1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Panzer vor dem Stadion

Stefan Nestler mit dpa, sid
27. August 2019

Die Fans des serbischen Fußballmeisters Roter Stern Belgrad provozieren vor dem Playoff-Rückspiel gegen Young Boys Bern, indem sie einen Panzer vor dem Stadion abstellen. Die UEFA sieht kein Problem.

Roter Stern Belgrad provoziert mit Panzer vor Stadion
Bild: picture-alliance/dpa/AP/D. Vojinovic

Panzer vor Stadion von Roter Stern Belgrad

00:30

This browser does not support the video element.

Für zart besaitete Fußballer sind Auswärtsspiele bei Roter Stern ohnehin nichts. Die Fans des serbischen Traditionsklubs sind berüchtigt. Pyrotechnik ist an der Tagesordnung, nicht selten gibt es auch Krawalle. Die englische Zeitung "The Independent" verglich das Stadion "Rajko Mitic" in Belgrad in der vergangenen Saison mit einem "römischen Amphitheater im Blutrausch", nachdem der spätere Champions-League-Sieger FC Liverpool im November 2018 sein Vorrundenspiel bei Roter Stern mit 0:2 verloren hatte.

Vor dem Playoff-Rückspiel gegen den Schweizer Meister Young Boys Bern an diesem Dienstag - das Hinspiel endete 2:2 - ließen sich die Fans des Klubs eine neue Provokation einfallen: Sie stellten einen alten Panzer vor dem Nordeingang des "Marakana von Belgrad" ab, wie das Stadion in Anlehnung an den legendären Fußballtempel in Rio de Janeiro auch genannt wird. Die Ultras des Klubs nutzen in ihren Choreographien häufig Panzer als martialisches Symbol. 

"Weitere Attraktion"

Der Verein unterstützte die Aktion, stellte sogar zwei Wächter für den Panzer ab. Via Instagram verkündete Roter Stern: "Das Marakana hat jetzt eine weitere Attraktion." Heftige Kritik kam vor allem aus dem Nachbarland Kroatien. Der Panzer sei im Jugoslawien-Krieg in den 1990er-Jahren eingesetzt worden, hieß es. Eine "morbide Provokation aus Belgrad" nannte die kroatische Zeitung "Jutarnji List" die Aktion: "Sie wollen in die Champions League, feiern aber einen der schlimmsten Verbrecher." Der Panzer steht vor einer Stadionmauer, auf die serbische Fans eine Kappe gemalt haben, wie sie der bosnisch-serbische Kriegsverbrecher Ratko Mladic während des Jugoslawienkriegs immer getragen hatte.

Krawalle beim Lokalderby Roter Stern gegen Partizan Belgrad im April 2015Bild: Reuters/M. Djurica

Ausschreitungen im Hinspiel

Der serbische Innenminister Nebojsa Stefanovic sieht keinen Grund, gegen die Aktion der Fans von Roter Stern vorzugehen. Es gebe "keine Anhaltspunkte für eine Straftat und daher auch keinen Grund für ein Eingreifen der Polizei", sagte Stefanovic. Beim Hinspiel in Bern am Mittwoch vergangener hatte die Schweizer Polizei dagegen alle Hände voll zu tun gehabt, um die serbischen Ultras in Schach zu halten. Hunderte Anhänger von Roter Stern waren zum Stadion marschiert und hatten dabei mehrere Passanten angegriffen. Polizisten hatten sogar Warnschüsse abgegeben.

Der europäische Fußballverband UEFA reagierte auf Anfrage eines Schweizer Fernsehsenders gelassen auf die Panzer-Aktion von Belgrad: "Der Panzer vor dem Stadion ist kein Problem, solange nicht geschossen wird." Ob sich die Spieler von Young Boys Bern von dem Panzer beeindrucken ließen, sei dahingestellt. Jedenfalls kamen sie nicht über ein 1:1-Unentschieden hinaus. Roter Stern hat sich damit für die Gruppenphase der Champions League qualifiziert. 

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen