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Päpstliche Enzyklika veröffentlicht

25. Januar 2006

Papst Benedikt XVI. hat am Mittwoch (25.1.) seine mit Spannung erwartete erste Enzyklika unter dem Titel "Deus caritas est" ("Gott ist die Liebe") veröffentlicht.

Es geht um die LiebeBild: AP

In dem päpstlichen Lehrschreiben hat Papst Benedikt XVI. die zentrale Bedeutung der Liebe im Christentum betont: Die Liebe verbinde Gott mit den Menschen sowie die Menschen untereinander. Dies sei besonders aktuell in einer Welt, in der mitunter im Namen Gottes zu Hass und Gewalt aufgerufen werde, hieß es mit Blick auf den Terrorismus.

Enzyklika im Vatikan veröffentlichtBild: AP

Die Liebe zwischen Mann und Frau dürfe aber nicht zum bloßen Sex degradiert werden, warnte der Papst in dem Dokument. Dadurch würden die Liebe und der Mensch zur "Ware". Dem christlichen Gottesbild "entspricht die monogame Ehe", schriebt der Papst in dem 78-seitigen Dokument. Dieses besteht aus einem philosophisch-theologischen Teil und aus konkreten Folgerungen zum Gebot der Nächstenliebe.


Kirche soll den Staat nicht ersetzen

Eindringlich betont der Papst auch die Verpflichtung der Gläubigen und der Kirche zur tätigen Nächstenliebe. Zugleich warnte er aber: "Die Kirche kann nicht und darf nicht den politischen Kampf an sich reißen, um die möglichst gerechte Gesellschaft zu verwirklichen. Sie kann und darf nicht sich an die Stelle des Staates setzen."

Vatikan: Anspruch auf UnfehlbarkeitBild: AP

Nächstenliebe und Caritas würden immer notwendig bleiben, denn auch in der gerechtesten Gesellschaft werde es materielle und menschliche Not geben. Die Lösung liege, so der Papst, nicht im Versorgungsstaat, der bürokratisch alles an sich reißt. Der leidende Mensch brauche persönliche Zuwendung. Nach dem Subsidiaritätsprinzip sollte der Staat daher die freien Initiativen aus unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen anerkennen und unterstützen. Die Kirche stelle mit ihren Hilfsdiensten eine solche aktive Kraft.

Vielfältige Reaktionen

Die erste Enzyklika von Papst Benedikt XVI. hat viel Zustimmung gefunden. So würdigte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Mainzer Kardinal Karl Lehmann sie als einen theologisch und sozial tief angelegten Impuls. Sie sei für die deutschen Katholiken eine Ermutigung im Bemühen um Gerechtigkeit und Liebe.

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) nannte die Enzyklika "ein kraftvolles Plädoyer für die Gerechtigkeit als oberstes Ziel politischen Handelns", so ZdK-Präsident Hans Joachim Meyer.

Ausgesparte Themen?

Aus Sicht des Tübinger Theologen und Papstkritikers Hans Küng lasse die Enzyklika hingegen wichtige Themen aus. Sie befasse sich nicht mit den Gerechtigkeitsstrukturen in der institutionellen Kirche, erklärte er. Wünschenswert sei ein zweites Rundschreiben, das von gerechten Strukturen in der Kirche und vom liebevollen Umgang mit allen Gruppen in ihr handle, forderte Küng. Als Beispiele nannte er Geschiedene, Wiederverheiratete, Kirchenkritiker, am Zölibat Gescheiterte sowie Frauen und Männer, die Verhütungsmittel gebrauchen. (ina)

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