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Pakistaner haben gewählt

10. Mai 2013

Der Wahlkampf verlief blutig, doch nun können die Pakistaner endlich ihr neues Parlament wählen. Der Blick richtet sich auf Ex-Ministerpräsident Sharif: Er strebt 14 Jahre nach seinem Sturz wieder an die Macht.

Schlangen vor einem Wahllokal in Islamabad (Foto: Shakoor Raheem)
Wahlen in Pakistan 2013Bild: DW

Die Wahl gilt als historisch: Zum ersten Mal seit der Unabhängigkeit 1947 wird eine Regierung nach dem Ende ihrer Amtszeit durch eine gewählte Nachfolgerin abgelöst, ohne dass das mächtige Militär zuvor die Regierung stürzte. Allerdings hat Pakistan auch den blutigsten Wahlkampf seiner 66-jährigen Geschichte erlebt: Mehr als 110 Menschen wurden in den vergangenen drei Wochen bei Anschlägen auf Parteiveranstaltungen getötet.

Und auch die Wahl selbst wird, wie befürchtet, von Gewalt begleitet. 17 Menschen wurden getötet. Allein bei einem Bombenanschlag in der südlichen Hafenmetropole Karachi starben nach Polizeiangaben mindestens elf Menschen, weitere 45 wurden verletzt. Das Attentat galt offenbar einem Kandidaten der säkularen Awami-Nationalpartei (ANP), der aber unverletzt blieb. Auch in der nordwestpakistanischen Stadt Peshawar seien bei einem Bombenanschlag nahe eines Wahllokals mehrere Personen verletzt worden.

Pakistan: Wähler trotzen dem Terror

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Trotz des Terrors zeichnet sich bei der Parlamentswahl eine hohe Beteiligung ab. Ein Sprecher der Wahlkommission in Islamabad sagte, man rechne damit, dass mehr als 60 Prozent der Wahlberechtigten ihr Votum abgäben. Die Wahllokale sind noch bis 17.00 Uhr Ortszeit (14.00 Uhr MESZ) geöffnet. Stimmberechtigt sind mehr als 86 Millionen Männer und Frauen. Unter ihnen sind 35 Millionen junge Menschen, die zum ersten Mal wählen dürfen.

Taliban verbreiten Angst und Schrecken

Verantwortlich für die Gewaltwelle der vergangenen Tage sind die radikal-islamischen Taliban, die Demokratie grundsätzlich für "unislamisch" halten. Sie beschimpften die Wahlen als "Werk des Teufels" und hatten auch für den Tag der Abstimmung mit Anschlägen gedroht. Ziel ihrer Angriffe waren insbesondere Politiker der Volkspartei (PPP) und Vertreter ihrer Koalitionspartner, die seit 2008 an der Regierung sind. Am Donnerstag wurde der Sohn von Ex-Premierminister Yusuf Raza Gilani auf einer Wahlkampf-Kundgebung in Multan entführt. Wegen der Gewalt war die PPP gezwungen, einen verhaltenen Wahlkampf zu führen.

Umfragen sehen Ex-Regierungschef Sharif (l.) deutlich vor Pakistans Staatspräsident Zardari (r.)Bild: Getty Images

Jüngsten Umfragen zufolge kann der frühere Ministerpräsident Nawaz Sharif - der konservative Chef der Pakistanischen Muslim-Liga-Nawaz (PML-N) - nach 14 Jahren auf eine Rückkehr an die Schalthebel der Macht hoffen. Zweitstärkste Kraft könnte die "Tehreek-e-Insaf" (PTI) von Cricket-Legende Imran Khan werden. Der 60-Jährige, der sich im Wahlkampf verletzte, setzt vor allem auf die Unterstützung von jungen Städtern, die Misswirtschaft und Korruption leid sind. "Dieses Mal haben die Menschen eine Alternative. Bislang konnten sie nur zwischen zwei Übeln wählen", sagte Khan.

Kein Zurück für Ex-Präsident Musharraf

Sollten sich die Prognosen der Wahlforscher bestätigen, wird sich die regierende Volkspartei (PPP) von Staatspräsident Asif Ali Zardari vermutlich mit Platz drei begnügen müssen. Dem ehemaligen Armeechef und Ex-Präsidenten Pervez Musharraf verwehrte die Justiz ein Comeback. Gegen ihn laufen mehrere Verfahren wegen Korruption und Amtsmissbrauch.

Rund 600.000 Soldaten und Polizisten sind im Einsatz, um für Sicherheit zu sorgen. Die Wähler entscheiden über 272 von 342 Sitzen im Parlament in Islamabad - die übrigen Sitze sind für religiöse Minderheiten und Frauen reserviert. Zudem wird über die Zusammensetzung der vier Provinzparlamente entschieden. Erste vorläufige Ergebnisse werden für Sonntag erwartet.

haz/rb/kis (epd, dpa, afp, rtr)

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