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Ozonschicht längst nicht gerettet

Zulfikar Abbany/ gh16. September 2015

Vor 30 Jahren erkennt die Welt, dass das Loch im UV-Schutzschild der Erde dringend gestopft werden muss. Inzwischen ist viel passiert, aber die Auswirkungen werden noch über Jahrzehnte zu spüren sein.

Ozonloch über der Antarktis
Bild: NASA

Die Ozonschicht ist alles, was zwischen uns Menschen auf der Erde und der UV-Strahlung liegt - und sie ist nicht wirklich üppig: Die Vereinten Nationen bringen es auf den Punkt : "Könnten wir die komplette Ozonschicht auf Höhe des Meeresspiegels bringen, so wäre sie gerade mal drei Millimeter dick. Es ist genau das, was uns vor der gefährlichen ultravioletten Strahlung schützt."

In einigen Bereichen der Stratosphäre ist das Ozon so gering, dass man vom Ozonloch spricht. Seit Jahrzehnten wissen wir, dass die Ozonschicht bedroht ist und unseren Schutz braucht.

Es hat vielleicht einen Hauch von Optimismus, dass die Vereinten Nationen den diesjährigen Internationalen Tag zum Schutz der Ozonschicht (16. September) unter dem Motto ausgerufen haben: "30 Jahre gemeinsam für die Rettung des Ozons".

Was ist die Ozonschicht?

Ozon ist ein Molekül, das aus drei Sauerstoff-Atomen besteht (O3). Naturgemäß treten Ozon-Moleküle, die eine Gas-Schicht bilden, in der oberen Atmosphäre auf, auch als Stratosphäre bezeichnet. Diese Gas-Schicht schützt das Leben auf der Erde, indem sie Teile der ultraviolette Strahlung der Sonne filtert.

Ozon entsteht auch durch chemische Reaktionen zwischen Schadstoffen in der Luft und anderen Emissionen in der unteren Atmosphäre, der so genannten Troposphäre. Während uns Ozon mit einem Schutzschild in der Stratosphäre versieht, kann direkter Kontakt in der Troposphäre gefährlich für Pflanzen, Tiere und Menschen sein.

Wo genau liegt das Problem?

Es wird oft gesagt, dass wir die Ozonschicht brauchen, weil sie verhindert, dass die UV-Strahlung die Erdoberfläche "sterilisiert". Wir wissen, dass Sonnenstrahlen diese Kraft haben. Denken wir nur mal daran, wie es ist, wenn wir an einem heißen Sommertag unsere Wäsche draußen im Freien trocknen lassen. Sie wird quasi sterilisiert. Aber UV-Strahlung kann eben auch töten.

Es gibt drei Arten von UV-Strahlung: A, B und C.

Die Ozon-Schicht und die Atmosphäre absorbieren die UVC-Strahlung - die energetischste Form von UV-Strahlung - und auch einiges an UVB-Strahlung. UVA wird hingegen von der Ozon-Schicht nicht absorbiert und erreicht die Erdoberfläche in seinem kompletten Ausmaß.

Wir Menschen benötigen UVB-Strahlung, um Vitamin D zu produzieren. Das ist in angemessener Menge gut für den Menschen. Aber zu viel UVB und UVA können zu schweren Erkrankungen wie Hautkrebs führen oder zu grauem Star, zur Unterdrückung des Immunsystems und vorzeitiger Hautalterung. Ein Zuviel an UV kann auch geringere Ernte-Erträgen und negative Effekten in der marinen Nahrungskette mit sich bringen.

Warum sollte man sich Sorgen machen?

Sowohl vom Menschen geschaffene als auch natürlich vorhandene Gase bauen die Ozonschicht ab und setzen uns so lebensgefährlicher UV-Strahlung aus. Das bedeutet nicht nur eine Bedrohung für unser eigenes Leben, es ist auch eine Bedrohung für die Umwelt.

Was genau verursacht den Ozonabbau?

In hohem Maße ist der Mensch für den Ozonabbau verantwortlich, denn er benutzt "Ozon-abbauende Subtanzen" (ODSs, ozone depleting substances). Gase wie etwa Chlorofluorocarbon (CFCs), Halone, CH3CCl3 (Methylchloroform), CCI4 (Carbontetrachlorid), Hydrochlorofluorocarbone (HCFCs) und Methylbromid zerstören die Ozonschicht.

