Palästinenser beendet Hungerstreik
7. September 2010Nein, wirklich gesund sieht Firas Maraghy nicht aus, wie sollte er denn auch? - Fast sechs Wochen hatte der Palästinenser aus Ost-Jerusalem vor der israelischen Botschaft in Berlin ausgeharrt. Maraghys Bart, den er sich während des Hungerstreiks hat wachsen lassen, ist verschwunden. Sein Gesicht ist hager geworden. Er sieht müde aus. "Ich bin ok", sagt er leise.
Am Samstag (05.09.2010) hat Maraghy seinen Hungerstreik beendet. Die israelischen Behörden hatten angekündigt, dass sich Maraghy in Jerusalem mit einem hohen Beamten des Innenministeriums treffen könne. Dann werde man "die Angelegenheit klären".
200.000 Palästinenser in Ost-Jerusalem
Der Palästinenser hatte von der israelischen Botschaft gefordert, seine deutsche Frau und ihre gemeinsame Tochter in seine Ausweiskarte von Ostjerusalem einzutragen. Doch die Botschaft erklärte, sie sei nicht zuständig: Maraghy sei kein israelischer Staatsbürger. Der Ostteil Jerusalems ist von Israel annektiert. Hier leben rund 200.000 Palästinenser. Die meisten sind keine israelischen Staatsbürger und haben nur eine Identifikationskarte. Und hier beginnen die Probleme: So verlangten die israelischen Behörden, dass Maraghy seinen Lebensmittelpunkt wieder nach Jerusalem verlegt um seine Familie in seinen Papieren zu registrieren. Die Familie wohnt jedoch zurzeit in Berlin, wo seine Frau an der Universität promoviert.
Israelische Botschaft weist Vorwürfe zurück
Dennoch kam Bewegung in den Fall. Deutsche Politiker hatten sich eingeschaltet, auch Ruprecht Polenz (CDU), Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages. Am Ende seien es vor allem humanitäre Gründe gewesen, sich zu engagieren, sagt Polenz. "Wenn jemand um den 30. Tag im Hungerstreik ist, dann überlegt man, ob man was dazu beitragen kann, dass es nicht zu einem tragischen Ausgang kommt", sagt Polenz. Ärzte hatten während des Streiks vor dem hohen Risiko für Maraghy gewarnt. Der Abgeordnete Polenz wird Maraghy auf seiner Reise nach Israel begleiten.
Die israelische Botschaft weist die Vorwürfe von Maraghy zurück: Man habe seit Wochen Gespräche geführt und nach Lösungen gesucht. Außerdem stünde es Bewohnern von Ostjerusalem offen, die israelische Staatsbürgerschaft zu beantragen. Dann könne man auch in der Botschaft direkt helfen.
Die israelische Staatsbürgerschaft lehnen die meisten palästinensischen Bewohner Ostjerusalems jedoch ab. Denn Ostjerusalem ist nach internationalem Recht nicht Territorium Israels. Mit dem politischen Druck hofft die Familie nun Erfolg zu haben. Wenn mit den Papieren alles gut geht, dann wollen sie erst einmal Urlaub machen, sagen sie. In Jerusalem.
Autor: Benjamin Hammer
Redaktion: Stephanie Gebert