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Papst Johannes Paul II. zu Besuch in Aserbaidschan

23. Mai 2002

– Präsident Alijew: Nicht nur aserbaidschanische Katholiken, sondern auch Flüchtlinge im Land brauchen die Unterstützung des Papstes

Baku, 23.5.2002, SERKALO, russ.

Heute vor zehn Jahren haben Aserbaidschan und der Vatikan diplomatische Beziehungen aufgenommen. Für Aserbaidschan ist es ein historisches Ereignis, dass zum diesem Jahrestag das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche, Papst Johannes Paul II., selbst nach Baku gekommen ist.

Präsident Hejdar Aljew begrüßte ihn im Flughafen und sagte, dass erstmals in der Geschichte der katholischen Kirche Aserbaidschans diese Ehre widerfährt. In seiner Begrüßungsansprache erklärte der aserbaidschanische Präsident Hejdar Alijew, nicht nur katholische Gläubige im Lande benötigten den Einsatz des Papstes, sondern auch Millionen von Flüchtlingen und Zwangsumsiedlern. "Mit dem Besuch in Aserbaidschan und anderen islamischen Staaten fördern Sie die Annäherung und Verständigung zwischen den beiden großen Weltreligionen. Sie säen Gutes und Toleranz. Auch in Aserbaidschan gibt es Menschen, die Ihre Unterstützung brauchen, das sind Flüchtlinge, die ihre Heimat nach der Aggression Armeniens verloren haben", sagte der Präsident.

Johannes Paul II. sagte seinerseits, dass die "Unabhängigkeit, die nach einer langen Fremdherrschaft erlangt wurde, sich nicht ohne Schwierigkeiten und Leid entwickelt". (...)

Der Besuch des Pontifex wird von Hunderten Medienvertretern verfolgt, die aus aller Welt angereist sind. Aserbaidschan ist in ihren Augen natürlich kein wildes Land, sondern ein Staat, in dem die Ausübung aller Religionen, die es in der Welt gibt, gewährleistet ist. Aserbaidschan ist das 24. muslimische Land, das Johannes Paul II. besucht, und das erste, in dem der schiitische Zweig des Islam vorherrscht. Darüber hinaus ist Aserbaidschan das 8. Land der ehemaligen Sowjetunion, das der Papst besucht. Nach Angaben des Vatikans leben in Aserbaidschan 120 Katholiken und zwei katholische Priester. (...)

Es kam auch zu Kuriositäten. So lehnte es der Bischof der russisch-orthodoxen Kirche in Baku, Aleksandr, ab, sich mit dem Papst zu treffen. Er erklärte, er könnte sich mit dem Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche nur dann treffen, wenn dies Hejdar Alijew selbst wünsche. Der Leiter der Abteilung für Religionsfragen beim Präsidenten Aserbaidschans, Rafik Alijew, sagte dazu, dass Johannes Paul II. nicht als Kirchenoberhaupt, sondern als Staatschef nach Baku komme und dass niemand zu einem Treffen mit ihm gezwungen werde. Aber alles kam anders und Bischof Aleksandr wird an dem Treffen mit dem Papst teilnehmen. Er begrüßte ihn sogar am Flughafen. Es sei daran erinnert, dass seit dem Beschluss des Vatikans im Februar, katholische Bistümer auf dem Territorium der Russischen Föderation einzurichten, und seit der Ausweisung einiger katholischer Priester aus jenem Land die Beziehungen der russisch-orthodoxen Kirche zum Vatikan äußerst angespannt sind.

Gegen den Besuch des Papstes war jedoch nicht nur jener Bischof. So erinnerte gestern gegenüber einem Korrespondenten von "Serkalo" der Leiter des Zentrums für Religionsforschung, Etschin Askerow, daran, dass der Vatikan den Genozid an den Armeniern von 1915 bereits anerkannt habe. Falls der Vatikan als neutrale Kraft des Friedens erscheinen möchte, müsse er auch den im Jahr 1918 von den Armeniern und Bolschewiken verübten Genozid an den Aserbaidschanern anerkennen. (...) (MO)