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Gesellschaft

O’zapft is – aber sicher!

Daniel Heinrich
22. September 2018

Das 185. Oktoberfest ist offiziell eröffnet. Neben extra eingerichteten Reinigungsservices und astronomischen Bierpreisen gehört auch ein striktes Sicherheitskonzept dazu. Denn der Besucheransturm ist groß.

Deutschland Oktoberfest mit strengen Sicherheitsmaßnahmen
Bild: picture-alliance/dpa/Revierfoto

Punkt 12 Uhr am Samstagmittag hatte das Warten aller Oktoberfestfans ein Ende: Der Münchener Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) eröffnete das größte Volksfest der Welt durch das traditionelle Anzapfen des ersten Fasses in der Schottenhammel-Festhalle - zwei Schläge benötigte der Politiker dafür.

Zu einer gigantischen Veranstaltung wie dem Oktoberfest gehört auch ein umfangreiches Sicherheitskonzept. Die Eckpunkte sind schnell erklärt: Neben einem neuen Zaun um das Festgelände, Eingangskontrollen und Polizisten mit Bodycams setzt die Polizei auch in diesem Jahr auf verstärkte Videoüberwachung. Zudem gilt auch in diesem Jahr ein Verbot für größere Taschen und Rucksäcke und ein Flugverbot über dem Gelände, Drohnen eingeschlossen. Zu den rund 600 Polizeibeamten, die während des Oktoberfests zum Einsatz kommen, zählen in diesem Jahr erstmals auch sogenannte "Super-Recogniser". Das sind Polizisten, die besonders gut Gesichter wiedererkennen - besser als jede Software sollen sie Übeltäter in einer großen Menschenmenge ausfindig machen.

Der Münchener Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) beim traditionellen Anstich im Schottenhammel-FestzeltBild: picture-alliance/dpa/P. Kneffel

Besucheransturm erwartet

Zu beobachtende Gesichter wird es auf dem Oktoberfest auch dieses Jahr wieder zur Genüge geben: Um die sechs Millionen Besucher werden erwartet. Insgesamt 16 große Bierzelte betreiben die sechs Münchner Großbrauereien, mit zusammen fast 120.000 Sitzplätzen. Laut Angaben des Fremdenverkehrsamtes lag der Umsatz in den vergangenen Jahren regelmäßig bei knapp einer Milliarde Euro. Das Milliardengeschäft Oktoberfest hat für München inzwischen eine so große Bedeutung angenommen, dass sich die Stadt erst kürzlich den Begriff "Wiesn" als Wortmarke europaweit hat schützen lassen. Dadurch solle "Schindluder" mit der Marke verhindert werden.

Besonders an den Wochenenden, aber auch bei schönem Wetter an vielen Abenden unter der Woche sind viele Festzelte oft so voll, dass niemand mehr hineingelassen wird.

Um die Ströme der Gäste besser lenken zu können, setzt die Stadt nun bei der Anreise an U- und S-Bahnstationen Informationsbildschirme ein. Auf diesen werden die Besucherzahlen auf dem Oktoberfestgelände und in den einzelnen Zelten angezeigt.

Auch die Bundespolizei hilft tatkräftig mit, die Besuchermassen zu kanalisieren. Sie setzt bei ihrem Einsatz auch auf Social Media. Unter dem Hashtag #SicherZurWiesn geben die Beamten schon seit 2015 Tipps für die Sicherheit bei der An- und Abreise der Gäste und informieren über ihren Einsatz.

Bierpreis explodiert

An dem erwarteten Massenandrang wird wohl auch der astronomische Bierpreis nichts ändern. Erstmals wird eine Maß, also ein Liter Bier, mehr als elf Euro kosten. Im Vergleich zum vergangenen Jahr bedeutet das einen Anstieg um 3,6 Prozent, das liegt deutlich über dem Inflationsausgleich.

Zwar hat Wiesn-Chef Josef Schmid (CSU) diesen Anstieg im Vorfeld moniert. Er befürchtet, dass das Oktoberfest für viele Menschen zu teuer werde: Es gebe "immer mehr Menschen, die wegen der Preise nicht kommen". Mit seiner Kritik steht Schmid allerdings ziemlich alleine da. Er scheiterte im Münchner Stadtrat mit seiner Forderung nach einer Bierpreisbremse.

Mit einem anderen Anliegen konnte sich Schmid allerdings durchsetzen. Auch in diesem Jahr wird es wieder eine extra eingerichtete "Reinigungshotline" für die Anwohner der Wiesn geben. Über den gesamten Zeitraum des Festes steht von 8 bis 16 Uhr ein mobiles Reinigungsteam mit Fahrzeug und Hochdruckreiniger bereit, das von Betroffenen per Telefon bestellt werden kann. Schmid will damit Bitten aus der Nachbarschaft der Theresienwiese entgegenkommen, die sich immer wieder über Verunreinigungen durch Besucher auf Privatgrundstücken oder in Tor- und Hauseingängen beschwert hatten: "Den Nachbarn der Wiesn wird während des Festes einige Geduld abverlangt, leider auch durch das Verhalten von Gästen außerhalb des Festgeländes. Der Ärger über Verschmutzungen auf Privatgrundstücken ist verständlich."

Verschmutzte Gehsteige werden mit Reinigungsservices, Sicherheitsbedenken mit massiver Polizeipräsenz und überhöhte Bierpreise mit Gleichgültigkeit bekämpft: Dem traditionellen Anstich durch den Münchener Oberbürgermeister steht nichts mehr im Wege. Und so wird es am Samstag Mittag auch in diesem Jahr wieder heißen: "O'zapft is - auf eine friedliche Wiesn".

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