Papst erleichtert Vergebung bei Abtreibung
1. September 2015"Die Vergebung Gottes für jeden Menschen, der bereut, kann diesem nicht versagt werden", heißt es in einem Schreiben von Papst Franziskus an den Organisator des Heiligen Jahres, Erzbischof Rino Fisichella. Daher habe er entschieden, "für das Jubiläumsjahr allen Priestern die Vollmacht zu gewähren, von der Sünde der Abtreibung jene loszusprechen, die sie vorgenommen haben und reuigen Herzens dafür um Vergebung bitten". Der 78-jährige Argentinier verurteilt Abtreibung als Sünde, äußert aber zugleich Verständnis für Frauen, die in der Not zum Schwangerschaftsabbruch greifen.
"Existenzielle und moralische Tragödie"
Der Papst spricht in seinem Brief von einer existentiellen und moralischen Tragödie. "Ich bin sehr vielen Frauen begegnet, die in ihrem Herzen die Narben dieser leidvollen und schmerzhaften Entscheidung trugen", führt Franziskus aus.
Eigentlich sieht die katholische Kirche die Exkommunikation für jene vor, die eine Abtreibung vorgenommen haben: Nicht nur die Frau selbst, sondern auch der Abtreibungsarzt und der Partner, wenn er die Frau zur Abtreibung gedrängt hat, sind automatisch vom Empfang der Sakramente - auch des Bußesakraments - ausgeschlossen. Diese "Tatstrafe" kann normalerweise nur der Bischof oder ein von ihm beauftragter Priester erlassen. Erst danach darf die Frau zur Beichte gehen.
Beichtsakrament auch von Pius-Bruderschaft
Franziskus kündigt auch eine Annäherung an die umstrittene erzkonservative Pius-Bruderschaft an, der unter anderem Antisemitismus vorgeworfen wird. Er bestimme, dass Katholiken während des Heiligen Jahres das Sakrament der Versöhnung (Beichtsakrament) auch von Priestern der traditionalistischen Bruderschaft Sankt Pius X. empfangen können. "Ich vertraue darauf, dass in naher Zukunft Lösungen gefunden werden können, um die volle Einheit mit den Priestern und Oberen der Bruderschaft wiederzugewinnen", schreibt er.
Auch Kranke und Gefangene werden vom Papst in das Heilige Jahr miteinbezogen. Erkrankte Gläubige, die nicht das Haus verlassen können, sollen den Jubiläumsablass über die Medien empfangen dürfen. Häftlingen vergibt die katholische Kirche "in den Gefängniskapellen und wenn sie durch die Tür ihrer Zelle gehen und dabei ihre Gedanken an Gottvater richten".
Das Heilige Jahr dauert vom 8. Dezember 2015 bis zum 20. November 2016. In dieser Zeit werden Millionen Gläubige in Rom erwartet.
se/jj (kna, dpa, afp)