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Glaube

Der Papst auf dem Balkan

5. Mai 2019

Bei seinem Besuch in Bulgarien ist das katholische Kirchenoberhaupt in heikler Mission unterwegs. In keinem anderen europäischen Land ist das Verhältnis der orthodoxen Kirche zu Rom so schlecht wie hier.

Papst Franziskus besucht Marokko
Vielflieger Franziskus (bei seinem Besuch im März in Marokko)Bild: picture-alliance/dpa/A. Tarantino

Zum 28. Mal geht Papst Franziskus am Sonntag auf eine Auslandsreise. Und wieder geht es auf den Balkan. Bulgarien, sagt der orthodoxe Theologe Bojidar Andonov, "ist ein armes Land, obwohl es in der EU ist. Die Menschen hier leben sehr arm und bescheiden." Der Balkanstaat mit seinen gut sieben Millionen Einwohnern ist das ärmste Land der Europäischen Union. Nach Angaben der europäischen Statistikbehörde hat das Land das mit Abstand geringste Bruttoinlandsprodukt - nicht einmal ein Viertel des EU-Durchschnitts. 

Franziskus besucht Bulgarien und, nach zwei Tagen, noch kurz Nordmazedonien. Damit reist er zum elften Mal innerhalb Europas. Nach Westeuropa führten in der Regel aber nur kurze Abstecher, sei es zum Europaparlament nach Straßburg, zum Gründungsort des Lutherischen Weltbundes nach Schweden, zum Weltkirchenrat nach Genf oder in den portugiesischen Marien-Wallfahrtsort Fatima.

Die Kirche des bulgarischen Heiligen Synods in SofiaBild: BGNES

Mehr Gewicht legt der Papst aus Lateinamerika auf die ärmeren Regionen Europas. In Albanien war er bereits 2014, in Sarajevo in Bosnien 2015, nun die nächsten Balkanetappen. Dann folgt Anfang Juni Rumänien, das zweitärmste Land der EU.

"Hoffnung auf Aufmerksamkeit"

"Im Land gibt es die Hoffnung, dass wir mit dem Besuch des Papstes weltweit mehr Aufmerksamkeit bekommen können", sagt Theologe Andonov über die Reise des katholischen Kirchenoberhaupt nach Bulgarien. Und dann beschreibt er, der einst auch in München orthodoxe Theologie studierte, die Bewunderung der Menschen für Franziskus und dessen seelsorgerliches Auftreten gegenüber den Menschen am Rande der Gesellschaften. Er gelte vielen als Vorbild, wie man heute "auch als Oberhaupt einer Kirche handeln und dienen kann und muss, auch für unsere Metropoliten". Das sind die führenden Geistlichen in der Orthodoxie, vergleichbar mit den Bischöfen in der katholischen Kirche.

Dabei gilt im Bereich der Ökumene, also im Miteinander der Kirchen, der Besuch in Bulgarien und Nordmazedonien als geradezu heikel. In beiden Ländern ist die Mehrheit der Menschen orthodox. Franziskus, zitierten US-Medien dieser Tage den Vize-Direktor des ökumenischen und interreligiösen Sekretariats der US-Bischöfe, müsse bei diesem Thema "in gewisser Weise auf Eiern laufen". Denn es "gibt viele Minenfelder".

"Positive Stimmung im Volk"

Wochen vor dem Besuch kündigte die bulgarisch-orthodoxe Kirche an, sie werde sich nicht an gemeinsamen Gottesdiensten und Gebeten beteiligen. Patriarch Neofit und die Mitglieder des Heiligen Synod, der orthodoxen Kirchenführung des Landes, wollen den Papst zwar treffen, aber nicht mit ihm in liturgischen Gewändern erscheinen.

Franziskus mit dem Patriarchen Bartolomaios (2013): Immer wieder sucht der Papst Begegnung mit der OrthodoxieBild: Reuters

Theologe Andonov sieht das recht gelassen. Zum orthodoxen Osterfest am vergangenen Wochenende sei er im Land unterwegs gewesen. Unter den orthodoxen Gläubigen herrsche eine sehr positive Stimmung, "sie werden den ganzen Besuch des Papstes im Fernsehen verfolgen." Für Andonov ist die Bevölkerung weiter als die Metropoliten an der Spitze der orthodoxen Kirche, die noch das Miteinander der Konfessionen im Rahmen der Demokratie lernen müssten.

Zum Reiseprogramm gehören in Bulgarien neben politischen Gesprächen und einer Rede auf einem öffentlichen Platz auch für Franziskus typische Elemente. So besucht er in der Hauptstadt Sofia ein Flüchtlingslager und in Rakowski im Zentrum des Landes feiert er mit Kindern deren Erstkommunion.

Erinnerung an Mutter Teresa

Beim rund zehnstündigen Aufenthalt in Nordmazedonien am Dienstag, dem Abschlusstag der Reise, gibt es diesen besonderen Akzent. In der Hauptstadt Skopje besucht Franziskus die Gedenkstätte für Mutter Teresa (1910-1997), der Ordensgründerin, die wegen ihres Engagements für die Ärmsten der Armen in Kalkutta in Indien weltbekannt wurde und 1979 den Friedensnobelpreis erhielt. Sie wurde in Skopje geboren, das damals zum Osmanischen Reich gehörte.

2016 hatte Franziskus die Ordensfrau heiliggesprochen, nun hält er an ihrem Geburtsort inne. Und am Gedenkhaus trifft er arme Bewohner der Stadt. Nicht mal ein Prozent der zwei Millionen Einwohner Nordmazedoniens ist katholisch. Doch die bekannteste Gestalt des Landes bleibt eine katholische Ordensfrau.