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Politik

Papst bittet um Vergebung für Unrecht an Indigenen in Kanada

1. April 2022

Hintergrund für die Entschuldigung des Papstes sind Skandale um Missbrauch in kirchlichen Schulen für indigene Kinder in Kanada. Für Premierminister Trudeau ist es ein Schritt in die richtige Richtung.

Papst Franziskus und kanadische Ureinwohner
Seit Sonntag weilte die Delegation der kanadischen Ureinwohner in Rom, bevor sie nun den Papst trafBild: VATICAN MEDIA/Independent Photo Agency Int./IMAGO

Die Entschuldigung von Papst Franziskus erfolgte bei einem Treffen mit Vertretern verschiedener indigener Gruppen in Rom. "Für das verwerfliche Verhalten der Mitglieder der katholischen Kirche bitte ich Gott um Vergebung", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche. "Ich will euch von ganzem Herzen sagen: Ich bin sehr betrübt und ich schließe mich den Bischöfen an, euch um Entschuldigung zu bitten", fuhr der 85-Jährige fort. "Eure Identität und eure Kultur wurden verletzt, zahlreiche Familien getrennt", bedauerte der Pontifex. Er empfinde "Scham" und "Schmerz".

Entdeckung von Massengräber

In Kanada waren ab 1874 rund 150.000 Kinder von Ureinwohnern und gemischten Paaren von ihren Familien und ihrer Kultur getrennt und in kirchliche Heime gesteckt worden, um sie so zur Anpassung an die weiße Mehrheitsgesellschaft zu zwingen. Viele von ihnen wurden in den Heimen misshandelt oder sexuell missbraucht. Nach bisherigen Angaben starben mindestens 3200 dieser Kinder, die meisten an Tuberkulose, Vernachlässigung oder Mangelernährung. In den vergangenen Monaten hatte die Entdeckung von Massengräbern für Erschrecken gesorgt, die von diesen elenden Bedingungen in diesen Internaten zeugen.

Gedenkfeier im vergangenen Mai in Toronto für 215 indigene Kinder, deren Knochenüberreste in einem Massengrab gefunden wurdenBild: Chris Young/AP/picture alliance

Nachhaltige Folgen

Viele indigene Gemeinschaften machen die Heime, die ganze Generationen geprägt haben, für heutige soziale Probleme wie Alkoholismus, häusliche Gewalt und erhöhte Suizidraten unter den Indigenen verantwortlich. Dennoch war den zahlreichen Berichten über Missbrauch und hohe Todesraten in den sogenannten Residential Schools nie ernsthaft nachgegangen worden. Die letzten dieser Schulen schlossen erst in den 1990er Jahren. 

Hoffen auf einen Besuch des Papstes

Die Entschuldigung des Papstes sei "ein Schritt nach vorne, um die Wahrheit unserer Vergangenheit anzuerkennen", sagte der kanadische Premierminister Justin Trudeau. Es bleibe aber noch viel zu tun, um "historisches Unrecht" wiedergutzumachen. Er hoffe, dass der Papst seine Entschuldigung bei einem Besuch in Kanada persönlich überbringe. Dieser kündigte an, Ende Juli nach Kanada zu reisen.

fab/wa (afp, dpa, kna)