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Papst spricht Mutter Teresa heilig

4. September 2016

Hunderttausende verfolgten die Zeremonie. Auch viele Staats- und Regierungschefs waren nach Rom gekommen. Die Messe auf dem Petersplatz war eines der größten Ereignisse in der bisherigen Amtszeit von Papst Franziskus.

Vatikanstaat Heiligsprechung Mutter Teresa durch Papst Franziskus
Bild: Reuters/S. Rellandini

Die als "Engel der Armen" berühmt gewordene Friedensnobelpreisträgerin kann nun knapp 20 Jahre nach ihrem Tod in der katholischen Kirche weltweit als Heilige verehrt werden. Der Pontifex verlas die entsprechende Formel.

Ein Höhepunkt des Heiligen Jahres

Für Franziskus dürfte die Heiligsprechung als ein Höhepunkt des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit auch ein starkes Zeichen sein. Der Argentinier wünscht sich ausdrücklich eine "arme Kirche für die Armen", wie auch Mutter Teresa steht er für Nächstenliebe und Barmherzigkeit. Das machte der Papst auch direkt im Anschluss an die Heiligsprechung deutlich: Er lud 1500 Obdachlose und Bedürftige zum Mittagessen ein. Die Menschen aus ganz Italien konnten nach der Messe gemeinsam Pizza essen, wie das päpstliche Almosenamt berichtete.

Die 1910 als Tochter albanischer Katholiken geborene Agnes Gonxha Bojaxhiu war durch ihren Einsatz für die Armen weltbekannt geworden. Mit ihrem Orden "Missionarinnen der Nächstenliebe" kümmerte sie sich im indischen Kolkata um Bedürftige. Vielen galt sie daher schon zu Lebzeiten als Heilige, in Indien, wo sie auch als "Heilige der Gosse" verehrt wird, ist ihre Beliebtheit immer noch ungebrochen.

Es gibt auch kritische Stimmen

Dennoch sehen viele ihre Heiligsprechung auch kritisch. Mutter Teresa wird vorgeworfen, nur die Symptome der Armut statt die Ursachen bekämpft zu haben, auch ihre Einstellung zu Abtreibung und Verhütung gefiel Kritikern nicht. Zudem tauchten nach ihrem Tod Briefe auf, aus denen hervorgeht, dass Mutter Teresa oft an Gott zweifelte. Und: Eine Dokumentation prangerte Missstände in Mutter Teresas Heimen an.

Hunderttausende kamen nach Rom, um die Heiligsprechung mitzuerlebenBild: Reuters/S. Rellandini

Das Interesse an der Heiligsprechung in Rom war dennoch enorm. Neben Hunderttausenden Menschen vor Ort wurde das Ereignis im Fernsehen in mehr als 100 Länder übertragen. Zahlreiche internationale Delegationen, darunter auch aus Indien, waren auf dem Petersplatz dabei. Tausende Sicherheitskräfte waren im Einsatz, über dem Vatikan war am Sonntagvormittag eine Flugverbotszone eingerichtet worden.

Heiligsprechung im Schnellverfahren

Die Heiligsprechung nur etwa 19 Jahre nach ihrem Tod ist eine der schnellsten in der Geschichte der katholischen Kirche. Nur sechs Jahre nach ihrem Tod war Mutter Teresa 2003 bereits von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen worden. Im vergangenen Jahr erkannte Papst Franziskus dann das für die Heiligsprechung nötige zweite Wunder an und machte den Weg frei. Dass ihr erstes Wunder, die Heilung einer Frau in Indien von Krebs, umstritten ist, hielt den Prozess nicht auf.

Mit Hilfe von Mutter Teresa soll ein schwer kranker Brasilianer im Jahr 2008 von mehreren Infektionen im Gehirn geheilt worden sein. Vorher hatten er und seine Frau zu der damals bereits gestorbenen Nonne gebetet. "Ich bin sehr dankbar, mein größtes Wort ist Dankbarkeit", sagte Marcílio Haddad Andrino, der mittlerweile gegen jede medizinische Wahrscheinlichkeit mit seiner Frau Kinder hat.

haz/wa (dpa, kna)

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