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Pressefreiheit?

Thomas Bärthlein, Karachi17. Februar 2008

Da öffentliche Versammlungen aus Angst vor Terror-Anschlägen vermieden wurden, spielten die Medien im pakistanischen Wahlkampf eine besondere Rolle. Die Pressefreiheit wird aber zunehmend eingeschränkt.

Ein Zeitungsstand in Rawalpindi, Pakistan, 15.2.2008, (Quelle:AP)
Die Medien brachten im Wahlkampf nicht den nötigen Druck auf die KandidatenBild: AP

Am Sonntag (17.2.2008), einen Tag vor den richtigen Wahlen, präsentierte der Nachrichten-Sender "Dawn TV" den Sieger der Reality Show "Enter the Prime Minister": Tausende von Kandidaten hatten sich gemeldet. 16 schafften es schließlich in die Endrunde, wo sie über Themen wie die richtige Strategie im Kampf gegen die Taliban diskutieren mussten - Themen, die im Pakistanischen Alltag meist vermieden werden.

Die Wahlen im Reality TV sind vorbei - im richtigen Leben ist noch alles offenBild: AP

Privates Fernsehen bricht Tabus

Mit "Enter the Prime Minister" wollte der Sender eine besser informierte Debatte anregen, die im Wahlkampf sonst nicht geführt wurde, so der Nachrichten-Chef des Senders Azhar Abbas. "Im echten Wahlkampf machte man sich gegenseitig Vorwürfe, aber niemand redete über die echten Probleme, vor denen Pakistan steht", kritisiert er.

Dawn TV ist der erste englischsprachige Nachrichtensender in Pakistan und erst wenige Monate auf Sendung. Präsident Musharraf hatte in den vergangenen Jahren einen beispiellosen Boom an privaten Fernseh-Sendern ermöglicht, die zahlreiche gesellschaftliche und politische Tabus brachen. Nachdem die Meinungsfreiheit im Fernsehen im vergangenen Jahr einen Höhepunkt erreicht hatte, zog Musharraf die Notbremse während der Auseinandersetzung um den Posten des Obersten Richters. Im Zuge der Verhängung des Ausnahmezustands verbannte er die kritischen Fernseh-Sender aus den Kabelnetzen.

Von freien zu arbeitsunfähigen Medien

Dass sich nach den Wahlen die Kontrolle über die Medien lockert, bezweifeln JournalistenBild: AP

Auch wenn der Ausnahmezustand inzwischen aufgehoben ist, fühlen sich die Journalisten nach wie vor am Gängelband der Regierung. "Es gibt eine Menge Einschränkungen. Wir bekommen laufend irgendwelche 'Ratschläge' – und daran hält man sich dann auch besser", beklagt Masoom Rizvi von der Nachrichtenredaktion des Fernseh-Senders AAJ TV. Vor wenigen Tagen wurde sein Sender kurzerhand abgeschaltet, als ein politischer Kommentator, den die Regierung als unerwünscht auf dem Bildschirm erklärt hatte, in einer Talkshow als Gast auftauchte. "Wenn die Einschränkungen nachlassen, nennen wir das in Pakistan "freie Medien". Wenn sie zunehmen, dann haben wir Medien, die eigentlich überhaupt nicht mehr arbeiten können", sagt Rizvi. Er ist der Meinung, dass die demokratischen Regierungen die Medien nie besonders gut behandelt haben.

Fehlender Druck der Journalisten

Eine Diskussion über die schwierigen Themen fehlte im pakistanischen WahlkampfBild: AP

Die meisten Journalisten in Pakistan bezweifeln, dass sich nach den Wahlen viel ändern wird am Kontroll-Regime. Selbstkritische Journalisten beklagen jedoch nicht nur die von oben auferlegte Kontrolle, sondern auch die Partei-Ergreifung der Kollegen - gegen Musharraf und seine Regierung - sowie fehlende professionelle Standards. "Eine Menge der Beschränkungen für die Medien in Pakistan trafen die Sender, die Reporter und Moderatoren, die ganz offensichtlich parteiisch waren und sich bei ihren Analysen nicht unbedingt auf die Wahrheit, sondern oft nur auf Hypothesen stützten“, kritisiert Osama Bin Javaid, Redakteur bei Dawn TV. Die Medien müssten die Politiker in Sachfragen stärker in die Pflicht nehmen, findet Nachrichten Azhar Abbas. "Keine der großen politischen Parteien hat zum Beispiel klare Position zu Selbstmordanschlägen bezogen, dabei sind die ein wirkliches Problem in Pakistan. Die religiösen Parteien haben nicht klar und öffentlich gesagt, dass sie die Selbstmordanschläge verurteilen“, klagt Azhar Abbas.

Während Dawn TV den Kandidaten, der bei "Enter the Prime Minister" die besten Antworten auf die heiklen Fragen geliefert hat, schon enthüllt hat, steht das Ergebnis der richtigen Wahlen noch in den Sternen. Gewählt wurde der DAWN TV Premier-Minister jedoch nicht per Zuschauer-Votum, sondern von einer Experten-Jury.

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