Die Vorliebe der Ostfriesen für Tee ist - zumindest in Deutschland - schon lange bekannt. Jetzt wurden die Nordlichter offiziell zu Teeweltmeistern erklärt.
Darf in ostfriesischen Lokalen nicht fehlen: Tee und Waffeln im "Lüttje Teehus" Bild: picture alliance/DUMONT Bildarchiv/M. Kirchner
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Im Nordwesten Deutschlands, wo oft raue Winde wehen, gönnt man sich gerne ein wärmendes Getränk zwischendurch. Bis zu sechs Teezeiten (auf Plattdeutsch: "Teetied") gehören für viele Ostfriesen auch heute noch zum Alltag. Tee wird in Ostfriesland auch nicht einfach nur getrunken, sondern auf eine bestimmte Weise zubereitet und genossen. So gibt es eine eigene Ostfriesische Teezeremonie. "Kluntje", weißer Kandiszucker, und Sahne sind essentielle Bestandteile der atmosphärischen (und vor allem äußerst entspannenden) ostfriesischen Teetradition. Seit 2016 ist die Ostfriesische Teekultur als immaterielles Kulturerbe bei der UNESCO anerkannt.
Mehr Teeverbrauch als Briten oder Türken
Bekannt war es schon lange, jetzt hat das Rekord-Institut für Deutschland auch offiziell ermittelt, dass die Ostfriesen im Schnitt pro Kopf jährlich 300 Liter Tee trinken. Hochgerechnet seien es rund 14 Millionen Liter pro Jahr, erklärte Rekord-Richter Rolf Allerdissen. Zum Vergleich: Im Bundesdurchschnitt werden gerade einmal 28 Liter pro Kopf und Jahr getrunken.
Für die Anerkennung der Leistung wertete das Rekord-Institut Zahlen der britischen Statistik-Behörde, des Deutschen Bundesamtes für Statistik und des Deutschen Tee- und Kräuterteeverbandes aus. Demnach übertrumpfen die Ostfriesen mit ihrem jährlichen Verbrauch sogar Tee-Nationen wie Libyen (287 Liter) und die Türkei (277 Liter).
Zeit für einen Tee!
Während die Briten für Ihre Teezeremonien berühmt sind, pflegen die Deutschen ihre eigenen Rituale. Entdecken Sie die feinen Unterschiede im Umgang mit den zarten Blättchen in unserer Galerie.
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Die Ostfriesen sind Weltmeister im Teetrinken
Mit einem bescheidenen jährlichen Teekonsum von 30 Litern pro Kopf landet Deutschland nur auf dem 84. Platz auf der Liste der teetrinkenden Länder. Dennoch sind die Weltmeister im Teetrinken Deutsche, nämlich die Ostfriesen. Sie schlürfen pro Kopf sagenhafte 300 Liter - also sogar 100 Liter mehr als die Briten.
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Die ostfriesische Teekultur
Die Teekultur der Ostfriesen hat sich über eine lange Zeit entwickelt. Kein Wunder, denn das heiße Getränk tröstet zarte Gemüter an rauen Tagen an der Nordsee. Das starke schwarze Gebräu - hauptsächlich Assamtee - wird in einem Topf aufgekocht und in Porzellantassen serviert. Kandiszucker, dort "Kluntje" genannt, sowie Sahne, dürfen nicht fehlen. Aber Achtung: Umrühren ist nicht gestattet!
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Tee und Waffeln statt Kaffee und Kuchen?
Die Sitte ist weit verbreitet, Sonntags bei Kaffee und Kuchen auf ein Schwätzchen zusammenzusitzen. Da aber Tee nun mal das führende Getränk ist, wird diese Zeremonie an vielen Orten eher mit Tee bestritten. In Ostfriesland, wo dem Teetrinken große Bedeutung zukommt - häufig in Kombination mit Waffeln - gilt es geradezu als unhöflich, weniger als drei Tassen zu trinken.
Der in Hamburg ansässige Deutsche Teeverband veranstaltet jährliche Teeproben, um die Qualität der Ware zu überprüfen und sicherzustellen, dass die Angaben auf den Etiketten korrekt sind. Wer nicht zum Verband gehört, kann für sich eine eigene Teeprobe im Bünting Teemuseum in Leer buchen.
Der Siegeszug des Tees in der Welt ist ungebrochen. Der Konsum erreichte 2016 erneut Höchstwerte, und das auch in Deutschland, wo 19.220 Tonnen Tee verkauft wurden. Laut dem Deutschen Teeverband bevorzugen drei von vier Deutschen schwarzen gegenüber grünem Tee, während 60 Prozent der Teetrinker losem Tee gegenüber Teebeuteln den Vorzug geben.
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Tee mit Milch
Während die Briten ihren Tee mit Milch, am liebsten mitsamt ihres typischen Gebäcks "Scones" genießen, lehnen es die meisten Deutschen ab, ihrem Tee Milch beizugeben. Sie trinken ihn lieber schwarz, mit Zucker oder mit Zitrone.
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Kräutertees, Früchtetees und Ingwertee
Während der Volksmund alle möglichen Getränke leichtfertig als Tee bezeichnet, beharrt der Deutsche Teeverband darauf, dass nur ein Getränk, das aus schwarzen oder grünen Teeblättern hergestellt wurde, als solcher bezeichnet werden darf. Homöopathische Kräutermixturen zählen nicht dazu.
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Kräutertees in rauen Mengen
Ein Heilmittel! In den Supermärkten werden alle möglichen Kräutertees als Heilmittel für Wehwehchen angepriesen. Bei deren Bezeichnungen sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Einige zielen auf die Inhaltsstoffe ab, wie Zimttee oder Salbeitee. Andere beziehen sich auf das, wobei die Tees helfen sollen, wie Verdauungstee, Gute-Laune-Tee, Morgenmuffeltee, Entgiftungstee oder Schlaftee.
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Tee hat in Ostfriesland eine lange Geschichte: 1610 brachten Schiffe der Niederländischen Ostindien-Kompanie Tee nach Europa und damit auch nach Leer in Ostfriesland. Dort mischte der Kolonialwarenhändler Johann Bünting im Jahre 1806 den ersten Ostfriesen-Tee - eine spezielle, kräftige Mischung, die aus mehreren Schwarzteesorten besteht, heutzutage vor allem aus Assamtee. 1907 gründet Laurens Janssen die Ostfriesische Tee Gesellschaft (OTG), die bis heute zu den europäischen Branchenriesen in Sachen Tee gehört.
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Urkunde auch auf Plattdeutsch
Und jetzt kommt die wohlverdiente Aufnahme der Ostfriesen ins Buch der Rekorde (früher Guinness-Buch der Rekorde). Am 25. August überreichte Rekord-Richter Rolf Allerdissen gleich zwei Urkunden an den Präsidenten des Regionalverbandes Ostfriesische Landschaft, Rico Mecklenburg - eine auf Hochdeutsch und eine auf Plattdeutsch. Eine Übergabe fand in Ihlow statt, dem geografischen Mittelpunkt und damit dem Herzen Ostfrieslands, die andere am mittelalterlichen Versammlungsplatz der Ostfriesen: am Upstalsboom im Kreis Aurich. Mecklenburg nahm die Auszeichnung stellvertretend für alle Ostfriesen entgegen. Sie bestätige, was die Ostfriesen schon immer wussten, konstatierte er: "475.000 Menschen leben dieses Kulturgut, indem sie jeden Tag sehr viel Tee trinken."
pj/suc (mit dpa und NDR)
Dies ist die aktualisierte Fassung des Artikels vom 26.8.