentierte war viel zu klug und reflektiert, als dass er sich dauerhaft in Hollywood hätte niederlassen wollen. Zwar besaß er eine Villa in Beverly Hills, doch die alte Jagdhütte der Familie in Kärnten war seine geistige Heimat, in die es ihn schon früh immer wieder hinzog. Das europäische Kino, auch das deutschsprachige, das Theater in England, Shakespeare, der "Jedermann" in Salzburg, das waren seine künstlerischen Wurzeln.
Leben zwischen Hollywood und Europa
Und vielleicht charakterisiert ihn die Antwort auf die Frage, ob er denn während seiner 60-jährigen Karriere in der Branche wirkliche Genies kennengelernt habe, am besten. Kurz vor seinem Tod stellte ihm Anfang 2014 das Wochenmagazin "Der Spiegel" diese Frage. Ja, drei Genies habe er tatsächlich kennengelernt, so Schell damals: den österreichischen Bühnen- und Filmschauspieler Oskar Werner, den während der McCarthy-Zeit aus den USA vertriebenen Regisseur Jules Dassin, der seine Karriere im europäischen Exil fortsetze sowie Orson Welles, auch einer, der von Hollywood vertrieben wurde und nach Europa ging, um sich dort Shakespeare, Kafka und Tanja Blixen zu widmen.
Die Ausstellung "Maximilian Schell" im Frankfurter Filmmuseum (DFF - Deutsches Filminstitut Filmmuseum) ist vom 10. Dezember 2019 bis zum 19. April 2020 geöffnet. Dazu erscheint ein umfangreicher Katalog.