Osterhase schlägt Weihnachtsmann
1. April 2015
"Mittlerweile bekommen Kinder auch zu Ostern große Geschenke", schreibt die Nachrichtenagentur epd. "Ostern entwickelt sich immer mehr zum Konsumfest", will der Sender SWR festgestellt haben
Er kenne solche Meldungen, sagt Stefan Hertel, Sprecher des Deutschen Einzelhandelsverbands HDE. "Aber das ist nicht richtig. Ostern ist ein wichtiger Impuls, aber kein Vergleich zu Weihnachten, der mit Abstand wichtigsten Zeit im deutschen Einzelhandel."
Die Bedeutung des Weihnachtsgeschäfts lässt sich an den Umsatzzahlen des Verbands gut erkennen. In den Monaten November und Dezember setzen Händler jeweils 42,7 Milliarden Euro um, verglichen mit durchschnittlich 37,4 Milliarden Euro in den übrigen Monaten des Jahres. Das ist ein deutliches Plus von 14 Prozent.
Genaue Daten fehlen
Für Ostern lässt sich ein vergleichbarer Anstieg nicht erkennen. Auch fehlt es an detaillierten Erhebungen. Die aufwändigen Umfragen zur Weihnachtszeit, bei denen Kunden und Händler wöchentlich befragt werden, spart sich der Verband in den Ostertagen. Aus der Sicht der meisten Händler ist Ostern einfach nicht wichtig genug.
Mangels spezieller Umfragen ist es daher schwierig, Einkäufe als Ostergeschenke zu erkennen - zumal das Fest mit dem Beginn des Frühlings zusammenfällt. "Viele Leute greifen dann bei Outdoor-Spielzeug zu, wie Bobby-Cars, Roller, Rutschen, Schaukeln, Fußballtore oder Trampolin", sagt Stefan Hertel vom Einzelhandesverband. In Baumärkten werden zur Osterzeit zudem Pflanzen für den Garten oder den Balkon verstärkt nachgefragt.
Messbar ist der Umsatzeffekt von Ostern allenfalls in einzelnen Branchen des Handels. So machen Spielwarengeschäfte, die im Jahr rund 2 Milliarden Euro umsetzen, "in einem Ostermonat über 30 Millionen Euro Mehrumsatz", sagt Willy Fischel, Geschäftsführer des Bundesverbands des Spielwaren-Einzelhandels (BVS), einem Fachverband innerhalb des Einzelhandelsverbands. "Damit ist Ostern nach Weihnachten und Geburtstag der drittwichtigste Geschenkanlass für Kinder", so Fischel.
Süßer Wettstreit
Besonders lohnend ist Ostern für die Anbieter von Süßwaren und Dekorationsartikeln. Für Schokoladenhersteller ist das Fest sogar wichtiger als Weihnachten. Mit 213 Millionen Schoko-Osterhasen rechnet der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) in diesem Jahr, ein Plus von 3,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zum Vergleich: Nikoläuse und Weihnachtsmänner aus Schokolade erreichten zuletzt eine Stückzahl von 196 Millionen.
Schoko-Osterhasen sind inzwischen sogar ein Exportschlager. Rund 86 Millionen der in Deutschland produzierten Hasen, das sind 40 Prozent, werden ins Ausland verkauft, vor allem in die europäischen Nachbarländer, aber auch in die USA, nach Osteuropa und nach Australien.
"Der klassische Hase aus Vollmilchschokolade ist nach wie vor am meisten gefragt", sagt Klaus Reingen, Hauptgeschäftsführer im BDSI. "Aber auch Osterhasen und andere Figuren wie Lämmer oder Küken aus zartbitterer oder weißer Schokolade liegen im Trend."