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GlaubeLibanon

Papst Leo XIV.: "Libanon, steh wieder auf!"

2. Dezember 2025

Seine erste Auslandsreise führt den Pontifex an den Schauplatz einer gigantischen Explosion in einem zerrissenen Land. Bei der Messe in Beirut wird er als Friedensbote gefeiert, der seinen Finger in die Wunden legt.

Libanon Beirut 2025 | Papst Leo XIV., der eine Mitra trägt und den Kreuzstab in seiner linken Hand hält, grüßt die Gläubigen mit erhobener rechter Hand
"Der Nahe Osten braucht ein neues Denken!": Papst Leo XIV. in BeirutBild: Andreas Solaro/AFP/Getty Images

Vor etwa 150.000 Gläubigen hat Papst Leo XIV. im Libanon zu einem neuen gesellschaftlichen Zusammenhalt aufgerufen. "Libanon, steh wieder auf! Sei ein Haus der Gerechtigkeit und der Geschwisterlichkeit! Sei ein Vorbote des Friedens für die ganze Levante!", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche bei einer Messe in Beirut.

Jeder müsse seinen Beitrag leisten, und nur durch gemeinsame Anstrengung der Bürger könne das Land "zu seiner früheren Pracht zurückfinden". Der einzige Weg dahin führe über ein Ende politischer Abschottung und ethnischer Spannungen. Die Menschen müssten religiöse Grenzen für echte Begegnung öffnen und "neu den Traum von einem geeinten Libanon" in ihrem Innern wecken, erklärte der Papst in seiner Predigt.

"Lichter inmitten der Nacht"

Die Schönheit ihrer Heimat werde "von Armut und Leid überschattet, von Wunden, die eure Geschichte gezeichnet haben". Gegen Unsicherheit und Hoffnungslosigkeit in dieser Lage helfe es, die "Lichter inmitten der Nacht zu entdecken". Dazu gehöre der "einfache und echte Glaube". Eindringlich rief der Papst die Zuhörer auf, sich nicht entmutigen zu lassen, "nicht der Logik der Gewalt und der Götzendienerei des Geldes nachzugeben" und sich nicht mit dem "um sich greifenden Bösen" abzufinden.

"Wunden, die Eure Geschichte gezeichnet haben": Leo XIV. im Papamobil auf dem Weg zum AltarBild: Anwar Amro/AFP/Getty Images

Zuvor hatte Leo an der Stelle der verheerenden Explosion im Hafen von Beirut vor fünf Jahren gebetet. Angehörige der insgesamt mehr als 200 Opfer, die damals ihr Leben verloren, hielten Porträtfotos hoch, als der Papst an dem Ort eintraf, wo am 4. August 2020 mehrere Tausend Tonnen Nitratdünger detoniert waren. Das Unglück ist bis heute nicht politisch aufgearbeitet. Leo verharrte zunächst in stiller Andacht inmitten der Trümmer, anschließend begrüßte er einige Menschen und unterhielt sich mit ihnen.

Religiöser Proporz an der Staatsspitze

Der Libanon ist geprägt durch das Nebeneinander verschiedener Religionen. In dem Land leben Muslime - Sunniten und Schiiten - sowie Christen, die etwa ein Drittel der Bevölkerung stellen. Es gibt auch eine kleine jüdische Gemeinschaft. Die politischen Spitzenämter werden nach einem religiösen Proporzsystem besetzt.

"Lassen wir die Panzerung unserer ethnischen und politischen Verschlossenheit fallen": Eucharistiefeier mit mehr als 100.000 GläubigenBild: Giuseppe Cacace/AFP/Getty Images

Das Land befindet sich seit 2019 in der schwersten Wirtschaftskrise seiner Geschichte, viele Menschen leben in Armut. Vor allem die angespannte Sicherheitslage nach dem Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hisbollah - die von zahlreichen Regierungen der Welt als Terrororganisation eingestuft wird - setzt dem vorderasiatischen Staat schwer zu.

Aufbrandender Applaus am Papamobil

Schon Stunden vor Beginn des Gottesdienstes strömten Tausende Menschen zur Beirut Waterfront nahe dem Jachthafen der libanesischen Hauptstadt, um den Papst bei der Messe zu erleben. Bei Leos Ankunft im geschlossenen Papamobil schwenkten die Gläubigen libanesische und vatikanische Flaggen und empfingen ihn mit tosendem Applaus.

"Entwaffnung der Herzen": Die Menge reagiert mit lebhaftem BeifallBild: Mohamed Azakir/REUTERS

Die Messe bildet den Abschluss von Leos erster Auslandsreise seit seiner Wahl zum Pontifex vor mehr als einem halben Jahr. Er flog zunächst in die Türkei, anschließend in den Libanon, wo er am Sonntag eintraf. Leo ist nach seinen Vorgängern Johannes Paul II. und Benedikt XVI. der dritte Papst, der dem Libanon einen offiziellen Besuch abstattet.

jj/se (dpa, afp, kna)

Redaktionsschluss: 17:45 Uhr (MESZ) - dieser Artikel wird nicht weiter aktualisiert.

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