Nach Kaschmir-Anschlag: Indien weist alle Pakistaner aus
Veröffentlicht 24. April 2025Zuletzt aktualisiert 24. April 2025
Als Reaktion auf den blutigen Angriff hat Indiens Regierung die Ausweisung aller pakistanischen Staatsbürger bis zum 29. April angeordnet. "Alle pakistanischen Staatsangehörigen, die sich derzeit in Indien aufhalten, müssen Indien vor Ablauf der Visa verlassen", erklärte das Außenministerium in der Hauptstadt Neu Delhi.
Zuvor hatte die Regierung bereits einen wichtigen Vertrag mit dem Nachbarn Pakistan über die Nutzung von Wasserressourcen auf Eis gelegt. Der Staatssekretär im Außenministerium, Vikram Misri, warf dem "Erzfeind" vor, Terrorismus zu unterstützen. Der Indus-Wasservertrag werde so lange ausgesetzt, "bis Pakistan glaubhaft und unwiderruflich der Unterstützung des grenzüberschreitenden Terrorismus abschwört", sagte Misri. Die Regierung in Islamabad hatte zuvor jede Beteiligung an dem Anschlag zurückgewiesen.
Das 1960 unter Vermittlung der Weltbank ausgehandelte Abkommen regelt die Wassernutzung des Indus und seiner Nebenflüsse. Der Indus ist der wichtigste Fluss Pakistans. Aus der chinesischen Region Tibet kommend durchquert der Indus Kaschmir und fließt durch Pakistan in das Arabische Meer.
Grenzübergang geschlossen, Diplomaten ausgewiesen
Außerdem verfügte Indiens Regierung unter Premierminister Narendra Modi die Schließung des Hauptgrenzübergangs zu Pakistan. Ferner reduziert Indien sein diplomatisches Personal in seiner Botschaft in Islamabad und verfügte zudem, dass Pakistan die Zahl seiner Diplomaten in Indien verringern muss.
Pakistan kontert mit Gegenmaßnahmen
Die Regierung in Islamabad erklärte an diesem Donnerstag, jeder Versuch Indiens, durch ein Aussetzen des Indus-Wasserabkommens die pakistanischen Wasserressourcen zu gefährden, werde als "Kriegsakt" bewertet. Pakistan erklärte zudem mehrere indische Diplomaten zu unerwünschten Personen, die das Land "sofort" verlassen müssten, wie das Büro von Regierungschef Shehbaz Sharif mitteilte. Außerdem sollen Grenzübergänge geschlossen werden.
Die Regierung kündigte ferner die Aussetzung des Handels an. Indischen Fluggesellschaften wurde der Betrieb in Pakistan untersagt. Bereits ausgestellte Visa für indische Staatsangehörige sollen annulliert werden, mit Ausnahme von Sikh-Pilgern.
Der Anschlag hatte sich am Dienstag im beliebten Urlaubsort Pahalgam im von Indien verwalteten Teil Kaschmirs ereignet. Pahalgam liegt etwa 90 Kilometer von der Stadt Srinagar entfernt. Die Angreifer töteten 25 Inder und einen Nepalesen, allesamt Männer. Außerdem wurden knapp 20 Menschen verletzt, die meisten sind indische Staatsbürger.
Studenten aus Kaschmir berichten von Bedrohungen
Nach dem tödlichen Angriff auf Touristen klagten aus der Region stammende Studenten über Fälle von Bedrohung und Einschüchterung. Der Obmann der Vereinigung von Studenten aus Kaschmir, Nasir Khuehami, sagte, in mehreren indischen Regionen seien Studenten aus Kaschmir aufgefordert fordern, ihre Mietwohnungen oder Studentenwohnheime zu verlassen. An einer Universität in der Region Himachal Pradesch sei es zu körperlicher Gewalt gekommen. Studenten aus Kaschmir seien als "Terroristen" beschimpft worden.
Der blutige Überfall auf Urlauber hatte in Indien für großes Entsetzen gesorgt. Verteidigungsminister Rajnath Singh kündigte eine schnelle Reaktion an. "Diejenigen, die für solch eine Tat verantwortlich sind, werden bald unsere Antwort hören, klar und deutlich", sagte er in einer Rede in Neu Delhi. Die indischen Behörden würden nicht nur die Attentäter, sondern auch die Drahtzieher fassen.
Militante Gruppe TRF bekennt sich zu dem Anschlag
Die Verantwortung für den Angriff übernahm die militante Gruppe "The Resistance Front" (TRF). Die indischen Behörden stufen sie als Terrororganisation ein, die mit der in Pakistan ansässigen militanten Gruppe Lashkar-e-Taiba verbunden sei.
Die nördliche Himalaya-Region Kaschmir ist seit der Unabhängigkeit Indiens und Pakistans im Jahr 1947 geteilt. Beide Länder beanspruchen das Gebiet vollständig für sich und haben schon zwei Kriege um die Kontrolle der Bergregion geführt.
Militante Rebellengruppen sorgen im mehrheitlich von Muslimen bewohnten Kaschmir seit Jahrzehnten für Unruhen. Sie fordern die Unabhängigkeit Kaschmirs oder einen Anschluss an Pakistan.
se/sti/fab (afp, dpa, rtr, dw)
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