Pandemie-Warnung "kein Grund zur Panik"
12. Juni 2009Der übliche Freitagsbetrieb herrscht auf den Straßen im japanischen Viertel in Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen): Die Geschäfte werden gut besucht und kaum jemand trägt einen Mundschutz, weder Angestellte noch Kunden. Und das, obwohl sich nach jüngster Statistik bislang mindestens 51 Kinder und vier Eltern einer japanischen Schule mit der Schweinegrippe angesteckt haben. Auch das traditionelle Japanfest der asiatischen Kolonie in der Landeshauptstadt, zu dem alljährlich hunderttausende Besucher kommen, wurde nicht abgesagt.
In Düsseldorf stieg die Zahl der Infizierten am Freitag (12.06.2009) auf 67, in ganz Deutschland auf mindestens 122.
"Impfstoff bis im Herbst"
Der Schweizer Pharmakonzern Novartis meldete Fortschritte bei der Entwicklung eines Wirkstoffs gegen den Erreger A/H1N1. Allerdings wird es nach Einschätzung der deutschen Gesundheitsministerin Ulla Schmidt noch einige Monate dauern, bis ein Impfstoff zur Verfügung steht. Novartis sprach von "Marktreife" irgendwann im Herbst.
Die SPD-Ministerin erklärte, Deutschland sei auf eine weitere Ausbreitung der neuen Grippe gut vorbereitet: "Wir haben das sehr stark unter Kontrolle." Die Zahl der Infizierten steige in der Bundesrepublik nicht so dramatisch wie in vielen anderen Ländern, aber dennoch stärker als zunächst erhofft.
Angst vor Mutation des Virus
Eine ihrer großen Sorgen sei, dass in diesem Herbst die übliche, saisonale Grippe und die neue Schweinegrippe zusammenträfen und sich auf diese Weise gefährliche Mutationen des Erregers entwickeln könnten.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte am Donnerstag wegen der Schweinegrippe die erste Influenza-Pandemie des 21. Jahrhunderts ausgerufen. Weltweit haben sich inzwischen knapp 30.000 Menschen in 74 Ländern mit dem Virus angesteckt, 145 starben daran bislang.
Auch die Europäische Union sieht derzeit keinen Anlass, ihr Krisenmanagement nach der Pandemie-Erklärung zu ändern. Die Warnstufe 6 sei wegen der weiten Verbreitung des Virus ausgerufen worden und nicht, weil die Krankheit gefährlicher geworden sei, erklärte die EU-Kommission. Bisher seien die Infektionen "relativ mild" verlaufen und die Sterberate sei "gering".
(SC/sam/rtr/dpa/epd)