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Pandemie-Profite: Oxfam beklagt Unfairness

22. Juni 2021

Laut einem Bericht der Entwicklungsorganisation Oxfam haben die Profite deutscher Supermarktketten während der Corona-Pandemie zugelegt. Dagegen habe sich die Situation der zuliefernden Bauern weltweit verschlechtert.

India Tee Ernte Symbolbild
Teepflückerin auf einer Plantage im indischen AssamBild: Imago/Indiapicture

Im Corona-Jahr 2020 seien die Supermärkte zu "Krisengewinnern" geworden, heißt es in der neuen Oxfam-Studie "Pandemie-Profiteure und Virus-Verlierer*innen".

Laut Oxfam-Recherchen konnten deutsche Discounter wie Aldi und Lidl ihre Umsätze um neun Prozent steigern, klassische Supermärkte wie Rewe und Edeka sogar um 17 Prozent.

Nach stärker haben laut Bericht die Vermögen einiger Supermarkt-Eigentümer zugenommen. So sei das Vermögen der beiden Haupteigentümer von Aldi Süd, Beate Heister und Karl Albrecht Junior, um fast 30 Prozent auf knapp 25 Milliarden gewachsen. Bei Dieter Schwarz, dem die Ketten Kaufland und Lidl gehören, habe der Anstieg sogar mehr als 30 Prozent betragen, sein Vermögen wird auf rund 30 Milliarden Euro geschätzt.

"Während die Supermarktketten Kasse machten, kämpfen die Arbeiter*innen, die unser Essen herstellen, um ihre Existenz", sagt Tim Zahn, Oxfam Experte für Wirtschaft und Menschenrechte.

Arbeiter auf Kaffeeplantagen erhalten den geringsten Anteil an der WertschöpfungBild: Mauro Pimentel/AFP/Getty Images

Oxfam-Berechnungen für Kaffee aus Brasilien, Tee aus Indien und Wein aus Südafrika zeigen, dass Bauern und Landarbeiter immer weniger vom Preis bekommen, den Konsumenten in deutschen Supermärkten bezahlen.

Nur rund ein Prozent

Den Oxfam-Berechnungen zufolge erhielten Arbeiterinnen auf Traubenplantagen in Südafrika und auf Teeplantagen im indischen Bundesstaat Assam nur rund ein Prozent des Verkaufspreises. Das entspricht im Beispiel der Teepfückerinnen in Assam einem Tageslohn von umgerechnet 1,91 Euro.

Auf den Kaffeeplantagen im brasilianischen Minas Gerais liegen die Löhne laut Oxfam um 40 Prozent unter einem existenzsichernden Niveau.

"Dabei wäre Geld genug da", so Tim Zahn. "Allein die Pandemiegewinne der Eigentümer von Aldi Süd hätten ausgereicht, um rund vier Millionen Beschäftigten im brasilianischen Kaffee-Sektor existenzsichernde Löhne zu zahlen."

"Moderne Sklaverei"

Den Oxfam-Recherchen zufolge gab es auf Kaffeeplantagen in Brasilien besonders drastische Fälle von Ausbeutung. Arbeiterinnen und Arbeiter berichteten von Unterkünften ohne fließendes Wasser, extremer körperlicher Arbeit und fehlendem Schutz gegen Pestizide oder das Coronavirus. Obwohl einige Plantagenbesitzer wegen "moderner Sklaverei" auf einer Liste der brasilianischen Regierung stünden, habe Oxfam Belege für ihre Verbindungen zu deutschen Supermarktketten.

Die Entwicklungsorganisation fordert zum einen eine bessere Behandlung und Bezahlung der Arbeiter. Außerdem müssten die Supermarktketten "ihr Geschäftsmodell verändern, so dass die Beschäftigten in den globalen Lieferketten von ihrer Arbeit leben können und ihre Rechte geachtet werden".

Das kürzlich vom Bundestag verabschiedete Lieferkettengesetz sei ein erster Schritt, doch nur eine Minimallösung. Die Bundesregierung müsse hier nachbessern und sich zudem für eine weitreichendere Regelung in der EU einsetzen.

bea/ul/ack (Oxfam)

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