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Pakistan: Wie geht es weiter mit Ex-Premier Imran Khan?

Haroon Janjua in Islamabad
29. Mai 2025

Der jüngste Kaschmir-Konflikt hat das Ansehen des pakistanischen Militärs gestärkt. Der inhaftierte Ex-Premier Imran Khan hat die Generäle oft kritisiert. Die Chancen auf Freilassung und ein Comeback könnten schwinden.

Pakistan | Imran Khan
Imran Khan war von 2018 bis 2022 Premierminister von Pakistan (Archivfoto)Bild: Rahat Dar/dpa/picture alliance

Imran Khan, Ex-Kricket-Star und populärer konservativer Politiker, sitzt in Pakistan weiterhin hinter Gittern. Viele seiner Anhänger halten die Vorwürfe gegen ihn für politisch motiviert. Er wurde im Januar dieses Jahres zu einer 14-jährigen Haftstrafe verurteilt. Das führte zum Abbruch der Gespräche, die er und seine Partei Pakistan Tehreek-e-Insaf (PTI) damals mit der Regierung führten, um eine Aussöhnung zu erreichen.

Khan, seit August 2018 Premierminister von Pakistan, war im April 2022 in einer parlamentarischen Vertrauensabstimmung seines Amtes enthoben worden. Im August 2023 wurde er verhaftet. Zahlreiche Verfahren gegen ihn sind im Gange - darunter welche wegen Korruption, Machtmissbrauch und Anstiftung zur Gewalt gegen den Staat.

Aus Sicht seiner Partei PTI sind alle Verfahren gegen Khan allerdings politisch motiviert. Khan selbst beschuldigt die Militärführung und eine "ausländische Verschwörung", ihn aus dem Amt gedrängt zu haben. Nach seinem Sturz startete er eine beispiellose Kampagne und kritisierte offen Pakistans mächtige Generäle, obwohl diese jegliche Einmischung in die Politik abstreiten. 

Khan im Schatten seiner Rivalen?

Der 72-jährige Politiker hofft weiterhin, das Gefängnis verlassen und schließlich an die Macht zurückkehren zu können. Trotz seiner Inhaftierung hat Khan Millionen von Anhängern in ganz Pakistan und kann weiterhin auf sein persönliches Charisma setzen, um sie zum Handeln zu bewegen.

Doch der jüngste Konflikt mit Indien um Kaschmir scheint ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht zu haben. Der öffentlichen Wahrnehmung zufolge reagierte Pakistans Militär "kompetent" auf Indiens Raketen und Drohnenangriffe. Laut einer aktuellen Umfrage von Gallup Pakistan hatten 93 Prozent der Befragten nach dem Konflikt eine positivere Meinung vom Militär.

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Die kurze Konfrontation veranlasste die Regierung von Shehbaz Sharif zudem dazu, General Asim Munir, den Oberbefehlshaber der pakistanischen Armee und Khans mutmaßlichen Rivalen, zu befördern. Munir wurde zum Feldmarschall ernannt, "in Anerkennung der strategischen Brillanz und mutigen Führung, die die nationale Sicherheit gewährleistete und den Feind entscheidend besiegte".

Da das Militär immer beliebter wird, scheinen Khans Hoffnungen auf seine Freilassung immer unrealistischer zu werden. "Khans kurzfristige Zukunft ist düster. Die Militärführung hat weder einen Anreiz noch den Zwang, ihm einen Deal anzubieten, der ihm die Rückkehr an die Macht ermöglicht", sagte Najam Sethi, ein erfahrener Analyst, gegenüber der DW.

In Khans PTI-Partei munkelt man jedoch, dass er möglicherweise doch noch aus dem Gefängnis entlassen wird - entweder durch einen Freispruch vor Gericht oder durch mögliche Verhandlungen und Hinterzimmergespräche mit der Militärführung.

"Imran Khans Zukunft ist zweifellos rosig und eng mit der Zukunft Pakistans und seiner 240 Millionen Einwohner verbunden, die seiner Führung und seiner Politik, Pakistan aus der vielschichtigen Krise zu führen, immer wieder ihr unerschütterliches Vertrauen geschenkt haben", zeigt sich der hochrangige PTI-Vertreter Scheich Waqas Akram im Gespräch mit der DW überzeugt.

Khan dementiert Gespräche mit Regierung und Militär

Dass Khan bereits zu Verhandlungen kontaktiert worden sei, dementierte er letzte Woche in einem Beitrag auf seinem X-Account. Khan wies die Berichte über Gespräche als "völlig falsch" zurück.

Die politische Kommentatorin Asma Shirazi sieht Khans Zukunft skeptisch. "Khan ist derzeit nicht in der Lage, seine Freilassung auszuhandeln, wie er es noch vor Monaten war. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass er aus dem Gefängnis entlassen wird, da mehrere weitere Verfahren gegen ihn anhängig sind", glaubt Shirazi.

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Pakistans Militär wird ein übermäßig großer politischer Einfluss zugeschrieben und hat seit dem Ende der britischen Kolonialherrschaft 1947 mehrfach die direkte Kontrolle über das Land erlangt. Akram weist als Informationssekretär in Khans PTI-Partei jedoch darauf hin, dass die pakistanischen Streitkräfte gemäß der Verfassung überparteilich und unpolitisch seien.

"Die Popularität des Militärs nach dem jüngsten Konflikt mit Indien mit der Freilassung des Vorsitzenden Imran Khan aus der illegalen Haft in Verbindung zu bringen, ist unserer Ansicht nach völlig inkonsistent", so Akram.

Dieser Meinung ist auch Innenminister Talal Chaudhry. "Die Militärführung hat deutlich gemacht, dass Verhandlungen mit Politikern im parlamentarischen Forum stattfinden werden", sagte er gegenüber der DW.

PTI steht vor einer Führungskrise

Khans Streben nach einer Rückkehr an die Macht steht jedoch noch mehr entgegen als das Militär und die derzeitige Regierung von Premierminister Sharif. Mit der Inhaftierung des ehemaligen Regierungschefs sind die Risse innerhalb der PTI immer deutlicher sichtbar geworden. Verschiedene Fraktionen in der Partei verfolgen gegensätzliche Ziele.

"Khans Partei ist von internen Streitigkeiten zerrissen, seine Anhänger fürchten ein hartes Durchgreifen des Establishments und sind daher nicht in der Lage, wirkungsvolle Straßenproteste zu starten und aufrechtzuerhalten", sagte Analyst Sethi.

Trotz anhaltender Gerüchte, die PTI suche nach Hinterzimmergesprächen mit dem Militär und der Regierung, erklärte PTI-Vertreter Akram, es gebe "derzeit keine Verhandlungen" mit der Sharif-Regierung. Er verurteilte sie - mit Blick auf die von der PTI angefochtenen Wahlen im Februar 2024 - als "nicht gewähltes, nicht repräsentatives und betrügerisches Regime".

Aus dem Englischen adaptiert von Shabnam von Hein

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