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O'zapft is ... what?

Ina Rottscheidt7. September 2006

Bayern in Trachten "Seppln" zu nennen, kann böse Folgen haben. Da dies aber 'Wiesn'-Besucher, die jenseits der Weißwurstgrenze wohnen, nicht wissen, bemüht sich ein englisch-bayrischer Comic um Völkerverständigung.

Bayrisch für AnfängerBild: Rainer Stolte


"Prost oide Wuaschdhaut!" löst bei nicht-bayrischen Besuchern des Oktoberfestes zumeist verständnisloses Achselzucken aus. Ab Samstag, 16.9.2006 tobt auf den Münchener Theresienwiesen zum 173. Mal der Bär, und Ausrufe wie diese sind unter den süddeutschen Ureinwohnern durchaus gebräuchlich. Nämlich beim "zuabroosddn" (Zuprosten) oder gar "obandln" (Anbandeln).

Nein, das ist kein "Seppl". Niemals.Bild: AP

Alle "Zuagroasten", also die "Zugereisten", klärt ein humoriger Comic über bayrisches Sprachgut und die "Geschichte vom Münchener Oktoberfest" auf. Das Werk des Münchener Illustrators Reiner Stolte über die weltweit größte Ansammlung von "G'suffas" (Säufern) trägt den Titel: "The History of the Wiesn". Es ist nämlich zweisprachig - Bayrisch und Englisch - verfasst. Und das ist nun wirklich saukomisch.

Schlägereien mit Tradition

Der Leser lernt, dass "Prost oide Wuaschdhaut!" in etwa einem "Cheers, buddy!" entspricht, Sackhüpfen, die einstige Attraktion des Oktoberfestes, wird als "sack-racing" übersetzt und "Schaug da de fette Sau o" heißt im Englischen "Look at that fat pig".

Über hundertjährige TraditionBild: AP

Der Leser erfährt außerdem, dass das weltweit größte Biergelage seine Wurzeln im Jahre 1810 bei der Hochzeit des späteren König Ludwig I. hat und 1839 ein Bauer aus Dachau ein Kalb mit nur drei Beinen auf dem Fest ausstellte. Im Übrigen rührt auch das Verbot von Kegelbahnen auf den Wiesn aus jener Zeit. Der Grund: Bereits damals führte der allzu "Maß-volle" Biergenuss zu Schlägereien - die als Schlagstöcke benutzten Kegel mussten aus dem Verkehr gezogen werden.

'Wiesn'-Kommerz

Fast alle Anekdoten beruhen auf wahren Begebenheiten, betont Stolte. Für den Comic habe er das von der Stadt München herausgegebene Buch "175 Jahre Oktoberfest: 1810-1985" durchgearbeitet. Fast wehmütig sei er dabei geworden, wie der Urbayer zugibt, denn "heute sind die 'Wiesn fast nur noch Kommerz, alles ist lauter, höher, schneller und weiter."

Der Ausnahmezustand tobt auf den Wiesn schon langeBild: Rainer Stolte

Eine weitere Anekdote: Als 1828 das Oktoberfest erstmalig über einen Wasseranschluss verfügte, soll ein dreister Wiesn-Wirt sein Bier mit Wasser gestreckt haben. Historisch belegt ist diese Begebenheit nicht, ebenso wenig wie die Reaktion der Gäste: "Zenze, no a Maß! Des laaft obe wia Wossa!" - "Zenzi, another beer! It goes down like water!". Bierzelttauglich sind die Vokabeln für den nicht-bayrischen Leser jedoch allemal.

Stoltes Figuren - vom 'Wiesn-Besucher über Schausteller, Budenbesitzer bis hin zur vollbusigen Bedienung - entstammen hingegen der urbayrischen Realität. Dafür habe er den Leuten, egal ob im Bierzelt oder in der in der Fußgängerzone, "einfach aufs Maul und ins Gesicht geschaut."

Urbayrische RealitätBild: Rainer Stolte

"Gema hoam!"

Dabei muss er auch jene Szene beobachtet haben, die sich beim Oktoberfest vermutlich hundertfach abspielt. Die dirndlbekleidete Dame ermahnt ihren volltrunkenen Begleiter: "Spatzl, du host gnua! Gema hoam! - "Sweety, it's enough now. Let's go home!". Seine Antwort: "I ka aloa laffa!" - "I can walk by myself!" Die Dame betrachtet den am Boden liegenden Gatten und sagt nüchtern: "I siehg's!"- "I see!"

"Spatzl, du host gnua!"Bild: Reiner Stolte

"Witzig, auch nach der dritten Maß"

Witziger sei die Geschichte des Oktoberfestes wohl selten erzählt worden, schwärmt auch Verleger Herbert Urz. Und was ihm am meisten zusagt sei, dass die Comics auch nach der fünften Maß noch zu verstehen sind: "Die Cartoons sind in jedem alkoholischen Pegelzustand ein Genuss", verspricht er.
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