1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
GlaubeVatikan

Papst sagt "Nein" zum Krieg

Veröffentlicht 25. Dezember 2023Zuletzt aktualisiert 25. Dezember 2023

Der Segen "Urbi et Orbi" gilt als Höhepunkt der Weihnachtsfeiern im Vatikan. Vorher nutzte Papst Franziskus die Gelegenheit zu einem eindringlichen Appell für Frieden.

Vatikan Petersdom 2023 | Papst Franziskus Urbi et Orbi
Der Papst am Montagmittag auf der Loggia des PetersdomsBild: Tiziana Fabi/AFP/Getty Images

Papst Franziskus hat in seiner Weihnachtsbotschaft zum Frieden in der Welt aufgerufen - vor allem in Israel und im Gazastreifen. "Ich flehe darum, dass die Militäroperationen mit ihren entsetzlichen Folgen unschuldiger ziviler Opfer eingestellt werden", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche vor Zehntausenden Menschen auf dem Petersplatz in Rom. Die Kindheit vieler Mädchen und Jungen werde vom Krieg zerstört. "Sie sind die Jesuskinder von heute."

Franziskus geißelte in diesem Zusammenhang auch das Wirken der Rüstungsindustrie. "Nein" zum Krieg zu sagen, bedeute, "nein" zur Logik des Krieges und zu Waffen zu sagen, führte er aus. "Denn wenn der Mensch (...) Werkzeuge des Todes in Händen hält, wird er sie früher oder später einsetzen." Der Papst sprach von "Machenschaften des Bösen, die sich dem göttlichen Licht widersetzen, im Schatten der Heuchelei und des Heimlichen". Die Interessen und Gewinne der "Drahtzieher der Kriege" müssten öffentlich gemacht werden.

Papst fordert "aufrichtigen Dialog"

"Man schüre nicht weiter Gewalt und Hass, sondern führe die palästinensische Frage zu einer Lösung. Und zwar durch einen aufrichtigen und beharrlichen Dialog zwischen den Parteien, der von einem starken politischen Willen getragen wird und von der Unterstützung der internationalen Gemeinschaft", so Franziskus weiter. Zugleich forderte er von der Hamas, die von etlichen Ländern als Terrororganisation eingestuft wird, die Freilassung aller Geiseln. Deren Großangriff auf Israel am 7. Oktober bezeichnete der Papst als "verabscheuungswürdig". Israel forderte er auf, mehr Hilfslieferungen in den Gazastreifen zuzulassen.

Auf dem Petersplatz waren während der Weihnachtsbotschaft auch palästinensische Flaggen zu sehenBild: Yara Nardi/REUTERS

Der Pontifex ging in seiner Rede auch auf andere Konfliktregionen wie Syrien, Jemen oder die Sahelzone ein, allerdings verhältnismäßig knapp. Zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, der bald zwei Jahre dauert, erklärte er: "Mit fest auf das Jesuskind gerichtetem Blick flehe ich um Frieden für die Ukraine. Wir bekunden erneut unsere geistliche und menschliche Nähe zu ihrem gepeinigten Volk." 

Franziskus erinnerte daran, dass viele Konflikte auf der Welt gar nicht groß beachtet würden. "Wie viele bewaffnete Massaker ereignen sich in ohrenbetäubender Stille, ohne dass viele davon erfahren!" Der 87-Jährige, der bereits seit mehr als einem Jahrzehnt an der Spitze der katholischen Kirche steht, zog auch einen Vergleich zwischen Abtreibungen und dem Leid von Kindern in bewaffneten Konflikten oder auf Flüchtlingsrouten. Franziskus ist als strikter Gegner von Schwangerschaftsabbrüchen bekannt. Er bezeichnete Abtreibungen auch schon als "Mord".

Nach seiner Ansprache spendete das Oberhaupt von insgesamt 1,3 Milliarden Katholiken den traditionellen Segen "Urbi et Orbi", also der Stadt und dem Erdkreis.

Kein Gott des "Alles und sofort"

Bereits in der Christmette an Heiligabend hatte der Papst auf das Schicksal der Menschen im Nahen Osten aufmerksam gemacht. Außerdem rief er die Gläubigen auf, sich gerade zu Weihnachten Gedanken über ihr Gottesbild zu machen. "Es besteht nämlich die Gefahr, dass wir das Weihnachtsfest begehen mit einer heidnischen Vorstellung von Gott in unseren Köpfen. So als wäre er ein mächtiger Herrscher, der im Himmel ist; ein Gott, der mit Macht, weltlichem Erfolg und dem Götzendienst des Konsums in Verbindung steht."

Franziskus leitete die Christmette persönlich, blieb wegen eines Knieleidens aber die meiste Zeit sitzenBild: Gregorio Borgia/AP Photo/picture alliance

"Immer kehrt das falsche Bild eines unbeteiligten und nachtragenden Gottes wieder, der die Guten gut behandelt und sich über die Bösen erzürnt; eines Gottes, der nach unserem Bild geschaffen ist und nur dazu dient, unsere Probleme zu lösen und uns von Übeln zu befreien", so der Papst vor rund 7000 Zuhörern am Sonntagabend im Petersdom. Es gebe jedoch keinen "kommerziellen Gott des 'Alles und sofort'". Gott komme zu den Menschen, "um die Wirklichkeit von innen heraus zu verändern".

wa/qu/se (kna, dpa, afp)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen