Ostern vorm Weißen Haus
13. April 2006
Die Geschichte begann so: Vor ziemlich langer Zeit kamen ein paar Kinder auf die Idee, sich am Ostermontag auf Capitol Hill zu treffen. Direkt dort, wo sich der US-amerikanische Kongress versammelte, um bunt angemalte Ostereier den Berg herunterrollen zu lassen. 1872 begannen die damaligen Medien darüber zu berichten - und auch über ein öffentliches Ärgernis. Die Herren Politiker fanden nämlich, dass die Kinder ihren schönen Rasen kaputt machten. Die Kinder mussten weg: Im Jahre 1876 verabschiedete der Kongress ein Rasen-Gesetz, das Turf Protection Law. Damit wurde das Spielen von Kindern auf dem Capitol-Hügel endgültig verboten.
Zwei Jahre später fand Präsident Rutherford B. Hayes eine andere, bessere Lösung des Problems. Er lud die Kinder der Stadt am Ostersonntag zu sich ins Weiße Haus, genauer in den Südgarten, machte die Tore auf, und dort, auf seinem Rasen, durften sie spielen, toben und ihre Eier rollen lassen.
Erwachsene Osterhasen
Heutzutage ist die Tradition des Ostereierrollens überall in den Vereinigten Staaten verbreitet. Das Spiel ist zu einer Jagd auf Ostereier geworden, entweder öffentlich oder privat. Zuschauer können sich darüber amüsieren, wie Erwachsene zu Osterhasen werden: Sie ducken sich und hoppeln im Park von einem Busch zum nächsten Baum, um hart gekochte Eier für ihre Kinder zu verstecken.
Dann geht die Suche los. Danach sind die Kinder fix und fertig. Werden die Sammelkörbe nicht voll, rennen die Eltern selber los, um die Eier zu suchen, die sie zuvor versteckt haben.
Begehrte Löffel
Es ist Pflicht, dass der Präsident mit seiner Familie beim Ostereierrollen zuschaut und kontrolliert, dass die Eier richtig gekullert werden. Dabei werden immer wieder auch neue Spiele eingeführt. Und 1933 hielt Eleanor Roosevelt dabei sogar eine Radio-Ansprache. Danach kam der Zweite Weltkrieg und die Eier lagen still - bis zur Wiedereinführung der Tradition im Jahre 1953.
Auch in diesem Jahr, am 16. April, werden wieder viele Kinder zum Weißen Haus kommen, Tickets gibt es unentgeldlich. Sie freuen sich auf die Schokolade, die der Mitarbeiter des Weißen Hauses - verkleidet als Osterhase - verteilt. Die Eltern freuen sich am meisten auf den Osterkorb, den ihre Kinder mit nach Hause nehmen. Darin steckt eine Besonderheit: Die Kinder dürfen nämlich die Löffel, die sie für den Ostereierrollen-Wettbewerb bekommen haben, behalten. Sie stammen aus dem Inventar des Hauses - signiert vom US-Präsidenten und der First Lady.