1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Polizei in Pakistan nimmt Demonstranten fest

5. November 2018

Auslöser für die Proteste war der Freispruch für die Christin Asia Bibi, die zuvor wegen Gotteslästerung in der Todeszelle saß. Die Behörden werfen den Festgenommenen Vandalismus und Gewalt gegen Polizisten vor.

Pakistan Unruhen wegen Freilassung Christin Blasphemie
Tausende Menschen haben gegen den Freispruch protestiert (Bild vom 2. November)Bild: picture-alliance/Pacific Press/R. Hussain

Eine Polizeisprecherin sagte der Zeitung "Dawn", dass allein in der Provinz Punjab etwa 1100 Menschen festgenommen wurden. Sie sollen Polizisten verletzt sowie privates oder öffentliches Eigentum beschädigt haben. Von den Behörden veröffentlichte Videoaufnahmen zeigen, wie Demonstranten Autos in Brand steckten, Straßen blockierten sowie Gebäude beschädigten.

Radikalislamische Gruppen hatten drei Tage lang protestiert, nachdem der Oberste Gerichtshof in Pakistan in der vergangenen Woche die Christin Asia Bibi freigesprochen hatte. Sie hatte acht Jahre wegen Gotteslästerung in der Todeszelle in Islamabad verbracht.

Den Angaben zufolge wurden bei den Ausschreitungen 63 Polizisten verletzt, einige von ihnen schwer. Die Behörden setzen mit den Verhaftungen eine Anweisung des Innenministeriums um. Dieses hatte die Provinzregierungen dazu aufgerufen, gegen alle Demonstranten vorzugehen, die an Gewalt und Sachbeschädigungen beteiligt waren.

Viele TLP-Mitglieder festgenommen

Asia Bibi ist trotz des Freispruchs nicht aus der Haft entlassen wordenBild: Getty Images/AFP/M. Bureau

Ein Sprecher der islamistischen Partei TLP sagte, dass in der Nacht zu Montag mehr als 500 Mitglieder festgenommen worden seien. Der TLP-Anführer Khadim Rizvi, ein radikalislamischer Prediger, hatte zu den Demonstrationen aufgerufen. Die Proteste endeten nach einem Abkommen der Partei mit der Regierung. Diese will nun einen Revisionsantrag gegen die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs zulassen und Asia Bibi daran hindern, das Land zu verlassen. Die 51-Jährige befindet sich nach Angaben ihres Ehemanns Ashiq Masih weiter in Haft.

Ihre Familie bangt derweil um ihre Sicherheit und will ins Ausland fliehen. In einer Videobotschaft bat ihr Mann einige westliche Staaten um Asyl - allen voran Großbritannien. "Ich bitte die Premierministerin des Vereinigten Königreichs, uns zu helfen und uns, soweit möglich, Freiheit zu gewähren", so Masih in einem Video. Bibis Anwalt floh bereits wegen zahlreicher Morddrohungen aus Pakistan.

Bibi war vorgeworfen worden, sich 2009 bei einem Streit mit muslimischen Frauen abfällig über den Propheten Mohammed geäußert zu haben. Die fünffache Mutter war daraufhin festgenommen und im Jahr darauf nach dem in Pakistan geltenden Blasphemie-Gesetz zum Tode verurteilt worden. Bibi selbst bestreitet die Vorwürfe. 

Ba/kle (dpa, dawn)