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Glaube

Papst rügt Ausgrenzung von Roma in Slowakei

14. September 2021

Papst Franziskus hat bei seiner mehrtägigen Slowakei-Reise eine Roma-Siedlung besucht. Bei einem Treffen mit Bewohnern des Plattenbau-Viertels in Kosice verurteilte er Diskriminierung und Ausgrenzung der Minderheit.

Slowakei | Besuch Papst Franziskus | Roma Siedlung in Kosice
Papst Franziskus trifft Mitglieder der Roma-Gemeinde in Lunik IXBild: Gregorio Borgia/AP Photo/picture alliance

"Zu oft seid ihr Gegenstand von vorgefassten Meinungen und erbarmungslosen Urteilen, diskriminierenden Stereotypen, diffamierenden Worten und Gesten", sagte Papst Franziskus bei einem Besuch der heruntergekommenen Roma-Siedlung Lunik IX in Kosice. "Gettoisierung von Menschen bringt keine Lösung. Wenn man die Eingeschlossenheit schürt, bricht früher oder später Wut aus", betonte das katholische Kirchenoberhaupt im Osten der Slowakei. Zu friedlichem Zusammenleben zwischen der Mehrheitsbevölkerung und der Minderheit führe allein Integration. Wörtlich fügte der 84-Jährige hinzu: "Der Weg zu friedlicher Koexistenz ist Integration."

Das Oberhaupt der katholischen Kirche setzte sich damit ein weiteres Mal für die Unterstützung der ärmsten Bevölkerungsgruppen ein. "Andere an den Rand zu drängen, bringt nichts. Uns von anderen zu isolieren, führt letztlich zu Ärger", sagte Franziskus. In der baufälligen Plattenbausiedlung empfingen die Bewohner den Papst herzlich, tanzten und jubelten ihm zu.

Ein Blick auf einen Plattenbau der Roma-Siedlung Lunik IX in KosiceBild: Roman Vondrous/CTK/dpa/picture alliance

Schlimme hygienische Zustände

In Lunik IX leben fast 4500 Menschen dicht gedrängt, in zumeist verschmutzten und heruntergekommenen Gebäuden. Organisationen berichten von schlimmen hygienischen Zuständen. Auf engstem Raum leben oft Großfamilien in mehreren Generationen zusammen. Ausgelegt ist die Siedlung für halb so viele Bewohner. Viele Gebäude haben weder Strom noch Heizung, Gas oder fließend Wasser, weil die Versorgung wegen unbezahlter Rechnungen gekappt wurde. Das nach einer Mondrakete benannte Viertel war einst als Arbeitersiedlung angelegten worden. Die Regierung siedelte die Roma später dort an. Heute gilt Lunik IX als eine der größten Roma-Siedlungen in Mitteleuropa.

"Es ist wunderbar, dass der Heilige Vater an einen Ort kommt, an den sonst niemand gehen will", sagte Peter Besenyei, Vorsitzender der örtlichen Salesianer-Gemeinde. Es sei schwierig, Lehrer oder Priester zu finden, die in Lunik IX arbeiten wollen, "aber der Papst kommt hierher", sagte Besenyei der Nachrichtenagentur AFP.

In der Slowakei leben rund 400.000 Roma, fast 20 Prozent von ihnen in extremer Armut. Die meisten wohnen in mehr als 600 Barackensiedlungen im Süden und Osten des Landes. Der Osten des Landes gehört zu den Regionen mit dem niedrigsten Pro-Kopf-Einkommen in Europa.

Messe nach byzantinischem Ritus

In einem Sportstadion im knapp 50 Kilometer entfernten Presov hatte der Papst am Vormittag mit etwas mehr als 30.000 Gläubigen einen Gottesdienst im ostkirchlichen Ritus gefeiert. In seiner Predigt warnte der 84-Jährige davor, das Kreuz als christliches Symbol für politische Zwecke zu missbrauchen. Zu den mit Rom verbundenen griechisch-katholischen Bistümern Kosice und Presov gehören rund 190.000 Mitglieder.

Papst Franziskus traf am Montag in Bratislava auch Mitglieder der jüdischen Gemeinde Bild: Gregorio Borgia/AP/picture alliance

Am Montag war Franziskus mit slowakischen Holocaust-Überlebenden zusammengetroffen. Zum Abschluss seines Besuches in der Slowakei ist am Mittwoch eine Messe unter freiem Himmel in der Stadt Sastin geplant, bevor Franziskus nach Rom zurückkehrt.

kle/rb (epd, afp, dpa, kna)

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