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Pakistan hofft auf Impfstoff aus China

S. Khan Islamabad
12. Dezember 2020

In Islamabad, Lahore und Karachi werden chinesische Impfstoffe gegen das Coronavirus getestet. In Pakistan gilt Peking als zuverlässiger Partner. Doch es mangelt an unabhängigen Informationen über die Wirkstoffe.

Drei junge Männer mit Gesichtsmaske fahren auf einem Zweirad durch dichten Verkehr
Auch zum Straßenbild in Karachi gehören in diesem Jahr Gesichtsmasken dazuBild: Asif Hassan/AFP/Getty Images

Knapp 22.000 Neuinfektionen wurden in Pakistan in den vergangenen sieben Tagen gemeldet. Den Daten der Johns-Hopkins-Universität zufolge ist die Zahl der täglichen neuen Fälle seit Ende November mehr oder weniger stabil.

Im November stellte die Regierung in Islamabad mehr als 120 Millionen Euro zur Verfügung, um sich Impfdosen verschiedener Hersteller gegen das Coronavirus zu sichern.

China steht auf der Liste ganz oben. Das Nachbarland erwies sich als verlässlicher Partner. Während der ersten Infektionswelle im Frühjahr stellte China Pakistan medizinische Ausstattung und Schutzausrüstung zur Verfügung und entsandte medizinische Experten, um Islamabad in im Kampf gegen die Corona-Pandemie zu unterstützen.

Freiwillige wollen sich in Islamabad für Tests des chinesischen Corona-Impfstoffs anmeldenBild: Aamir Qureshi/AFP/Getty Images

Im September begannen in Pakistan Tests mit einem chinesischen Impfstoffkandidaten. Dieses Vakzin wurde von CanSino Biologics und dem Pekinger Institut für Biotechnologie entwickelt. Phase I und II der klinischen Studien wurden in China durchgeführt, während Tests in der dritten Phase neben Pakistan auch in Staaten wie Saudi-Arabien und Russland laufen.

In Pakistan wurde der Impfstoff mehr als 8000 Freiwilligen in Krankenhäusern in Islamabad, Lahore und Karachi verabreicht. Nach Angaben der pakistanischen Arzneimittelbehörde kommen in einer zweiten Runde weitere 10.000 Freiwillige hinzu.

China die "beste Option" 

Javed Akram, Vizekanzler der Universität für Gesundheitswissenschaften in Lahore, wo solche Tests durchgeführt werden, sagte der Deutschen Welle, er erwarte, dass die Ergebnisse im Januar veröffentlicht werden. "Die Regierung setzt ihre Hoffnung auf chinesische Impfstoffe, spricht aber auch mit anderen Herstellern.

"Wir glauben, das chinesische Vakzin wird schneller verfügbar sein", sagt Akram. Das medizinische Personal gehöre dann zu den ersten, die geimpft werden sollen.

Der ehemalige Vorsitzende der Pakistanischen Gesellschaft der Pharmahersteller (PPMA), Mohammad Zaka ur Rehman, sagt, westliche Impfstoffhersteller hätten sich bereits verpflichtet, den USA und Europa Dosen zu liefern. "Für Pakistan ist China die beste Option, weil chinesische Unternehmen nicht mit solchen Bestellungen überschwemmt wurden", sagt Rehman zur DW. Ihm zufolge haben Gesundheitsbehörden bereits Vorbereitungen getroffen, um Impfstoffe zu verteilen und zu lagern.

Eine Teststation in Islamabad - zuletzt wurden im Land täglich rund 3000 Neuinfektionen registriertBild: Ahmad Kamal/Xinhua/imago images

Pakistan nimmt auch am Programm COVAX teil, um sich bis Ende 2021 potentiell Millionen Impfdosen zu sichern. Das Programm der Vereinten Nationen in Zusammenarbeit mit der globalen Impf-Allianz GAVI soll ärmeren Staaten einen fairen Zugang zu Impfstoffen gegen das Coronavirus ermöglichen.

Ist mehr Transparenz nötig?

Obwohl Pakistan schnellstmöglich einen Impfstoff haben möchte, kamen Fragen darüber auf, wie genau die ersten Phasen der klinischen Tests in China durchgeführt wurden. Abdul Ghafoor Shoro von der pakistanischen Ärztekammer (PMA) kritisiert, dass die Regierungen in Peking und Lahore die Ergebnisse der ersten Versuche nicht veröffentlicht haben.

"Wo bleibt die Evaluierung der Resultate durch Dritte?", fragt er. Ihm zufolge haben weder China noch Pakistan unabhängige medizinische Stellen in die Bewertung der klinischen Studien mit einbezogen.

Uni-Vizekanzler Akram weist solche Kritik als unbegründet zurück: "Wir sind nicht verpflichtet, irgendwelche medizinischen Körperschaften über die Tests der Impfstoffe zu informieren." Wenn sich eine Regierung zur Teilnahme an Forschung bereit erkläre, so Akram, unterzeichne sie eine Verschwiegenheitsvereinbarung. Demnach kann sie keine vertraulichen Daten oder Informationen preisgeben. "Wir handeln nach guter klinischer Praxis, benutzen ein effektives Überwachungssystem und können keine Politisierung dieses ganzen Prozesses gebrauchen", sagt Akram.

Aus dem Englischen adaptiert von Uta Steinwehr.

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