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KonfliktePakistan

Pakistan ahndet iranische Attacken mit eigenen Luftangriffen

18. Januar 2024

Das Verhältnis zwischen Pakistan und dem Iran ist seit Jahren schwierig. Die jüngsten gegenseitigen Militärschläge stellen allerdings eine neue Eskalationsstufe dar. Selbst China fühlt sich zur Vermittlung aufgerufen.

Foto der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim vom mutmaßlichen Angriffsziel der pakistanischen Armee in der Provinz Sistan und Belutschistan
Foto der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim vom mutmaßlichen Angriffsziel der pakistanischen ArmeeBild: Tasnim

Zwei Tage nach iranischen Luftangriffen auf Pakistan hat die pakistanische Armee ihrerseits das Nachbarland Iran attackiert. Ziel der Luftangriffe seien militante Separatisten und "Verstecke von Terroristen" im Iran gewesen, teilte das Außenministerium in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad mit.

Iranischen Medienberichten zufolge schlugen in der an Pakistan grenzenden Provinz Sistan und Belutschistan mehrere Raketen in einem Dorf ein. Laut Nachrichtenagentur IRNA kamen insgesamt zehn Menschen, darunter vier Kinder, ums Leben. Geheimdienstkreisen in Islamabad zufolge griffen Kampfjets militante Belutschen von der Separatisten-Miliz BLF an, die eine Unabhängigkeit der pakistanischen Provinz Baluchistan anstrebt.

Baluchistan liegt im Südwesten Pakistans an der Grenze zum Iran und zu Afghanistan und ist die instabilste Provinz des Landes. In der Region kämpfen seit Jahrzehnten Separatistengruppen gegen die Sicherheitskräfte. Auch Islamistengruppen wie die pakistanischen Taliban sind dort aktiv. Pakistan und der Iran werfen sich in diesem Zusammenhang immer wieder gegenseitig vor, Extremisten von ihrem Territorium aus Angriffe auf das andere Land verüben zu lassen. 

Außenministerium in Islamabad: Attacken gegen militante Separatisten und "Terroristen"?Bild: Anjum Naveed/AP Photo/picture alliance

Pakistan respektiere die Souveränität und territoriale Integrität des Iran, erklärte das Ministerium in Islamabad weiter. Alleiniges Ziel der Luftangriffe sei die Wahrung der eigenen Sicherheit und der nationalen Interessen gewesen.

Ergänzend hieß es aus Sicherheitskreisen, die pakistanischen Streitkräfte seien "in extrem hoher  Alarmbereitschaft". Die iranische Nachrichtenagentur Tasnim wiederum meldet, dass der Geschäftsträger der pakistanischen Botschaft ins Außenministerium in Teheran einbestellt worden sei, um den Vorfall zu erklären.

Am Dienstag hatte der Iran nach eigenen Angaben Stützpunkte der extremistischen Gruppe Dschaisch al-Adl in Pakistan angegriffen. Bei ihr handelt es sich um eine sunnitische Rebellengruppe aus der Provinz Sistan und Belutschistan, die für mehrere Angriffe auf Zivilisten und Militärangehörige im Iran verantwortlich ist. In einzelnen Berichten hieß es auch, sie stehe mit Israel in Verbindung. Pakistanischen Angaben zufolge wurden dabei Zivilisten getroffen und zwei Kinder getötet.

Zuletzt sogar positive Signale 

Pakistan drohte mit Konsequenzen und zog seinen Botschafter aus Teheran ab. Die Beziehungen zwischen Pakistan und dem Iran waren in der Vergangenheit schwierig. Die Luftangriffe gehören allerdings zu den schwerwiegendsten Vorfällen der vergangenen Jahre.

Irans Außenminister Amirabdollahian beim Weltwirtschaftsforum in Davos (am Mittwoch)Bild: Hannes P Albert/dpa/picture alliance

Die gegenseitigen Attacken folgten indes auf jüngst positive Entwicklungen in den Beziehungen. Erst am Dienstag hatten sich der iranische Außenminister Hussein Amirabdollahian und Pakistans geschäftsführender Premierminister Anwaarul Haq Kakar beim Weltwirtschaftsforum in Davos in der Schweiz getroffen. Auch hielten Pakistan und der Iran gerade eine gemeinsame Marineübung ab.

China: "Beide Seiten sollten Ruhe bewahren"

China hat sich jetzt als Vermittler in dem Konflikt angeboten. "Iran und Pakistan sind Chinas enge Nachbarn, befreundete Länder und Länder mit großem Einfluss, und China hofft aufrichtig, dass beide Seiten Ruhe bewahren und Zurückhaltung üben können", so eine Sprecherin des Außenministeriums in Peking. "Wenn es auf beiden Seiten einen Bedarf gibt, sind wir bereit, eine konstruktive Rolle bei der Entspannung der Situation zu spielen."

sti/AR (afp, dpa, rtr)