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Politik

Papst Franziskus empfängt US-Präsident Trump

24. Mai 2017

Ihr Verhältnis gilt als schlecht, nun hat Papst Franziskus US-Präsident Trump im Vatikan empfangen - mit grimmiger Miene, aber scherzend. Von Trumps Frau wollte er wissen: "Was geben Sie ihm zu essen?"

Ivanka, Melania und Donald Trump neben einem düster dreinblickenden Papst
Ivanka, Melania und Donald Trump neben einem düster dreinblickenden PapstBild: picture-alliance/AP Photo/E. Vucci

Handschlag vom Pontifex: Papst Franziskus hat US-Präsident Donald Trump zu einer Privataudienz im Vatikan empfangen. Der Besuch sei ihm eine "große Ehre", erklärte Trump. Das Kirchenoberhaupt begrüßte Trump im Vorraum seiner Privatbibliothek. Beim Fototermin vor Beginn des Gesprächs blickte Franziskus meist zu Boden, während Trump in die Kameras lächelte.

Beide unterhielten sich in der päpstlichen Privatbibliothek im Beisein eines Dolmetschers knapp 30 Minuten, bevor Trump seine Familie und die übrigen Mitglieder der Delegation vorstellte. Es war die erste Begegnung zwischen dem Katholikenoberhaupt und dem Republikaner.

Papst Franziskus (r.) im Gespräch mit US-Präsident Trump (r.)Bild: Reuters/A. Tarantino

Nach vatikanischen Angaben war der gemeinsame Einsatz für Lebensschutz sowie für Religions- und Gewissensfreiheit Thema des Besuchs. Im Laufe der "herzlichen Gespräche" habe man Zufriedenheit über die bilateralen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und den Vereinigten Staaten bekundet. Zugleich hoffe man auf eine unbeschwerte Zusammenarbeit zwischen Staat und katholischer Kirche in den USA. Der Vatikan verwies dabei auf das kirchliche Engagement auf den Gebieten der Gesundheit, der Bildung und der Hilfe für Einwanderer.

Als weitere Inhalte der Begegnungen benannte die Mitteilung einen Meinungsaustausch über aktuelle internationale Fragen und die Förderung des Weltfriedens durch politische Verhandlungen und interreligiösen Dialog. Besonderes Augenmerk habe auf der Situation im Nahen Osten und dem Schutz der Christen gelegen, hieß es.

Papst Franziskus wirkte zum Ende der Audienz gelöster als zu Beginn, als er während eines ersten Fototermins ernst zu Boden geblickt hatte. Trump versicherte dem Papst, dessen Worte nicht zu vergessen. "Danke, danke, ich werde nicht vergessen, was Sie gesagt haben", sagte er.  

Trump (M.), seine Tochter Ivanka (l.) und seine Frau Melania umgeben von päpstlichen SchweizergardistenBild: Reuters/J. Ernst

Der Papst schenkte Trump eine Medaille, auf der ein Olivenzweig zu sehen ist. "Ein Symbol des Friedens", sagte der Argentinier. Trump antwortete: "Frieden können wir gebrauchen." Mit auf den Weg gab der Papst Trump auch seine 2017 veröffentlichte Friedensbotschaft sowie drei seiner Schreiben - darunter seine zweite Enzyklika "Laudato si'", die sich mit dem Umwelt- und Klimaschutz befasst, ein Thema, bei dem Trumps und Franziskus' Positionen weit auseinander gehen. "Ich werde sie lesen", sagte Trump. Der US-Präsident schenkte dem Pontifex eine Box mit Büchern von Martin Luther King. "Dies ist ein Geschenk für Sie", sagte Trump. "Es sind Bücher von Martin Luther King. Ich hoffe, sie werden Ihnen gefallen."

Franziskus war offenbar auch zu Scherzen aufgelegt. Nach dem Gespräch mit Trump witzelte der 80-Jährige mit First Lady Melania über die Essgewohnheit deren Mannes: "Was geben sie ihm zu essen?", übersetzte der Dolmetscher die Frage des Papstes. "Pizza, ja", antwortete die First Lady, wie bei der Live-Übertragung des Besuchs zu hören war.

Trump wurde von einer Delegation aus zwölf Personen begleitet, unter ihnen Außenminister Rex Tillerson, Trumps Tochter Ivanka und deren Mann Jared Kushner. Melania Trump trug dem vatikanischen Protokoll entsprechend ein über die Knie reichendes schwarzes Kleid und einen schwarzen Schleier über dem Haar. Auch Trumps Tochter Ivanka hatte ihre blonde Frisur mit einem netzähnlichen Schleier bedeckt. Beide begrüßten den Papst mit einem ausdauernden Händedruck. Gary Cohn, Wirtschaftsberater des Präsidenten und Jude, war der einzige, der den traditionellen Ringkuss vollzog.

Die Länge und Stärke von Trumps Händedruck wird immer wieder von politischen Beobachtern kommentiertBild: Getty Images/AFP/A. Tarantino

Im Vorfeld hatte der Papst angekündigt, bei der persönlichen Begegnung an Gemeinsamkeiten anknüpfen zu wollen. Es gebe immer "Türen, die nicht ganz zu sind", so Franziskus am 14. Mai. Der Immobilienmilliardär und der "Papst der Armen" liegen bei vielen Themen über Kreuz. Beim Klimaschutz, in der Flüchtlingskrise und zu Fragen der Einwanderung vertreten sie gegensätzliche Positionen.

Wegen des geplanten Baus einer Mauer an der Grenze zu Mexiko lieferten sich Trump und Franziskus während des US-Wahlkampfs bereits einen verbalen Schlagabtausch. Bei seinem Besuch in Mexiko sagte Franziskus damals: "Eine Person, die daran denkt, Mauern statt Brücken zu bauen, ist nicht christlich", so der Papst. Trump konterte: "Wenn der Vatikan vom IS angegriffen wird, was das Ziel der Terrormiliz ist, wird sich der Papst noch wünschen und dafür beten, dass Donald Trump Präsident ist."

Trump ist nicht für eine überzeugte Religiosität bekannt. Andere Präsidenten zeigten ihren Glauben oft leidenschaftlich, bei dem 70-Jährigen fehlt das. Er ist Presbyterianer, das ist der größte Zweig der reformierten Kirchen. Er bezeichnet sich als Protestant. Mit dem christlichen Gedanken der Vergebung kann er nach eigenem Bekunden nichts anfangen.

Der Besuch in Rom war zugleich Trumps erster Aufenthalt in Europa als Präsident. Von Rom reist er weiter nach Brüssel, wo am Nachmittag tausende Menschen gegen seinen Besuch demonstrieren wollen.

stu/sti (afp, dpa)

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