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Papst spricht "Reizfigur" heilig

24. September 2015

Auf seiner USA-Reise hat Franziskus den umstrittenen Missionar Junípero Serra heiliggesprochen, der einst den Katholizismus nach Kalifornien brachte. Vor allem für die indianische Bevölkerung ist das eine Provokation.

Papst bei Messe in Washington (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Junípero Serra werde in die Gemeinschaft der Heiligen aufgenommen, sagte der Papst bei einem Gottesdienst in der Basilika der Unbefleckten Empfängnis in Washington. Serra sei ein vorbildlicher Missionar gewesen, der offen auf die Menschen zugegangen sei. Er habe die Würde der indianischen Ureinwohner schützen wollen. Er sei gegen Misshandlungen der Ureinwohner aufgestanden, die bis heute nachwirkten, betonte Franziskus in seiner Predigt.

Reizfigur aus Europa

Der Franziskanermönch Serra, 1713 auf Mallorca geboren, war zunächst nach Mexiko und schließlich nach Kalifornien gegangen. 1769 gründete er in San Diego die erste von insgesamt neun Missionen, um die Indianer zum Katholizismus zu bekehren. Bis zu seinem Tod 1784 folgten acht weitere entlang der Westküste bis in die Bucht von San Francisco. In diesen Jahren taufte der Pater mindestens 6000 Ureinwohner.

Bei der indianischen US-Bevölkerung stieß die Heiligsprechung wegen der oft gewaltsamen Missionierung der amerikanischen Ureinwohner auf scharfe Kritik. Mehr als 10.000 Menschen hatten eine Online-Petition gegen die Heiligsprechung Serras unterzeichnet. Denn der Missionar stehe für die "Ausbeutung, Unterdrückung, Versklavung und den Genozid an tausenden indigenen Kaliforniern".

Nun heilg: Junípero SerraBild: Reuters

Wahre "Todeslager"

Auch der Sprecher des Volks der Kizh Gabrieleño im Großraum Los Angeles reagierte empört: "Wir wehren uns entschieden dagegen, dass der Mörder unseres Volks und unserer Kultur in den Heiligenstand erhoben wird", sagte Toypurina Carac. "Es überrascht uns sehr, dass ein moderner, fortschrittlicher Papst wie Franziskus so etwas vorantreibt." Und der Autor Elías Castillo, der ein Buch über die Versklavung der Indianer in Kalifornien geschrieben hat, urteilte: Die katholischen Missionen seien wahre "Todeslager" gewesen, Zehntausende seien gestorben.

Der Erzbischof von Los Angeles, José Gómez, verteidigte hingegen die Heiligsprechung als "Geschenk für Kalifornien und Amerika". Zwar räumte er ein, dass die Heiligsprechung vergangenes Unrecht während der Missionierung und Kolonialherrschaft ins Gedächtnis rufe. Gleichzeitig verwies er aber auf die Erklärung von Papst Johannes Paul II., der die amerikanischen Indianervölker 1992 um Entschuldigung bat für das Leid, das ihnen angetan wurde. Schon 1988 hatte Johannes Paul II. den Missionar seliggesprochen.

wa/cw (kna, afp, dpa)

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