Diese Stoffe sind beispielsweise in Kühlschränken zu finden, in Klimaanlagen, Spraydosen, Lösungsmitteln oder in Pestiziden. Sie sind unter anderem verantwortlich für den Abbau der Ozonschicht, denn sie setzen Chlorin- und Bromin-Atome in der Stratosphäre frei, und die wiederum bauen Ozonmoleküle ab.

Anfang des Jahres warnten Forscher, dass "sehr kurzlebige Substanzen" (very short-lived substances" - VSLSs) ebenfalls bedrohlich für die Ozonschicht sind. Diese kommen in natürlicher Form in Algen und Phytoplankton vor. Aber die vom Menschen verursachte Produktion dieser VSLSs - wie etwa Dichloromethane - nimmt stark zu.

Was ist mit dem Ozonloch?

Australien ist besonders stark vom Ozonloch betroffen - vielleicht mehr als jedes andere Land auf der Erde. Die australische Umweltbehörde sagt, das größte je registrierte Ozonloch hätte es in den Jahren 2000 und 2006 mit einer Größe von 29,8 beziehungsweise 29,6 Millionen Quadratkilometern gegeben. Das ist mehr als dreieinhalb Mal so groß wie der australische Kontinent. Die Ozonloch-Überwachung der NASA (Ozone Hole Watch) liefert tägliche Updates sowie Bilder und Animationen aus den Jahren 1979 bis 2015.

Ist es wirklich ein Loch?

Genau genommen gibt es kein Ozon-"Loch". Vielmehr gibt es ein Gebiet mit außergewöhnlich stark dezimiertem Ozon über der Antarktis. Es wird auch als "dramatische Ausdünnung" von Ozon bezeichnet. Sie zeigt sich im Frühjahr in der südlichen Hemisphäre (August bis Oktober).

Es ist davon auszugehen, dass das Ozonloch zunächst über der Antarktis auftauchte. Das hat mit meteorologischen Bedingungen in dieser Region zu tun, die die Zerstörung des Ozons begünstigen.

In der nördlichen Hemisphäre gibt es ebenfalls Ausdünnungen, die sogenannten "Mini-Löcher".

Was wurde getan, um den Ozon-Abbau zu stoppen?

Weltweit gibt es Bemühungen, den Gebrauch von Ozon-abbauenden Substanzen zu verbieten, getrieben von der Wiener Konvention (Vienna Convention), dem Montreal Protokoll (Montreal Protocol) und vier weiteren Zusätzen.

Das Montreal-Protokoll zu Substanzen, die die Ozonschicht abbauen, gilt als eines der erfolgreichsten UN-Abkommen. Es umfasst einen verbindlichen Zeitplan für den Verzicht auf oder zumindest die Reduzierung von Ozon-abbauenden Substanzen.

Das Abkommen wird regelmäßig überprüft und angeglichen, um die wissenschaftlichen und technologischen Entwicklungen zu spiegeln. Die Industrieländer sind angehalten, den Ausstieg früher einzuleiten als die Entwicklungsländer. Bis zum Jahr 2030 aber sollten die meisten Länder die gesteckten Ziele erreicht haben.

Die Wiener Konvention und das Montreal-Protokoll sind die ersten Abkommen in der Geschichte der UN, die eine universelle Ratifizierung erreicht haben. Das war am 16. September 2009.

Wird die Ozonschicht jemals wieder komplett hergestellt sein?

Wissenschaftler sind der Meinung, dass es für die Ozonschicht recht gut aussieht. Während der nächsten 50 Jahre könnte sie sich soweit erholen, dass der Stand von 1980 wieder hergestellt wäre.

Worum geht es beim Internationalen Tag zum Schutz der Ozonschicht?

Der Internationale Tag zum Schutz der Ozonschicht (16. September) erinnert jedes Jahr an die Unterzeichnung des Montreal-Protokolls. Die UN-Generalversammlung hat dem 1994 zugestimmt.

Laut UN haben die Programme zum Ausstieg oder zur Reduzierung von Substanzen, die Ozon abbauen, "nicht nur zum Schutz der Ozonschicht für diese und folgende Generationen beigetragen. Sie haben auch die globalen Anstrengungen vorangebracht, das Thema Klimawechsel anzugehen."

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