1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
GlaubeAfrika

Papst: Kirche soll für Grundrechte arbeiten

4. Februar 2023

Papst Franziskus hat Bischöfe und Kirchenmitarbeiter im Südsudan ermahnt, für Grundrechte einzutreten. Wegen der Leiden durch Ungerechtigkeit und Gewalt könne die Kirche nicht neutral bleiben, sagte der Papst in Juba.

Südsudan Juba Besuch von Papst Franziskus
Papst Franziskus trifft in der Kathedrale St. Theresa in Juba einBild: Ben Curtis/AP/picture alliance

"Wo eine Frau oder ein Mann in ihren Grundrechten verletzt werden, wird Christus verletzt", betonte Papst Franziskus in Südsudans Hauptstadt Juba. Als Fürsprecher des Gottesvolks müssten Bischöfe, Priester und Ordensleute ihre Stimme gegen Ungerechtigkeit und Machtmissbrauch erheben, "die die Menschen unterdrücken und sich der Gewalt bedienen, um im Schatten der Konflikte Geschäfte zu machen", sagte das Oberhaupt der Katholischen Kirche. Dies könne auch den Einsatz des eigenen Lebens erfordern. Es bedürfe "mutiger und großherziger Seelen, die für Afrika leiden und sterben können".

Der Papst lud die Geistlichen in dem mehrheitlich christlichen jungen Staat ein, "inmitten von Leid und Tränen" mit den Menschen mitzugehen. Zugleich schärfte er den Amtsträgern ein, untereinander und mit den Laien zusammenzuarbeiten.

Engagierte Kirchenführer

Nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs 2013 waren es wiederholt Kirchenvertreter unterschiedlicher Konfessionen, die das millionenfache Flüchtlingselend und den Hunger in der Folge des Konflikts anprangerten und ein Ende der Gewalt verlangten. Präsident Salva Kiir Mayardit bat damals den anglikanischen Erzbischof Daniel Beng Bul und den emeritierten katholischen Bischof Paride Taban, ein nationales Versöhnungskomitee zu leiten. Später schlossen sich der Papst und der Primas der anglikanischen Kirche, Erzbischof Justin Welby, mit gemeinsamen Friedensinitiativen an, unter anderem mit einem Treffen der rivalisierenden südsudanesischen Führer 2019 im Vatikan.

Papst Franziskus spricht zu Geistlichen in der Kathedrale St. TheresaBild: Ben Curtis/AP/picture alliance

Aktuell engagiert sich die in Rom angesiedelte katholische Gemeinschaft Sant'Egidio dafür, Nichtunterzeichner des Friedensabkommens von 2018 zu einem Beitritt zu bewegen. Präsident Salva Kiir erklärte am Freitag anlässlich des Papstbesuchs, die ausgesetzten Friedensgespräche mit bewaffneten Oppositionsgruppen fortführen zu wollen. Papst Franziskus wird bei seiner dreitägigen "ökumenischen Friedensmission" von Erzbischof Welby und dem Moderator der presbyterianischen Kirche von Schottland, Iain Greenshields, begleitet. Franziskus war am Freitag für einen dreitägigen Besuch in der Hauptstadt Juba gelandet. Zuvor hatte er sich in der Demokratischen Republik Kongo aufgehalten. 

Bei dem Treffen mit Bischöfen und Geistlichen in Juba erinnerte Franziskus auch an Geistliche und Missionare, die in Afrika getötet oder verletzt wurden. "Viele Priester, Ordensfrauen und Ordensmänner sind Opfer von Gewalt geworden und von Anschlägen, bei denen sie ihr Leben verloren haben", sagte das Oberhaupt der Katholiken. Jene Geistlichen hätten ihr Leben für das Evangelium und die Nähe zu den Menschen gegeben.

Der argentinische Papst bei einem Treffen mit Jesuiten in JubaBild: VATICAN MEDIA/REUTERS

Zuvor hatte eine Nonne dem Pontifex in der Kathedrale der Heiligen Theresa von zwei anderen Ordensfrauen berichtet, die 2022 unweit von Juba bei einem Überfall getötet worden waren. In dem von vielen Konflikten geplagten Land kommt es immer wieder zu Anschlägen. Erst am Donnerstag waren bei einem Angriff auf ein Dorf im Süden des Landes mindestens 27 Menschen getötet worden. Unter ihnen waren auch vier ehrenamtliche Mitarbeiter des Roten Kreuzes, wie nun bekannt wurde. "Wir rufen alle bewaffneten Akteure auf, das Rote Kreuz und humanitäre Helfer zu respektieren", sagte John Lobor, der Generalsekretär des Hilfswerks im Südsudan. Das Land gehört zu den gefährlichsten Regionen für humanitäre Helfer weltweit.

71 Häftlinge begnadigt

Derweil wurde bekannt, dass Präsident Salva Kiir nach dem Treffen mit Papst Franziskus 71 Häftlinge begnadigt hat. Bei 36 von ihnen handelte es sich nach örtlichen Medienberichten um Gefangene, die zum Tode verurteilt sind. Das Dekret des Präsidenten wurde am Freitagabend im Staatssender SSBC verlesen. Unter den Begnadigten seien auch vier Frauen. Nach Angaben der Gefangenenhilfsorganisation Amnesty International werden Todesurteile im Südsudan nach wie vor vollstreckt.

kle/sti (kna, dpa, ape)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen