Die "wichtige Reise" nach Lund
31. Oktober 2016Der Lutherische Weltbund hatte sich im Vorfeld hellauf begeistert gezeigt vom Besuch des Papstes. "Ein großartiges Zeichen, das uns unheimlich Mut macht", auch im Hinblick auf die Ökumene, meinte Generalsekretär Martin Junge. "Das ist eine wichtige Reise, weil es eine kirchliche Reise ist, kirchlich im Sinne der Ökumene", kommentierte Papst Franziskus seine zweitägige Reise nach Schweden zum Auftakt des Reformationsjubiläums. Das Oberhaupt der katholischen Kirche landete in Malmö, wo es unter anderem von Ministerpräsident Stefan Löfven empfangen wurde (Artikelfoto). Bei einem gemeinsamen Gottesdienst im Dom zu Lund sollte Franziskus mit lutherischen Geistlichen das Jubiläumsjahr zu 500 Jahren Reformation einläuten.
Spaltung zu Katholiken überwinden
Die evangelische Kirche hob nachdrücklich die ökumenische Dimension der Feiern hervor. Der Reformationstag sei ein Tag der Neuentdeckung von Jesus Christus, der "uns heute zwischen den Konfessionen nicht mehr spaltet", sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm. Er verwies darauf, dass bei der Eröffnung des Jubiläumsjahres an diesem Montag in Berlin die Martin-Luther-Medaille der EKD an Kardinal Karl Lehmann und damit an einen ranghohen Katholiken verliehen werde.
Er sei "fest überzeugt, dass die ökumenische Form, in der wir dieses Jahr begehen, die einzige ist, in der wir wirklich der Intention Martin Luthers gerecht werden", meinte der EKD-Ratsvorsitzende auch mit Blick auf den Papst-Besuch.
Neben der Veranstaltung in Lund und dem Festgottesdienst und staatlichen Festakt mit Bundespräsident Joachim Gauck in Berlin wird am Montag auch in Wittenberg und zahlreichen anderen Städten in Gottesdiensten an die Reformation erinnert. Das Festjahr endet am 31. Oktober 2017, genau 500 Jahre nach dem legendären Wittenberger "Thesenanschlag" Martin Luthers (1483-1546). Die Veröffentlichung der Thesen gegen die Missstände der Kirche jener Zeit gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation. Sie hatte auch die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge.
Zwischen Zweifel und Bewunderung
Die Reformationsbotschafterin der EKD, Margot Käßmann, bezeichnete die Reformation als großen Schritt der Demokratisierung. Martin Luther habe klargemacht, in Fragen des Glaubens sei jeder Mensch frei, sagte sie im Sender Bayern 2. Damit habe er den Weg für die Gewissensfreiheit in Deutschland frei gemacht. Außerdem habe er gefordert, dass jedes Kind zur Schule gehen solle - "also die Volksschule für alle, gleich welcher Herkunft".
Zugleich betonte sie, dass der Reformator nicht als Held verehrt werden solle. Kritisch sehe sie seine antisemitischen Äußerungen, sein Verhalten gegenüber Frauen und seine Rolle im Bauernkrieg, sagte Käßmann im Inforadio RBB. Es gebe aber "Seiten an Martin Luther, die ich unendlich bewundere". Als Beispiele nannte sie seine Leistung zur Übersetzung der Bibel und seinen Mut, den Regierenden seiner Zeit die Stirn zu bieten.
SC/rb (epd, afp, APE)