1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
HandelPanama

Panama und USA: Offene Fragen bei Einigung über Panamakanal

12. April 2025

Kehrt nun wieder Ruhe ein? Panama und die USA haben sich darauf geeinigt, dass US-Kriegsschiffe den Panamakanal praktisch kostenlos nutzen können. Doch für Panama gibt es wohl weiterhin Grund zur Sorge.

Containerschiff der Hapag-Lloyd vor dem Hafen von Balboa
Der Hafen von Balboa auf der Pazifikseite des Panamakanals wird vom Konsortium CK Hutchison Holdings aus Hongkong verwaltetBild: Matias Delacroix/AP Photo/picture alliance

Auch wenn US-Kriegsschiffe möglicherweise bald den Panamakanal vorrangig und kostenfrei durchqueren können, ist es noch ein langer Weg, bis die Streitigkeiten über eine der wichtigsten globalen Handelsrouten beigelegt sein werden.

Der strategische Wert, den Panama für die Vereinigten Staaten und viele andere Schifffahrtsnationen hat, gründet auf dem 82 Kilometer langen Kanal, der den atlantischen mit dem pazifischen Ozean verbindet. Dank ihm können Schiffe problemlos zwischen den beiden Weltmeeren verkehren, ohne ihre Fracht an einem der Ufer umladen zu müssen oder ganz Südamerika zu umsegeln.

Mit dem Beginn der zweiten Amtszeit von Donald Trump ist der Kanal wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Dem US-Präsidenten ist der wachsende Einfluss Chinas in der Region ein Dorn im Auge. Wiederholt sprach er davon, den Kanal "zurückzuholen" und schloss zu diesem Zweck selbst eine militärische Intervention nicht aus. 1999 hatten die Vereinigten Staaten die Wasserstraße an Panama übergeben.

Trumps Äußerungen führten zu erheblichen Spannungen, und so trafen sich der US-Verteidigungsminister Pete Hegseth und der panamaische Präsident Jose Raul Mulino diese Woche, um die Wogen zu glätten. Eine am Mittwoch veröffentlichte gemeinsame Erklärung ist freundlich im Ton, doch es sind noch nicht alle Streitpunkte aus dem Weg geräumt.

Wo bleibt Panamas Souveränität?

Mulino hat bereits einige Schritte unternommen, um der Trump-Regierung beim Thema China entgegenzukommen. Nach einem Besuch des US-Außenministers Marco Rubio im Februar bestätigte Panama, dass es sich aus Chinas Prestigeprojekt, der "Neuen Seidenstraße", zurückziehen würde. Im Zuge dieses Projekts verwirklicht China große Infrastrukturvorhaben wie den Bau von See- und Flughäfen rund um die Welt. Die Regierung Mulino übt zudem Druck auf chinesische Großkonzerne aus, die Häfen in Panama besitzen, damit diese das Land verlassen.

Der erste Punkt der von Hegseth und Mulino veröffentlichten Erklärung befasste sich mit einem anderen Thema, das Trump wichtig ist: Zölle. Die Gebühren, die die USA für die Nutzung der Wasserstraße bezahlen müssen, bezeichnet Trump immer wieder als "schlechtes Geschäft", obwohl gemäß Neutralitätsabkommen die Schiffe aller Staaten die gleichen Gebühren entrichten müssen.

Widersprüchliches zum Deal

Panama betont, dass es die Vertragsbedingungen nicht erlauben, US-Schiffen freie Durchfahrt zu gewähren, doch nun sieht es so aus, als könnte US-Kriegsschiffen nicht nur die vorrangige Durchquerung des Kanals, sondern auch eine kostenneutrale Ausgleichsregelung angeboten werden. Mit den Worten "vorrangig und kostenlos" beschrieb Hegseth die Einigung nach seinem Gespräch mit Mulino.

In den verschiedenen Versionen der gemeinsamen Erklärung fällt ein entscheidender Widerspruch auf. In der von Panama veröffentlichten spanischen Version heißt es "Hegseth erkennt Panamas Führungsrolle und unveräußerliche Souveränität über den Panamakanal und seine angrenzenden Gebiete an". In der vom Pentagon veröffentlichten englischen Version taucht diese Zeile nicht auf.

Diese Passage fehle nicht zufällig, ist Natasha Lindstaedt überzeugt. Panama solle über die Absichten der Trump-Regierung im Unklaren gelassen werden, meint die Professorin für Politikwissenschaften an der University of Essex in Großbritannien: "Ich glaube, der Satz wurde in der englischen Version bewusst weggelassen, um Panama zu verunsichern und das Gefühl zu vermitteln, dass die Angelegenheit noch nicht geklärt ist."

Wem gehört der Kanal?

Der Panamakanal wurde in den Jahren von 1904 bis 1914 von den Vereinigten Staaten gebaut und verband das pazifische Ufer des Landes mit seinem karibischen. US-amerikanische Schiffe, darunter auch Kriegsschiffe, konnten so problemlos zwischen den beiden Ozeanen verkehren.

Bei seinem Besuch in Panama besichtigte US-Verteidigungsminister Hegseth (Mitte) auch die Miraflores-Schleusen des PanamakanalsBild: Matias Delacroix/AP Photo/picture alliance

Verhandlungen über die Rückgabe des Kanals an Panama begannen in den frühen 1960er Jahren unter Präsident John F. Kennedy und wurden von seinen demokratischen und republikanischen Nachfolger fortgesetzt. 1977 unterzeichneten US-Präsident Jimmy Carter und der panamaische Regierungschef Omar Torrijos schließlich die entsprechenden Verträge. Diese sahen die Übernahme der Kontrolle über den Kanal durch Panama am Neujahrsabend 1999 vor. Das Land verpflichtete sich, die Wasserstraße neutral zu betreiben.

