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Politik

Oxfam kritisiert Krisengewinne von Konzernen

16. Januar 2023

Erstmals seit 25 Jahren nehmen laut einer Studie extremer Reichtum und extreme Armut gleichzeitig zu. Etwa jeder zehnte Mensch auf der Erde hungert - so die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam.

Eine Frau bereitet auf dem Boden eine karge Mahlzeit vor
In vielen afrikanischen Ländern wie hier im Süden Angolas können die Menschen wegen der hohen Preise keine Lebensmittel mehr kaufen Bild: Adílson Liapupula/DW

Unter dem Strich sind Konzerne und Superreiche die Gewinner der Corona-Pandemie und der Energiekrise, hält die Entwicklungsorganisation Oxfam fest. So habe das reichste Prozent der Weltbevölkerung seit Beginn der Pandemie rund zwei Drittel des weltweiten Vermögenszuwachses kassiert, heißt es im Bericht "Survival of the Richest" (Das Überleben der Reichsten), der an diesem Montag vorgestellt wird. Anlass ist das Weltwirtschaftsforum, das am selben Tag im Schweizer Bergdorf Davos beginnt.

In Deutschland sei der Trend noch deutlicher, so die kapitalismuskritische Organisation. 81 Prozent des gesamten Vermögenszuwachses, der zwischen 2020 und 2021 in Deutschland erwirtschaftet wurde, entfielen demnach auf das reichste Prozent der Bevölkerung. 

Das Gesamtvermögen aller Milliardärinnen und Milliardäre weltweit sei seit 2020 im Durchschnitt täglich um 2,7 Milliarden US-Dollar gestiegen. Für jeden pro Kopf erzielten US-Dollar Vermögenszuwachs in den ärmeren 90 Prozent der Weltbevölkerung habe ein Milliardär im Schnitt 1,7 Millionen US-Dollar hinzugewonnen.

1,7 Milliarden Menschen in Armut

Zugleich leben laut Oxfam mindestens 1,7 Milliarden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Ländern, in denen die Inflation höher ist als die Lohnentwicklung. Etwa jeder zehnte Mensch auf der Erde hungere, rund 828 Millionen Menschen. 60 Prozent der hungernden Weltbevölkerung sind danach Frauen und Mädchen.

Mangelernährte Kinder in Madagaskar (Archivbild) Bild: Fenoarisoa Ralaiharinony/Welternährungsprogramm WFP/dpa/picture alliance

Entwicklungsministerin: Um Jahre zurückgeworfen 

Auch Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze hält diese Entwicklung für gefährlich. Es sei ein Alarmzeichen, dass die Schere zwischen Arm und Reich global immer weiter auseinander gehe, sagte sie in Berlin. "Pandemie, Konflikte und nicht zuletzt der russische Angriffskrieg haben uns um Jahre zurückgeworfen bei Armut, Hunger, Gesundheit oder Bildung - während die Reichen noch reicher geworden sind." Die SPD-Politikerin warnte: "Wenn wir die Ungleichheit weltweit nicht reduzieren, werden wir die Zeit der Krisen nicht überwinden können." Es sei wichtig, soziale Sicherungsnetze aufzubauen, die Menschen bei Verlust des Einkommens, des Zuhauses, bei Elternschaft und Arbeitsunfähigkeit aufzufangen.

Entwicklungsministerin Svenja Schulze nennt den Oxfam-Bericht einen "gefährlichen Befund"Bild: Florian Gaertner/photothek/picture alliance

Oxfam plädiert für höhere Steuern

Oxfam fordert als Weg aus der Krise dagegen vor allem höhere Steuern für Reiche. Jahrzehntelange Steuersenkungen für die Reichsten und für Unternehmen hätten die Ungleichheit zuletzt verschärft. In manchen Ländern hätten die Ärmsten höhere Steuersätze als Milliardäre.

Weltweit stammen laut Oxfam nur noch vier Prozent der Steuereinnahmen aus Steuern auf Vermögen. Von der Bundesregierung erwartet die Entwicklungsorganisation konkret die Einführung einer Steuer auf ungewöhnlich hohe Gewinne während der Energiekrise. Solche sogenannten Übergewinne müssten mit mindestens 50 Prozent besteuert werden. Außerdem müsse wieder eine Vermögenssteuer eingeführt werden. Nötig sei zudem eine einmalige Abgabe auf hohe Vermögen. Das Geld solle in Bildung, Gesundheit und die sozialen Sicherungssysteme investiert werden.

se/wa (dpa, kna, epd, afp)

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