Anders als Trump behauptet, wurde der Kanal dem panamaischen Volk nicht geschenkt und er wird auch nicht durch China kontrolliert.

Eine Region in Sorge

Einfluss auf den Kanal hat China jedoch durchaus. Nach den USA ist China der zweitgrößte Nutzer der Wasserstraße. Häfen an beiden Enden des Kanals werden von chinesischen Firmen betrieben.

Das beunruhigt die USA . insbesondere die angriffslustige Trump-Regierung. Präsident Trump hat deutlich gemacht, dass er den wachsenden Einfluss Chinas weltweit unterbinden möchte. Davon zeugt auch sein transpazifischer Handelskrieg.

Auch wenn Hegseth beteuert, dass die Sicherheit der Vereinigten Staaten gemeinsam mit Panama gewährleistet werden solle, hat Trump es doch wiederholt versäumt, eine militärische Intervention zur Rückgewinnung des Panamakanals auszuschließen.

Für die US-Außenpolitik wäre dies eine dramatische Kehrtwende. 1975 erklärte der damalige US-Außenminister Henry Kissinger dem republikanischen Präsidenten Gerald Ford, was für Folgen es haben würde, wenn die Übergabe des Kanals nicht erfolgreich verhandelt würde: "Echte Tumulte, Demonstrationen, Gewalt - wir würden vor jedes internationale Forum gezerrt werden. Das hier ist kein Thema, für das man sich der Welt entgegenstellt. Es sieht nach purem Kolonialismus aus."

Dieses Gefühl ist in Panama noch immer präsent. Seit Trump zum ersten Mal eine Rücknahme des Kanals erwähnte, finden regelmäßig Proteste statt. Diese Woche protestierten in Panama-Stadt 200 Menschen gegen den Besuch von Hegseth, einer der Demonstranten verbrannte eine US-amerikanische Flagge.

Lindstaedt stammt selbst aus Panama. Sie sagt, die Rückkehr von Donald Trump als US-Präsident erfülle Panama und die gesamte Region mit Sorge. "Die Schlagzeilen in Panama werden davon dominiert. Es herrscht völliges Unverständnis und Sorge darüber, warum sie so handeln und wohin das alles führen wird", erklärt sie. "Im Moment sind die USA in Panama alles andere als beliebt."

Jorge Heine, ehemaliger chilenischer Botschafter in China und Experte für internationale Beziehungen an der Boston University, hält es jedoch für unwahrscheinlich, dass die USA unter Führung von Donald Trump tatsächlich militärisch intervenieren würden.

"Präsident Trump nutzt eine Rhetorik, die extrem aggressiv klingen kann", sagt er zur DW. "Gleichzeitig hat er deutlich gemacht, dass er nicht allzu interessiert daran ist, Kriege zu führen oder die US-Streitkräfte auf so aggressive Weise einzusetzen wie manche seiner Vorgänger."

USA wollen China zurückdrängen

Für die Länder in Zentral- und Südamerika ist China der wichtigste Handelspartner. Die Vorwürfe von Hegseth, es würde einen "bösartigen" Einfluss auf Panama ausüben, weist das Land zurück.

Der 1914 fertiggestellte Kanal ist 82 Kilometer langBild: Enea Lebrun/REUTERS

Gegen die geplante Übernahme der Vermögenswerte der in Hongkong ansässigen CK Hutchison Holdings am Kanal durch die amerikanische Investmentfirma BlackRock wehrt sich Peking mit einer kartellrechtlichen Prüfung. Die Bemühungen von BlackRock, das weltweite Hafengeschäft von Hutchinson in Höhe von rund 20 Milliarden Euro zu übernehmen, werden dadurch weiter verkompliziert. Der im März angekündigte Deal, der auch zwei Häfen in Panama umfasst, wurde von Trump begrüßt und von Peking kritisiert. Laut dem Vorstandsvorsitzenden von BlackRock, Larry Fink, könnte die Genehmigung des Vorhabens neun Monate in Anspruch nehmen.

Hutchinson ist außerdem in eine Untersuchung der Regierung von Panama verwickelt, die sich mit einer 2021 unterzeichneten Vereinbarung befasst. Die über 25 Jahre laufende Vereinbarung gibt dem Konzern das Recht, zwei Häfen am Kanal zu betreiben. Gegen Regierungsbeamte, die an der Genehmigung der Vereinbarung beteiligt waren, soll eventuell Klage erhoben werden.

Doch Versuche, den Einfluss Chinas in der Region zurückzudrängen, sind möglicherweise noch nicht einmal im Interesse der Vereinigten Staaten.

"Man kann den Wunsch der USA, die chinesische Präsenz in Lateinamerika zu begrenzen, durchaus als legitim sehen", sagt Heine. Doch wenn den Vereinigten Staaten wirklich daran läge, "die Köpfe und Herzen" der Regierungen und der Menschen zu gewinnen, sollten sie China nicht davon abhalten, in der Region Geschäfte zu machen, meint er.

"Das kommt ganz schlecht an, denn das bremst in den Augen der Menschen das Wachstum in Lateinamerika", fügt er hinzu. "Am besten wäre es für die USA, mit China in den Wettbewerb zu treten. Zu sagen 'Wir bauen die besseren Häfen. Mit uns gibt es mehr Handel. Wir bauen bessere Fabriken. Mit uns lassen sich bessere Geschäfte machen.'"

Adaptiert aus dem Englischen von Phoenix Hanzo.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen

Mehr zum Thema

Weitere Beiträge anzeigen